Robben Ford im Roxy in Ulm: Der will doch nur spielen
Der große Blues- und Jazz-Gitarrist Robben Ford hat mehr als drei Jahrzehnte gebraucht, um wieder in Ulm zu spielen. Natürlich sind da die Erwartungen hoch.
Ist das wirklich schon so lange her? 32 Jahre? 1992 hat Robben Ford mal im Roxy gespielt – es war damals ein wunderbares Konzert dieses begnadeten Gitarrenkünstlers, der leichtfüßig zwischen Blues und Jazz balanciert. Danach hatten nicht nur die üppig vertretenen lokalen Gitarristen glänzende Augen. Jetzt war er tatsächlich nach mehr als drei Jahrzehnten wieder da – und er spielte einen hervorragenden Auftritt mit kleineren Abstrichen.
Robben Ford ist auch Gitarrenlehrer de luxe
Eigentlich hätte der Amerikaner Robben Ford zusammen mit dem Saxofonisten Bill Evans im Juli 2020 im Roxy vorbeischauen sollen, doch zuvor hatte bereits ein Virus vorbeigeschaut und das Kulturleben auf null gedreht. In den vergangenen Jahren hatte der Gitarrist nicht viel von sich reden gemacht, er hatte nur unablässig Alben aufgenommen, live gespielt, anderen Musikgrößen zur Seite gestanden und als Gitarrenlehrer de luxe Unterricht auf diversen Plattformen erteilt. Doch er verfügt nun mal über eine ausgesprochen treue Fan-Gemeinde, die allerdings nicht so groß ist, um das Roxy komplett zu füllen – es sollen rund 350 Besucherinnen und Besucher in der teilweise bestuhlten Halle gewesen seien.
Diesmal tritt Robben Ford mit einer etwas ungewöhnlichen Besetzung auf, denn die Band verzichtet auf den Bassisten. Die tiefen Töne setzt Organist Jonny Henderson mit dem Pedalbass. Der Groove obliegt damit allein dem Schlagzeuger Ian Thomas. Dafür steht dem Gitarristen jetzt ein höchst versierter Sparringspartner zur Seite, der Saxofonist Jovan Quallo. Robben Ford gehört nicht zu diesen Egoshooter-Gitarrenhelden, die alles selber spielen müssen und Begleitmusiker zu Statisten degradieren. Hat er nicht nötig. Er gibt seiner Band Raum, ebenfalls mit Soli zu glänzen – was die drei mit Lust und Schmackes nutzen. Vor allem Organist Henderson gibt sich viel Mühe, all die Klangfarben auszumalen, die sich aus seiner Hammondorgel herauskitzeln lassen. Gerne spielt Ford vertrackte Läufe mal zusammen mit dem Saxofon, mal mit der Orgel. In jedem Moment ist den Musikern anzumerken, dass sie mit großem Vergnügen ihrer Arbeit nachgehen.
Die Musik von Robben Ford hat mehr Biss bekommen
Die Musik hat mittlerweile mehr Biss bekommen, ist teilweise sehr funky, sehr rhythmusbetont. Nach wie vor schreibt Ford vernünftige Songs, die nicht einfach nur die Kulisse für möglichst virtuose Soli-Eskapaden sind. In der Vergangenheit hat er sich immer mal wieder Klassiker vorgenommen und gecovert, diesmal ist es "Jealous Guy" von John Lennon, das dann von Roxy Music zum elegant-plüschigen Salon-Schleicher umgeschminkt wurde. Robben Ford spielt es nüchtern, unsentimental und alles andere als schwelgerisch.
Er ist einer der eher wenigen Gitarristen, die einen eigenen, unverwechselbaren Ton besitzen. Seiner ist weich und singend, aber immer sehr präsent. Doch bei diesem Auftritt steht die Gitarre zu sehr im Hintergrund, kann sich zuweilen gegen die Orgelwucht nicht mit letzter Konsequenz durchsetzen. Den Tönen fehlt etwas die Präsenz, sie wirken in den schnellen Läufen sogar schwammig.
Das ist man von Großmeister Ford so nicht gewohnt. Natürlich spielt er erhaben und elegant, doch fehlt die letzte klangliche Klarheit im großzügig beigemischten Hallraum. Das hat mehr mit den Eigenheiten der Gitarre und seinen vielen Effektgeräten zu tun hat als mit seiner nach wie vor exzellenten Fingerfertigkeit – und das im Alter von 72 Jahren. So bleibt am Ende das Gefühl, ein sehr gutes Konzert gehört zu haben, dem aber das allerletzte Quäntchen zum vollständigen Glück gefehlt hat.
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