100 000 Lernprozesse
Erst die riesigen Probleme in der Startphase vor gut einem Jahr, weil unter anderem das Innenminister fehlerhafte Datensätze geliefert hatte, dann die Falschalarmierung beim Turnhallenbrand in Neuburg und kurz darauf, weil eine Anruferin aus Steingriff den Namen ihres Ortes so "dialektisch" ausgesprochen hat, dass man "Beilngries" verstand und zunächst die Feuerwehr dort in Alarm versetzte - die Integrierte Rettungsleitstelle in Ingolstadt ist noch lange nicht dort, wo sie eigentlich sein sollte. Man hat just zwar die ersten 100 000 Notrufe abgewickelt, aber laut Leiter Karl Weißenberger scheint man in vielen wichtigen und entscheidenden Einsatzlagen immer noch in der Lernphase zu sein. Wenn es eng wird und die Notrufe gehäuft kommen, wenn Menschen statt der 110 die gewohnte 19222 wählen und dann in der Warteschleife hängen oder wenn ein Mitarbeiter am PC einen kleinen Fehler macht, dann reißt die Rettungskette ab und es gehen wertvolle Minuten verloren. Was für ein Glück, dass es da (noch?) nicht um ein Menschenleben ging.
Das alles zeigt, wie schnell und offenbar sehr oberflächlich Vater Staat an dieser Neuordnung gestrickt hat. Trotz vieler Warnungen, dass auch ein noch so guter Mitarbeiter irgendwo in einem Büro in Ingolstadt Fehler machen wird, wenn ein Anrufer aus dem Neuburger Stadtteil Bergen nur einen Unfall in "Baring" meldet und dann wieder auflegt, noch bevor eine Rückfrage gestellt werden kann. Aber es gibt kein Zurück mehr, sondern nur die Flucht nach vorne: nachbessern, nachbessern und wieder nachbessern . . .
Und festzustellen bleibt bei einer Gesamtbetrachtung einmal mehr, dass das flache Land beim Rettungswesen tatsächlich im Nachteil liegt. Etwa die Verweigerungshaltung der Kassen, wenn es um den zusätzlichen Rettungswagen für den Landkreis geht, der die Versorgung um Rennertshofen, Burgheim und Ehekirchen endlich auf Normalzustand hieven könnte. Da wird seit Jahren geblockt und mit fadenscheinigen Argumenten hingehalten, während die Menschen an den Ausläufern des Jura verzweifelt auf den Notarzt warten, wenn der Opa mit einem Herzanfall auf dem Sofa liegt. Echt schade, dass Minister und einflussreiche Leute dieser Region in den Zentren leben. Sonst wäre das Problem bestimmt schon längst gelöst - Wetten?!
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