Adipositas: Wenn der Hunger niemals aufhört

VonThomas Michel

Nicole Lösch hat 100 Kilogramm abgenommen. Jetzt leitet sie eine Selbsthilfegruppe

Ingolstadt „Dann iss halt mal weniger!“ Wie oft Nicole Lösch diesen Satz schon gehört hat, kann sie nicht mehr zählen. Die 35-Jährige leidet seit ihrer Geburt an Adipositas („Fettsucht“). Ihre Mutter hat mit ihr die erste Diät gemacht, als sie drei Monate alt war. „Sogar Schulfreundinnen sind nicht mehr zu uns zum Mittagessen gekommen, weil es immer nur Diät-essen gab,“ erinnert sich Lösch. Im Laufe ihres Lebens folgten immer wieder Diäten, Versuche abzunehmen, das Gewicht zu reduzieren. Wirklich geholfen hat nichts. Der Großteil ihres Lebens drehte sich ums Essen. „Ich hatte eigentlich immer Hunger. Aber man sollte nichts essen. Und genau wegen dieses Verbots tut man es dann doch.“ Lösch wird psychisch krank, zieht sich immer mehr zurück, traut sich kaum mehr aus dem Haus. Zu groß ist die Scham, wenn man nirgendwo passende Kleidung findet, zu groß die Angst vor den Blicken und Kommentaren der Leute.

2007 fasste Lösch den Entschluss, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Sie entscheidet sich für eine Operation, einen sogenannten Magenbypass. 14 Monate ließ sich ihre Krankenkasse Zeit, bis sie grünes Licht gab. Innerhalb von vier Jahren nahm Nicole Lösch 100 Kilogramm ab, kann ihr Gewicht jetzt dauerhaft halten. „Die Operation hat mich auch ein Stück weit befreit,“ sagt sie jetzt. Klar achte sie noch darauf, was sie esse, „aber man kann endlich wieder genießen.“

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