Marktkapelle Rennertshofen: Kopfkino mit Soundtrack
Die Jugend- und Marktkapelle Rennertshofen begeisterte mit musikalischen Ausflügen ihr Publikum. Sie konnten sich zurücklehnen und Bilder in ihrem Kopf entstehen lassen.
„Samstagabend“ hieß das Motto des Frühjahrskonzertes, zu dem die Jugendkapelle und die Marktkapelle Rennertshofen eingeladen hatten.
Samstagabend? – Das ist doch meistens Heimkino vorm Fernseher. Die etwa 250 Zuhörer, die sich an diesem Samstagabend vom bequemen Sofa losreißen konnten und in die Turnhalle der Volksschule zu den rund 70 Akteuren gekommen waren, brauchten ihre Entscheidung nicht zu bereuen. Ganz im Gegenteil: Der Samstagabend mit den Musikern war viel schöner als Heimkino, denn sie animierten mit ihrem gelungenen Konzert ihre Zuhörer zu einem „Kopfkino“, in dem, animiert von den unterschiedlichsten Klängen, opulente Bilder ablaufen konnten.
Nachdem die Youngsters der Marktkapelle mit der Eurovisionsmelodie das Konzert feierlich eröffnet hatten, konnten sich die Zuhörer zurücklehnen und das abwechslungsreiche Abendprogramm genießen. Den ersten Soundtrack für das Kopfkino lieferte die Jugendkapelle mit „A night at the circus“ von Darrol Barry: Heitere Marschmusik entführte in die Zirkusarena, wo Artisten unter der Kuppel ihre Künste zeigten, Elefanten tanzten und der Löwe namens Tamer durch den Feuerreifen sprang.
Für den kleinen Hunger zwischendurch wurde „Fast Food“, eine witzige Komposition von Peter Kleine Schaars, serviert: Zuerst gab es „Pizza Pronto“, danach „Cheeseburger“ und zum mitternächtlichen Abschluss im Disco-Stil „Hot Dog Disco“. Zum Abschluss luden Luisa Peschke und Simon Mayer, die witzig und spritzig durch das Jugendprogramm führten, bei dem Medley „Disney Film Favorites“ zur Begegnung mit Arielle, Aladdin, dem König der Löwen und der Schönen und dem Biest ein.
Saubere Töne, auch beim Nachwuchs
Auch bei diesem Arrangement von Johnnie Vinson bewies der musikalische Nachwuchs mit sicherem Spiel und sauberer Intonation, dass er auf einem guten Weg ist. Schließlich galt es, nachdem etliche der Jungmusikanten in die Marktkapelle aufgerückt waren, zwölf Neulinge in den Klangkörper zu integrieren. Das ist unter der erfahrenen Leitung von Dirigentin und Musikpädagogin Magdalena Rehm hervorragend gelungen, wie der stürmische Applaus des begeisterten Publikums bewies. Die Jugend bedankte sich mit dem „Festlichen Marsch“ als Zugabe.
Von der erfolgreichen Jugendarbeit, die der Verein seit vielen Jahren leistet, profitiert natürlich auch die Marktkapelle. Sie hat sich nach einem Jahr des Umbruchs deutlich verjüngt. Viele Jungmusikanten mussten integriert werden. Eine große Aufgabe für Dirigent Klaus Gottschall, die er seit April 2016 mit pädagogischem Gespür, viel Geduld und fachlicher Sicherheit bewältigt.
Das Frühjahrskonzert wurde somit zur ersten großen Bewährungsprobe und die Marktkapelle ließ keinen Zweifel daran, dass sie diese mit Bravour bestehen will. Nach einem schwungvollen Auftakt mit dem Konzertmarsch „Opening“ folgte mit der Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“ bereits ein erstes Highlight, bei dem besonders Solist Andi Weigl mit seinen wunderschönen Klarinettenkadenzen und das ganze Orchester durch seine variablen Ausdrucksmöglichkeiten gefielen. Auch der „Höllen-Can-Can“ kam beim Publikum sehr gut an.
Moderator und Ehrenvorsitzender Roland Braun führte mit viel Sachverstand, Humor und in gewohnt legerer Art mit Informationen zu den Musikstücken durch den Abend.
Musicalmusik zum Träumen
Die bewegenden Momente der letzten sieben Tage im Leben von Jesus von Nazareth schilderten Auszüge aus Andrew Lloyd Webbers Rockmusical „Jesus Christ Superstar“. Roland Braun griff selber als Solist der Titelmelodie zur Fernsehkrimiserie „Derrick“ in die Tasten seines Akkordeons und lud danach bei Klaus Tippenhauers Tongemälde „Western Train“ zum Träumen ein. Das harte Rattern der Räder, ein einsamer Cowboy auf seinem Ritt durch die Prärie oder eine nostalgisch-sentimentale Melodie, alles war zu hören und beflügelte die Fantasie der „Mitfahrer“.
Ebenso mitreißend wie mitfühlend präsentierte die Kapelle Sahnestückchen aus dem Werk von Eric Clapton, dem amerikanischen Gitarristen und Songschreiber, der jetzt schon als „Slowhand“ zur lebenden Legende geworden ist.
Mit „Grease“, übersetzt „Schmiere“ oder „Pomade“ ließen die Musiker die amerikanischen Fifties wieder auferstehen und intonierten die schönsten Songs aus dem gleichnamigen amerikanischen High-School-Musical. Nach drei Stunden war es Zeit, das Kopfkino abzuschalten und in die Wirklichkeit zurückzukehren. Erst nach zwei Zugaben wollte sich das begeisterte Publikum zufriedengeben und verabschiedete die Kapelle mit Standing Ovations.
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