
Musik zu den Herzen der Menschen
Im Rahmen der Audi Konzertreihe traf im Kongregationssaal Finnland musikalisch überzeugend auf Indien
Klassisches Streichquartett: Vier Herren jenseits des mittleren Alters sitzen im schwarzen Frack, die Schöße sorgsam hinter sich gebreitet, auf der Stuhlkante und spielen mit ernstem Gesicht tiefgründige Musik. So weit das Klischee!
Das Ensemble Meta4 ist anders. Bis auf den Cellisten stehen die vier Musiker auf der Bühne des Kongregationssaals, wie auf dem Sprung, mit starker Körpersprache, bis in die Zehenspitzen unter Strom, in Spannung, die Musik förmlich verkörpernd.
Natürlich eignet sich Béla Bartóks 5. Streichquartett B-Dur ganz besonders für solch lebhafte Aufführung mit seinen harten rhythmischen Konturen, seinen rasanten, bisweilen fast aggressiv wirkenden Passagen, seinen klanglichen Kontrasten und lauernden Harmonien.
Wie könnte Musik, die in einer Zeit entstanden ist, als das Grauen der Katastrophe schon am Horizont zu ahnen war, einfach nur Wohlklang sein? Dennoch ist das Quartett, das Bartók 1934 komponierte, von einer geradezu wilden Schönheit und wunderbaren Strahlkraft, phantastisch, humorvoll, grotesk, vielgestaltig, in den beiden langsamen Sätzen überaus sensibel und herzensnah.
Meta 4 wird dem Werk vollauf gerecht. Antti Tikkanen und Minna Pensola an den Violinen, Atte Kilpeläinen an der Viola und Tomas Djupsjöbacka am Cello interpretieren die fünf Sätze in einem atemberaubend energiegeladenen Zusammenspiel, das seinesgleichen weithin sucht.
Eigentlicher Höhepunkt des Neuburger Abends der Audi Sommerkonzerte war dann die Uraufführung von „Priya“, einer Auftragskomposition der Audi Sommerkonzerte und des Turku Music Festivals. Seit über 30 Jahren beschäftigt sich der finnische Komponist Eero Hämeenniemi mit indischer Musik. „Finnland trifft auf Indien“ lautete denn auch das Motto des Konzerts, das bestätigte, dass Musik ihren Weg zu den Herzen der Menschen finden kann, auch wenn sie aus völlig verschiedenen Traditionen schöpft.
„Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, ein phantastischer Musiker zu sein“, meint Eero Hämeenniemi. Meta4, der grandiose indische Flötist Shashank und Sai Giridhar an der Mridangam, einer indischen Trommel, gelang der Brückenschlag in einem langsamen und in einem schnellen Satz absolut perfekt.
Das lag einmal an der interkulturellen Sensibilität der Komposition, zum anderen aber auch an der hellwachen Aufmerksamkeit der einzelnen Musiker, deren Spiel erkennbare kulturelle Identität behielt und zugleich in hohem Maße miteinander harmonierte. Ein wahrhaftiger Dialog!
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