Peter Haas legt Teilgeständnis ab
Ingolstadt Überraschende Wende im Fall Haas: Der wegen Untreue, Betrug und Urkundenfälschung angeklagte Ex-Citymanager Peter Haas legte gestern über seinen Anwalt Joachim Schwarzenau ein nahezu umfassendes Geständnis ab. Vor dem heutigen vierten Verhandlungstag ließ der Angeklagte erklären, dass er "aufgrund des psychischen Drucks durch den sehr öffentlich geführten Prozess nicht mehr in der Lage" sei, diesen weiter durchzustehen. Aufgrund von Zeugenaussagen über die Missstände im Verein IN-City, insbesondere zu den chaotischen Buchhaltungsverhältnissen, habe sich der 42-Jährige entschlossen, für mehrere Anklagepunkte ein Geständnis abzulegen.
So wird Haas heute einräumen, 15 000 Euro zu Lasten der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) für vier Monate veruntreut zu haben. "Aufgrund der leeren Kassen im IN-City-Verein" sei er nicht in der Lage gewesen, das Geld für den Auto-Hauptgewinn an das Autohaus zu bezahlen. Daher überwies er den Betrag vom Konto des bcsd-Vereins und führte es vier Monate später wieder vom IN-City-Konto zurück. Haas betone, "dass er selbst keinerlei finanzielle Vorteile an dieser Angelegenheit hatte".
Der dreifache Familienvater gestehe zudem, die mit dem Aufbau der Weihnachtsbeleuchtung betraute Firma GMK betrogen zu haben - allerdings nur in den Jahren 2003 und 2005. Haas werde laut Schwarzenau einräumen, dass er den Firmeninhaber auf die desolate finanzielle Situation des Vereins hätte hinweisen müssen. "Damit ist ein Betrug mit bedingtem Vorsatz für diese zwei Zeiträume Herrn Haas eindeutig zuzurechnen, was er auch einräumen wird", so Schwarzenau in seiner schriftlichen Erklärung. Bei den Jahren 2006 und 2007 sei dies nicht der Fall, da GMK das Zahlungsverhalten von IN-City kannte, habe keine Täuschungsmöglichkeit vorgelegen. Vor allem 2007, als trotz der vereinbarten Ratenzahlung nur zwei Monatsraten bezahlt wurden, GMK aber dennoch die Weihnachtsbeleuchtung installierte. Haas räume auch Untreue zu Lasten der Straßenambulanz ein, was an den chaotischen Buchhaltungsverhältnissen liege. Nach wie vor bestreitet er, IN-City bei der Abrechnung seiner Handy- und Benzinkosten betrogen und Rechnungen gefälscht zu haben. Haas betone, sich "in keiner Weise selbst bereichert" zu haben. Die verschiedenen Straftaten seien alle "mit bedingtem Vorsatz passiert und zwar ausgelöst durch eine sehr dünne Personaldecke und die chaotischen Buchhaltungsverhältnisse im Verein, die sich sicherlich Herr Haas trotz allem ebenfalls mit zurechnen lassen muss".
Weder Schuldeinsicht noch Reue
Er und sein Kollege Christian Hagn scheiterten beim Versuch, mit Gericht und Staatsanwaltschaft einen Deal einzugehen. "Wir sehen keine totale Umkehr in diesem Prozess. Das Geständnis kommt sehr spät", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Helmut Walter zur Neuburger Rundschau. Er sehe beim Angeklagten weder Schuldeinsicht noch Reue, weshalb die Staatsanwaltschaft auch keinen Deal eingehen werde, sondern auf die Entscheidung des Gerichts baue. "Das ist ein Zweckgeständnis, vor allem hinsichtlich der Straßenambulanz gibt es keinen Ansatz zur Schadenswiedergutmachung." Welche Auswirkungen Haas' Teilgeständnis auf den Prozessfortgang hat, wird sich heute zeigen.
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