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Porträt
09.11.2013

„...gibt es nicht mehr“

Thomas Zipp, o. T., 2000, Druck auf Buchausriss – zu sehen im Bayerischen Armeemuseum, Reduit Tilly, in der Ausstellung „Apokalyptik als Widerstand – Sammlung Tom Biber“.
Foto: Roman März

Tom Biber lebt für die Kunst. Der Sammler kommt aus Ingolstadt, arbeitet aber seit Jahren in Berlin. Seine Ausstellung im Reduit Tilly heißt „Apokalyptik als Widerstand“. Sie ist das Gegenteil eines Unterganges

Wer nur den Klang seiner Stimme kennt, warm und nachdenklich und mit unaufdringlich bayerischem Idiom, der wird bei diesem Mann kein Kampfgewicht von 100 Kilo erwarten. Und wer Tom Biber nur von Ferne sieht, aber nicht mit ihm spricht, der traut ihm mindestens ein paar der härteren Haken zu, würde sich auf ein Sparring vielleicht nicht einlassen. Eher keinesfalls. 

So lässt die Wirklichkeit viele Deutungen zu. Gute Kunst sollte das auch. Sagt der vollkommen kunstvernarrte Berliner Sammler und Hobby-Boxer Biber. Genauer und öfter hinschauen lohnt deshalb immer. Was für seine erste Ausstellung in der bayerischen Geburtsstadt erst recht gilt. Sie heißt „Apokalyptik als Widerstand“ und ist im Armeemuseum noch bis Januar zu sehen.

Was gezeigt wird, entstammt ironischerweise einer (Kunst-)Welt, die für Biber auf eine Art untergegangen ist. Nicht, dass es die Künstler Meese, Zipp, Andy Hope 1930 und wie sie alle heißen nicht mehr gäbe oder Biber keinen Kontakt mehr zu ihnen hätte. Aber der Mikrokosmos, in dem er Zugang zu ihnen fand, den gibt es nicht mehr. Er sagt es so: „Ich habe zwar eine Kunstsammlung. Aber ich lebe nicht mehr in dieser Welt. Ich bin nicht mehr viel unterwegs. Es passiert auch nicht mehr viel. Meine Kunstwelt, wie ich sie kannte, gibt es nicht mehr. Es ist auch nicht mehr zu bewältigen. Damals war es noch eine Szene, weil es überschaubar war.“ Vielleicht liegt es einfach auch daran, dass er etwas älter geworden ist.

Damals, als er noch lange nicht 47 war, als er vor der Jahrtausendwende von München nach Berlin zog, da war Berlin Anfang. Für ihn, den Quereinsteiger aus dem Ingolstädter Piusviertel, der Journalismus studieren wollte, dann in Regensburg Mathematik und Physik anfing, abbrach, dann in München jahrelang vor schlechten Bildschirmen für Videotexte und das erste Internetfernsehen arbeitete. Der sich immer schon für Literatur und Kunst, bildende Kunst interessiert hatte. Zunehmend leidenschaftlich. Der, vor Berlin, in Graz, Köln, München lebte. Immer der Kunst nach.

Wer sie so liebt, war also Ende der 90er Jahre in Berlin keinesfalls schlecht aufgehoben. Es war wie in Leipzig vor zwei, drei Jahren. Die Kunst hatte die Stadt noch nicht gentrifiziert. So sieht Biber Berlin inzwischen: „Kunst ist dort zu einem richtigen Massenprogramm geworden.“ Nicht, dass er meinte, Kunst müsste etwas für wenige, exklusiv sein. Im Gegenteil. Er beklagt nur, dass mit dem Mehr an Geld nicht zwingend mehr an Qualität gekommen ist. Weniger Künstler, mehr „Kunstarbeiter/innen“, wie er das nennt. Denen Papi das Atelier finanziert.

Er selbst dagegen hat Gemälde schon mit Schnitzeln bezahlt. Er briet und brutzelte und seine kreativen Gäste brachten zu dem gemeinsamen Abendessen dafür ein Werk mit. Biber hat lange für die Kinderdörfer als Kurator der Auktion „SOS-Kunststück“ gearbeitet. Wer weiß, wie man Schnitzel hauchdünn klopft, hat auch in dieser Funktion eindeutig Vorteile.

Vor allem, wenn man anfängt zu sammeln, obwohl man selbst kaum Geld hat. Tom Biber, der auch schreibt, hat das selbst mal sehr schön zusammengefasst. Der Titel des Textes lautet: „Wie man mit 5 Euro eine Woche in München überlebt ... ... dabei den Schein wahrt und sich der Kunst wegen nach Basel sehnt.“

Die Sehnsucht nach Kunst. – In der kleinen Stunde, in der man Biber so ein wenig kennenlernt, sagt er: „Mit Kunst kann man forschen, ohne werten zu müssen. Gute Kunst ist in meinen Augen deshalb auch etwas, das viele Möglichkeiten des Betrachtens zulässt und möglich macht.“

Diesen Anspruch erfüllen die Werke in der Ausstellung allemal. Das Thema lässt es ohnehin zu. Biber: „Die Apokalyptik, also die Lehre von den letzten Dingen, ist eine mögliche Version, eine Gesellschaft und eine Welt zu beleuchten. Und zu sensibilisieren für die Themen, die alle betreffen.“ Was das Arrangement, die Hängung der Werke, gerade im Armeemuseum ausmacht, hat der Künstler Berthold Reiß am treffendsten in der Einführung des Ausstellungskataloges geschrieben: „Denn das Ende der Welt, das die Apokalyptik behauptet, ist greifbar nur in der Dauer der Welt. So werden viele Werke aus der Sammlung Biber zum ersten Mal sichtbar in einem Museum, das diese Dauer bezeugt, auch und gerade dann, wenn diese Dauer Werke, die der Zerstörung dienten, mit einschließt.“

Was bedeutet es eigentlich, Kunst besitzen zu wollen? Wo ist der Unterschied zum Erleben, Sehen von ihr? Was treibt den Sammler zum Besitz? Biber sagt: „Ich habe immer auch selbst Kunst gemacht, habe mich aber nie an einer der Akademien beworben, aus Angst, abgelehnt zu werden. Das Sammeln war für mich wie ein Studium. Man war so sehr nahe an der Kunstwelt. Das war meine Möglichkeit darin.“

Nur ist diese seine persönliche Kunstwelt eben in den vergangenen Jahren so ein wenig untergegangen. Seine Sammlung sei eine, die im „Geist der 90er Jahre“ entstanden sei. Andererseits: „Eine interessante Zeit für Kunst kommt bestimmt wieder.“ Bis dahin wird er weiter als freiberuflicher Kurator sein Geld verdienen. Oder als Dozent vielleicht. Zu sagen hätte er genug.

Ein Schwergewicht. Und auch wenn es im Boxtraining gerade ein wenig zwickt, mit Blick auf Untergänge, die bekanntlich auch vorübergehen, kann vielleicht der Titel eines Gedichtbandes seines großen Vorbildes, Oskar Maria Graf, gelten: Amen und Anfang.

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