Sie pflügen das Lebendige mit Liebe um
Neuburg Gerhard Polt - Kabarettist, Autor und Schauspieler - ist seit Samstag neuer Preisträger der in Neuburg ansässigen Ernst-Toller-Gesellschaft. Beim Festakt im Stadttheater erhielt er die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung und den Lyrikband "Das Schwalbenbuch", den Ernst Toller 1924 während seiner Festungshaft in Niederschönenfeld verfasst hatte. Zudem durfte sich Polt mit einem Silberblatt am stilisierten Baum sämtlicher bisheriger Preisträger verewigen. Der 67-Jährige hat sich mit seinen gesellschaftskritischen Kabarettprogrammen Leistungen im Grenzbereich von Literatur und Politik erworben.
Die Wahl der Jury ist deshalb auf Gerhard Polt gefallen, weil sein Werk und das Ernst Tollers Parallelen aufweisen. Professor Stefan Neuhaus von der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck erläuterte diese in der politischen Wirkungsabsicht und der Gesellschaftskritik beider und in der Problematik, es in Deutschland schwer zu haben mit Literatur, die sich einmischt. Toller hatte vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus gewirkt, "als es keine literarischen Qualitäten mehr gab, sondern nur ideologische Gehirnwäsche", so Neuhaus. Gerhard Polt hat es heute mit dem "Orientierungs- und Werteverlust in unserer Gesellschaft" zu tun. "Wir leben in einer Welt der Warenästhetik", so der Professor, der Mensch sei selbst zu Ware geworden. "Hollywoodstars kaufen Kinder in Asien und der nette Bankangestellte von nebenan kauft sich Sex im Flatrate-Bordell. Der Sohn ist auf Online-Killerspiele abonniert und die Tochter chattet in Foren mit Unbekannten, die echte Freunde ersetzen. Die eigentliche politische Macht haben nicht mehr demokratisch gewählte Politiker, sondern sogenannte 'global player'."
Dem Autor und Künstler Gerhard Polt sei für seine wahrnehmbar kritische Auseinandersetzung mit derartigen Missständen zu danken, so Neuhaus. Er nannte den neuen Toller-Preisträger einen "Experten für die alltäglichen Perversionen des weithin die Gesellschaft dominierenden Kleinbürgertums".
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