
Das Deutsche Medizinhistorische Museum wird 50 Jahre alt


Das Deutsche Medizinhistorische Museum in Ingolstadt feiert am Wochenende Geburtstag. Was der Direktorin wichtig ist und welches Programm geboten sein wird.
Waagrecht liegt das halbe Bein auf seiner Halterung. Verschiedene Brauntöne mischen sich, an der Kniescheibe und an den Zehen ist das Präparat fast schwarz. Feine Linien ziehen sich wie Äderchen über den menschlichen Unterschenkel samt Fuß. Auf den ersten Blick wirkt das Objekt, das als Exponat im Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt (DMMI) zu sehen ist, nicht sehr ästhetisch - eher abstoßend. Wer sich aber darauf einlässt, sich das Präparat durch Texte und einen Audioguide näher erklären lässt, für den wird es spannend und der Ekel verschwindet. Davon ist Marion Ruisinger, Leiterin des Museums, überzeugt. Vielmehr sei genau das seit 50 Jahren - das DMMI feiert am Wochenende Jubiläum - eine zentrale Aufgabe des Medizinhistorischen Museums sowie der Menschen, die dort arbeiten und die Ausstellungen konzipieren: die Abscheu, die viele Besucherinnen und Besucher gegenüber den Exponaten empfinden, in Faszination zu verwandeln.

Ein Museum, das sich mit der Geschichte der Medizin und des Heilens beschäftigt, hat naturgemäß einige Ausstellungsstücke, die ohne Wissen unappetitlich, gruselig oder gar grausam wirken, etwa die 49 Modelle kranker Augen, die Amputationssäge, das schmiedeeiserne Kinderkorsett oder eben menschliche Körperteile. Ruisinger hingegen möchte keinesfalls, dass man ihr Museum in die "Ekel- und Grusel"-Ecke rückt. Dies würde weder den Exponaten noch den Heilerinnen und Heilern der Vergangenheit gerecht. "Für mich gibt es keine 'gruseligen Objekte' in unserem Museum, sondern nur 'interessante Dinge'", sagt sie und verweist auf das Präparat des Unterschenkels aus der Dauerausstellung. "An diesem Unterschenkel sind die Lymphgefäße als feine silbrige Strukturen zu erkennen. Normalerweise sind diese zarten, porösen Gefäße für das Auge unsichtbar. Aber da gab es einen italienischen Arzt – Paolo Mascagni –, der im 18. Jahrhundert die geniale Idee hatte, sie mit Quecksilber zu füllen und dadurch sichtbar zu machen. Damit hat er die Grundlage für unser heutiges Wissen vom Lymphsystem geschaffen. Und schon wird aus dem 'abstoßenden Objekt' ein faszinierendes Dokument der Wissenschaftsgeschichte." Diese Ambivalenz finde man bei vielen medizinhistorischen Objekten.
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