Letzte Ausfahrt: Grillheim
Karlskron Unterhaltsame Musik-Comedy auf engstem Raum - das bot der Förderverein SV Karlskron am Samstag einem begeisterten Publikum. Im ausverkauften Sportheim gab es den Star des Abends, Chris Böttcher mit seinem Programm "LIVE" zum Anfassen. Um dem wachsenden Anspruch der Veranstaltungen gerecht zu werden, hat der SV Karlskron im Vorfeld in neue Ton und Lichtanlagen investiert, wie der erste Vorsitzende Franz Frei eingangs betonte. Kleinere Anlaufschwierigkeiten mit der neuen Technik zogen sich dann, von Böttcher humorvoll auf die Schippe genommen, auch durch den Abend.
In seinem gut zweistündigen Programm bot der gebürtige Ingolstädter dann einen musikalischen Rundumschlag zu aktuellen und allgemeinen Befindlichkeiten der Gesellschaft im Allgemeinen und des Freistaats im Besonderen. Ob Finanzskandal die ausschweifende Libido des französischen Präsidenten oder der Gammelfleischskandal, Böttcher kommentierte die Themen mal bissig, mal humorvoll in seinem umgetexteten Liedgut, wobei er sich von Marc Cohn bis zum Volkslied frei bediente.
Und so dauerte es gerade einmal 20 Minuten, bis er das Publikum genügend angeheizt hatte, um zum Mitsingen zu animieren. Anfangs noch etwas zaghaft ob der unbekannten, aber eingängigen Refrains, erweisen sich die Karlskroner, aber auch die Grillheimer und Mändlfelder, die einen nicht unerheblichen Prozentsatz des Publikums ausmachten, wie Böttcher in einer Umfrage feststellte, als lern- und begeisterungsfähig. Und auch Böttcher zeigte sich mit den örtlichen Begebenheiten bestens vertraut. Wie lange man wohl in dem "längsten Dorf Europas" unterwegs war, um es noch pünktlich zu seiner Vorstellung zu schaffen? Und das, wo schon alleine für den Ortsteil Grillheim drei Ausfahrten ausgeschildert seien.
Besorgt um den Zustand Bayerns, "Was is bloß aus Bayern worn, wenn schon der FC Bayern Angst vor anderen Mannschaften und die CSU Angst vor anderen Parteien haben muss?", holte er sich zur Verstärkung dann das bewährte Personal auf die Bühne: So standen Edmund Stoiber und "der Horst" als Garanten für eine starke Hand, wobei Böttcher mit frivolen Sticheleien über die Macht unter die Gürtellinie nicht sparte. Die Bayern-Task-Force gestalteten den sportlichen Teil und allzeit bereit tummelten sich Stars und Sternchen wie die Beckhams, Florian Silbereisen und Paris Hilton.
In der zweiten Programmhälfte wurde der Titel "LIVE" gelegentlich auch zum Programm, in dem Böttcher durch den ein oder anderen Hänger aus dem Konzept kam. Woran es lag?? Jedenfalls konnte der Programmfluss durch eine Goaßenmoas wieder in Gang gebracht werden. "Wos ma mit Bier alles macha ko…", wunderte sich der Brauerssohn kopfschüttelnd.
Für mehrere Zugaben durch begeisterten Applaus am Verlassen des Saals gehindert, rang sich Böttcher zum Zugeständnis "Mei is des schee im Moos" durch. Und so wurde der Abend dann doch noch länger, was aber trotz Bedenken Böttchers nicht dazu führte, dass die Grillheimer den weiten Weg nach Hause nicht mehr fanden.
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