Die Neuburger Brauerei Juliusbräu auf Wachstumskurs
Juliusbräu in Neuburg hat Millionen in ein neues Sudhaus und Energieeffizienz investiert. Jetzt wurde erstmals in der neuen Anlage gebraut. Damit steht der Kurs auf Wachstum.
Die Neuburger Brauerei Julius ist auf Expansionskurs: Seit Dienstag ist das neu errichtete und mit modernster Brautechnik ausgestatteten Sudhaus auf dem Gelände der Brauerei in Betrieb und ersetzt die alte Produktionsstätte aus den 70er-Jahren. Braumeister Florian Linder hat die ersten 2500 Liter Helles angesetzt. In etwa sechs Wochen wird das Bier dann beim Konsumenten ankommen.
Brauereichefin Gabriele Bauer zeigt sich bei einer inoffiziellen Eröffnung des Sudhauses im kleinen Kreis des Stiftungsrates zufrieden. In dem Anbau mit Glasfront wurde neueste Brautechnik für gut eine Million Euro aufgebaut. Seit diese installiert ist, vertieft sich Braumeister Florian Linder in die Steuerung und testet die Produktionsabläufe. Bereits in der vergangenen Woche hat er den ein oder anderen Probesud angesetzt. "Wir haben jetzt ganz neue Möglichkeiten", sagt der 43-Jährige aus Rohrenfels. Seit über 20 Jahren ist er bei Julius Braumeister.
Bei Juliusbräu in Neuburg könnte die Produktion bei Bedarf verdoppelt werden
Künftig könnte pro Tag doppelt so viel Bier gebraut werden als bisher, nämlich 10.000 Liter. Bei Bedarf können nun vier Sude à 2500 Liter pro Tag angesetzt werden, weil der Betrieb rund um die Uhr vollautomatisch laufen kann. Bisher war pro Tag ein Sud mit 5000 Litern möglich - allerdings mit deutlich mehr Personalaufwand.
In den Edelstahltanks läuft der Gär- und Mischprozess vollautomatisch, unter Bewachung diverser Sensoren und Temperaturfühler und natürlich unter dem geschulten Auge des Braumeisters. Das Bier wird jetzt in geschlossenen Behältern gebraut. Weil es dadurch weniger Sauerstoff aufnimmt, ist es länger haltbar. Der Geschmack soll feiner und edler werden und vor allem - unabhängig von den Rohstoffen - immer den typischen Julius-Geschmack haben.
Für Braumeister Linder wird die Arbeit effizienter und auch deutlich einfacher. Vieles, was er in den vergangenen Jahrzehnten händisch und unter Zeitdruck leisten musste, macht jetzt der Computer. So gibt er etwa den Hopfen nicht mehr per Hand zu, sondern programmiert dies nun über die Steuerung der neuen Sudanlage. "Letztendlich geht ein Stück das pure Handwerk verloren", räumt Braumeister Linder ein. "Aber wir können aus den Gegebenheiten der Rohstoffe das Beste herausholen."
Juliusbräu in Neuburg hat auch in die Energieeffizienz investiert
Parallel hat Julius-Chefin Gabriele Bauer auch in hohem Maße in die Energieeffizienz der Brauerei investiert. Die PV-Module auf dem Dach machen die Brauerei rein rechnerisch für im Hinblick auf Strom autark und versorgen die neu angeschaffte Kälteanlage. Die kühlt das Bier innerhalb von nur 20 Minuten von 100 auf 9 Grad herunter. Die Abwärme der Brauprozesse wird über eine neuartige Wärmepumpe weiterverwertet und in riesigen Wärmetanks können so energiesparend Temperaturen bis zu 130 Grad erzeugt, gespeichert und wieder dem Produktionsprozess zugeführt werden. Ebenfalls angeschafft wurden Lagersilos für Malz. Neue Schrotmühlen mahlen vor Ort die Körner zu Schrot in der Menge, wie sie gebraucht wird. 500 Kilo Malz werden für einen Sud verwendet.
Nach etwa sechs Stunden Brauzeit ist das Bier im neuen Sudhaus fertig und kommt über ein ausgetüfteltes Rohrsystem in den Gär- und Lagerkeller. Dieser wurde 2017 gebaut. Ebenfalls relativ neu ist die Auslieferungshalle auf dem Hof. Darin warten schon bis zur Decke gestapelte, noch leere Bierkästen. Mit den höheren Produktionsmengen werden sie jetzt gebraucht.
Auch wenn die Brauerei an sich nach wie vor den Charme der Geschichte und der Handwerkskunst des Brauens atmet - der Expansionskurs ist nun nicht mehr zu übersehen. Gabriele Bauer, die 1995 die Brauerei von ihrem Vater Julius Bauer übernommen hat, sieht ihren Betrieb bei einem wichtigen Etappenziel angekommen. "Natürlich gilt es weiter zu modernisieren und auch das Haupthaus in Schuss zu halten", sagt sie. "Aber jetzt sind wir erst einmal einen wichtigen Schritt vorangekommen." Im September wird deshalb mit einem Sudhausfest gefeiert.
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