Wirtschaft stagniert: Sparkasse Neuburg-Rain spürt aktuelle Entwicklungen
Die Sparkasse Neuburg-Rain präsentiert die Bilanz für 2023. Unternehmen sind zurückhaltend, was Investitionen angeht, dafür boomt ein lange totgesagtes Geschäft.
Die Sparkasse Neuburg-Rain präsentierte in der Sitzung des Zweckverbandes ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2023. Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Umstände bleibe die Sparkasse auf Kurs und verzeichne stabile Entwicklungen in verschiedenen Geschäftsbereichen, so die beiden Vorstände Nils Niermann und Wolfgang Pöppel laut Pressemitteilung.
Der Kreditbestand der Sparkasse belief sich zum Jahresende auf 1,019 Milliarden Euro, was einem Anstieg von rund 15 Millionen Euro im Vergleich zum Ende des Jahres 2022 entspricht. Das Wachstum hat sich jedoch merklich verlangsamt. Die Kreditzusagen an Privatpersonen für den Wohnungsbau haben sich mit 69 Millionen Euro fast halbiert. Auch die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen macht sich bei den Kreditzusagen stark bemerkbar. Die abrupte Zinswende der EZB hinterlässt Spuren. Die heimische Wirtschaft stagniert derzeit. „Die Sparkasse spiegelt die Entwicklung unserer Region wider. Daher ist diese Entwicklung natürlich auch in unseren Zahlen sichtbar“, so Pöppel. Die schnelle Zinserhöhung der EZB zur Bekämpfung der Inflation habe das Kreditgeschäft belastet, aber für Anleger und Sparer war die Rückkehr der Zinsen überfällig.
Bilanzsumme der Sparkasse Neuburg-Rain stieg auf 1,5 Milliarden
Die Sparkasse habe frühzeitig begonnen, attraktive Zinsen für Sparbriefe oder Kündigungsgelder anzubieten, heißt es. Seit Jahren wird im jährlichen Anlage- und Depotcheck versucht, für jeden Kunden ein individuelles Anlage- und Depotkonzept zu entwickeln. Dank dieser Maßnahmen konnten die Kundeneinlagen ein Rekordhoch von rund 1,17 Milliarden Euro erreichen, was einem Zuwachs von 2,3 Prozent entspricht (im Vergleich dazu verzeichneten die bayerischen Sparkassen ein Minus von 0,8 Prozent). Damit stieg die Bilanzsumme der Sparkasse auf rund 1,5 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 1,5 Prozent entspricht.
Auch bei den außerbilanziellen Anlagen und Produkten wurden laut eigenen Angaben der Bank gute Ergebnisse erzielt. Das Volumen der Wertpapiere stieg um 14,7 Prozent auf 433 Millionen Euro. „Die positiven Märkte haben hier sicherlich auch eine große Rolle gespielt“, sagte Vorstand Wolfgang Pöppel. Im Immobiliengeschäft wurden Häuser und Wohnungen im Wert von 8,3 Millionen Euro vermittelt. Auch hier macht sich der hohe Zinssatz bemerkbar. Mittlerweile hat sich zudem der Markt gedreht, viele Objekte suchen wieder ihren Käufer, die Preise stagnieren, energetisch unsanierte Objekte seien im Preis gefallen, so der Leiter der Finanzierungsabteilung, Joachim Seitz.
Das Bausparen erlebt eine ungeahnte Renaissance
Ein lange totgesagtes Geschäft hat eine ungeahnte Renaissance erlebt. Der Bausparvertrag ist wieder zu einem fast unverzichtbaren Finanzierungsinstrument geworden. Insgesamt wurden Bausparverträge im Wert von 56,5 Millionen Euro abgeschlossen. „Fast jede Kommune hat sich ebenfalls mit einem Bausparvertrag eingedeckt, bei knappen Kassen ein wichtiges Instrument für zukünftige Bauvorhaben“, so Wolfgang Pöppel.
Ein hoher Bestand an Versicherungskunden und eine gut aufgestellte Versicherungsabteilung haben die Sparkasse an die Spitze aller bayerischen Sparkassen gebracht. Fast fünf Millionen Euro Beitragseinnahmen bei den Sachversicherungen und 14,3 Millionen Euro neu abgeschlossene Lebensversicherungen sprechen eine deutliche Sprache, heißt es. Im Jahr 2023 wurden fast 1000 neue Kunden gewonnen, ähnlich wie in den Vorjahren. Auch in diesem Vergleich belegt man den ersten Rang unter den bayerischen Sparkassen.
Sparkasse Neuburg-Rain spürt, dass die heimische Wirtschaft stagniert
Die Verantwortlichen der Sparkasse blicken somit auf ein solides Jahr zurück. Aufgrund der stagnierenden heimischen Wirtschaft ist den Vorständen die Bildung von Rücklagen besonders wichtig. So wird der Bilanzgewinn in Höhe von 2,7 Millionen Euro als Risikovorsorge in das Eigenkapital investiert, das nun 130,9 Millionen Euro beträgt.
Nils Niermann präsentierte noch eine weitere Bilanz: Die Sparkasse führte im Jahr 2023 insgesamt 6,3 Millionen Euro an Steuern an den Fiskus ab, beschäftigt 234 Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende. Zudem wird versucht, alle benötigten Sachmittel bei der heimischen Wirtschaft einzukaufen – 1,3 Millionen Euro wurden so wieder in die Region investiert. Mit Spenden, Sponsoring und Ausschüttungen über die Sparkassenstiftungen in Höhe von 150.000 Euro werden zudem die regionale Kultur, Umwelt und Vereine unterstützt. Für das Jahr 2024 erwarten die beiden Vorstände erneut ein solides Wachstum in allen Geschäftsbereichen, ein leichter Rückgang der Zinsen könnte zu einer Belebung der heimischen Wirtschaft führen. (AZ)
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