Leukämie: Moritz hat einen Lebensretter gefunden
Der kleine Moritz aus Augsburg war an Leukämie erkrankt. Nach einer Stammzellenspende ist er geheilt. Seine Mutter spricht über die schweren Jahre - mit einem Hintergedanken.
Nachfolgend erzählen wir die Geschichte des kleinen Moritz aus Augsburg. Der Bub war an Leukämie erkrankt und ist jetzt nach einer Stammzellenspende geheilt. Unser Dank gilt seiner Mutter Carla Bank, die sich bereit erklärt hat, den Rieser Nachrichten die sehr schweren Jahre zu schildern, als ihr Sohn nach der Diagnose Leukämie einen langen Leidensweg durchlief. Um der guten Sache willen macht die Mutter den Fall öffentlich - auch damit möglichst viele Menschen am Sonntag zur Typisierungsaktion in die Alte Turnhalle in Nördlingen kommen . Carla Bank wird am Sonntag ebenfalls in Nördlingen sein. Und hier ist ihre Geschichte:
Alle 45 Minuten erkrankt ein Mensch in Deutschland neu an Leukämie, darunter sind viele Kinder und Jugendliche. Für viele ist die Übertragung gesunder Stammzellen die einzige Heilungsmöglichkeit. So konnte auch der knapp siebenjährige Moritz aus Augsburg gerettet werden. Das war im Juli 2009. "Moritz hat nun zweimal Geburtstag, am 24. Oktober und am 21. Juli", sagt seine Mutter Carla.
Heute ist Moritz stolzer Erstklässler, er gilt als geheilt. Er hat die Leukämie überwunden. "Sonst könnte ich über seine Krankheit und die schwere Zeit, die hinter uns liegt, nicht an die Öffentlichkeit gehen", gesteht Carla Bank. Und sie tut es auch nur, um noch mehr Menschen dazu zu bewegen, sich als Stammzellenspender typisieren zu lassen. Denn leider findet immer noch jeder fünfte Patient keinen passenden Spender.
Erst drei Jahre alt
Moritz ist erst drei Jahre alt, als er im Januar 2007 an Leukämie erkrankt. "Er hatte vorher einen hartnäckigen Infekt, war blass und ihm fehlte die Bewegungsfreude, aber ich als Mutter hatte den Eindruck ich gehe mit einem gesunden Kind in die Klinik", erzählt Carla Bank. Umso erschütternder die Diagnose: Ihr Sohn hat Leukämie. Die ausgebildete Kinderkrankenschwester, die selbst auf einer Kinderkrebsstation gearbeitet hat, kollabiert. "Danach war nichts mehr wie vorher. Von einem Tag auf den anderen hieß es nur noch funktionieren, jede Chemo einfach abhaken."
24 Stunden am Tag
Die alleinerziehende Mutter gibt ihren Beruf auf, ist von jetzt an 24 Stunden am Tag nur noch für ihren Sohn da. Die Therapie verläuft mit vielen Komplikationen. Wochenlang ist er isoliert wegen Clostridien, Noroviren, Rotaviren und Adenoviren. Zwei Jahre dauert die Behandlung, dann wird Moritz als geheilt entlassen. Doch nur drei Wochen später im Februar 2009 der erneute Schock. Der Fünfjährige hat einen Rückfall. "So früh nach Ende der Behandlung ein Zeichen für besonders aggressive Krebszellen", weiß die Kinderkrankenschwester.
Die einzige Chance, die Moritz jetzt noch hat, ist eine Stammzellentransplantation. Nach zweimonatiger Suche in der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) kommt die gute Nachricht. Ein Spender ist gefunden. Geplanter Termin für die Stammzellentransplantation ist zunächst Mitte Mai. Doch alles verzögert sich. Neben zahlreichen Komplikationen während der Rückfalltherapie, zeigt die Hochrisikochemo nicht die gewünschte Wirkung. Noch jede 100. Zelle ist bösartig. Es muss eine zusätzliche harte Chemo gegeben werden. Trotzdem ist lange Zeit offen, ob die Ärzte es schaffen die Krebszellen in den Griff zu bekommen. Moritz kann sonst nicht transplantiert werden. "Diese zwei Monate waren die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich habe die totale Panik bekommen."
Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit. "Ich konnte keine Nacht mehr schlafen und war am Ende meiner Kräfte." Endlich steht der Termin für die Transplantation. Es ist der 21. Juli 2009. Der Tag 0, darauf arbeiten nun alle hin. "Moritz eigenes Immunsystem wurde völlig platt gemacht. Er war völlig schutzlos", sagt seine Mutter. Im Rollstuhl schiebt sie ihn mehrmals zur Ganzkörperbestrahlung. Vor der Transplantation erhält Moritz nochmals zahlreiche Medikamente zur Vorbereitung. Dann werden dem kleinen Moritz endlich die lebensrettenden, gesunden Stammzellen übertragen.
Nach der Stammzellenspende muss Moritz noch sechs Wochen auf der Isolierstation bleiben. "Die ersten Tage durfte ich ihn nicht einmal in den Arm nehmen." Das Immunsystem muss sich erst neu aufbauen, jede Erkältung hätte seinen Tod bedeutet. Doch Moritz ist auf dem Weg der Besserung.
Nach dreieinhalb Jahren Medikamenteneinnahmen und vielen Komplikationen geht es dem Buben jetzt gut. "Moritz war unglaublich tapfer, dafür bin ich unendlich dankbar." Der Spender war ein Mann aus Deutschland. Noch kennen Moritz und Carla Bank seinen Namen nicht und verkehren nur schriftlich über die DKMS. "Das ist in Deutschland Gesetz. Doch nächstes Jahr wollen wir den Spender treffen und ihm persönlich danken. Er hat meinem Sohn das Leben gerettet."
Ehrenamtliches Engagement
Die Leukämieerkrankung eines Kindes stellt die Familien nicht selten vor große finanzielle Probleme. Seit drei Jahren engagiert sich Carla Bank im Vorstand des Förderkreises krebskranker Kinder im Allgäu. Er bietet finanzielle Unterstützung für leukämiekranke Kinder und ihre Familien und arbeitet mit den kinderonkologischen Zentren München, Ulm und Augsburg zusammen. Der kleine Verein arbeitet ehrenamtlich, jeder gespendete Euro kommt den Familien zugute.
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