
Ein Preis, der stellvertretend für viele steht

Plus Camina Biller bekommt den Christel DeHaan-Sozialpreis verliehen. Bei der Auszeichnung gehe es nicht ums Geld, sondern etwas ganz anderes, sagt OB Wittner.

Elisabeth Glötzer lächelt, wenn sie über die Frau spricht, die an diesem Nachmittag geehrt wird, das kann man durch ihre rot-weiße Maske mit der Aufschrift „Nördlinger Maultäschle“ sehen. „Sie hat diesen Preis absolut verdient“, sagt Glötzer, die es wohl wissen muss. Denn sie und zwei weitere Frauen haben ihre Nachbarin Camina Biller für den Christel DeHaan-Sozialpreis vorgeschlagen, der ihr am Montagnachmittag verliehen wurde. Üblicherweise findet dies im feierlichen Rahmen mit Musik statt, in diesem Jahr war es nur ein kleiner Kreis, der in der Bundesstube im Nördlinger Rathaus zusammenkam – mit Maske statt Musik.
Camina Biller wurde für die Pflege ihres Ehemannes ausgezeichnet, seit zehn Jahren kümmert sie sich um ihn, seit einem Schlaganfall ist er bettlägerig. Glötzer, die Nachbarin, sagt: „Sie kümmert sich so liebevoll um ihn und versorgt ihn, es hätte ihn nicht besser treffen können“. Als die Spanierin von ihrer Auszeichnung erfahren habe, wollte sie der Stifterin einen Blumenstrauß schicken, erzählt Glötzer. Doch das geht nicht mehr. Christel DeHaan starb am 6. Juni 2020. Aber sie schließe sie in ihre Gebete mit ein, sagt Biller.
Die Aufmerksamkeit ist Camina Biller fast zu viel
Camina Biller lebt seit rund 60 Jahren in Nördlingen. Die Aufmerksamkeit scheint ihr fast ein bisschen zu viel zu sein, sie ist nervös. Immer wieder unterbricht sie Oberbürgermeister David Wittner bei seiner Laudatio, um sich bei ihm für die lieben Worte zu bedanken. Wittner sagt über Biller: „Sie sind eine dieser vorbildlichen Familienangehörigen, Frau Biller. Was besonders bemerkenswert ist, so wurde mir berichtet, dass Sie dabei nie klagen, sondern Ihr Schicksal annehmen, ja sich sogar noch eine Portion Humor bewahrt haben.“
Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert, doch darum ginge es ihr nie, sagt Wittner, das wisse er. Das sei nur eine kleine Form der Anerkennung. „Sie fragen dabei nicht, wie es um ihre Zeit bestellt ist und was gut für Sie ist“, so der OB, sondern sie lebe bescheiden und stelle ihre eigenen Ansprüche in den Hintergrund. „Sie sind ein Beispiel von vielen selbstlosen Angehörigen in unserer Stadt, die in vorbildlicher Weise Dienst am Menschen leisten und gelebte Nächstenliebe zeigen.“
Camina Biller stehe stellvertretend für viele Menschen, so Wittner
Genau um diese Menschen gehe es bei diesem Preis, sagt Wittner. Der Preis solle sie in den Vordergrund rücken und würdigen. Camina Biller stehe stellvertretend für diese Menschen. Deren Arbeit spiele sich häufig abseits der Öffentlichkeit im Verborgenen ab. Zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen werde zu Hause im familiären Umfeld gepflegt. Sie hielten Gesellschaft und Familien zusammen.
Wittner erinnerte auch noch einmal an Christel DeHaan. „Sie war es, die im Jahr 1995 durch eine umfangreiche Stiftung den Preis ins Leben gerufen hat. Ziel war es, Menschen auszuzeichnen, die sich in ganz besonderem Maße sozial für andere engagieren“, sagt Wittner.
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