Verein Streunerhilfe: „Jed’s Viech mag g’möcht wer’n“
Monica Wagner half zahlreichen Menschen und vielen Tieren in Rumänien. Vor einem Jahr gründete sie den Verein „Streunerhilfe“
Zwei Dinge übernahm Monica Wagner aus Rudelstetten von ihrem Großvater: Dessen Beruf als Hufschmied und sein Motto „Jed’s Viech mag g’möcht wer’n“. So hatte sie schon als Kind immer zehn bis 14 Igel zum Überwintern daheim, erweiterte vor 30 Jahren ein Gestüt in Blankenberg bei Nordendorf zum großen Katzenasyl.
Als sie 2007 im rumänischen Lugoj Geschäftsführerin der Fabrik ihres damaligen Lebensgefährten wurde, konnte sie das Elend von Mensch und Tier kaum ertragen: Einen obdachlosen alten Mann, der in Filzpantinen durch Eis und Schnee schlurfte, quartierte sie im ehemaligen Pförtnerhäuschen ein; eine Familie mit fünf Kindern, deren Schuhe aus Lumpen mit Plastiktüten drumherum bestanden, war Auslöser für eine bis heute andauernde Spendenaktion. Transporter fuhren alle zwei Monate vollgeladen nach Rumänien, die Fabrikarbeiter leiteten die Schuhe und Kleider gezielt den bedürftigsten Menschen zu. Heute versorgt Monica Wagner noch rund 20 Familien mit dem Notwendigsten.
Damals habe es 2000 bis 3000 Straßenhunde in Lugoj gegeben – in unsäglichem Elend, abgemagert bis auf die Knochen, mit offenen Brüchen hilflos am Straßenrand liegend, schildert sie und sagt weiter: „Man musste lernen, wegzuschauen, doch dazu war ich nicht fähig.“ Mit einigen Mitarbeitern besuchte sie das „Tierheim“, es entpuppte sich als Tötungsanlage; 600 verwahrloste Tiere harrten auf kleinster Fläche ihrem Schicksal. „Uns liefen allen die Tränen herunter“, erinnert sie sich.
Die Gruppe fuhr sofort zum Bürgermeister, dessen Sekretärin bestellte die zuständige Tierärztin ein, die dafür sorgte, dass Monica Wagner die ersten drei Tiere mit auf ihren Hof nach Rudelstetten nehmen konnte. Rund 300 Hunde brachte sie so in Sicherheit, doch die Hauptarbeit fand vor Ort statt – mit groß angelegten Kastrationen, renovieren und ausstatten des Tierheims, das jetzt nur noch 100 Hunde beherbergt, alle bestens versorgt. Lugoj sei heute weitgehend frei von Streunern. „Die Situation in Stadt und Tierheim ist für rumänische Verhältnisse vorbildlich und führt anderen Städten vor Augen, was möglich ist“, sagt Monica Wagner. Sie arbeitet immer professioneller, sammelt Spenden bei Facebook, findet immer mehr Menschen, die teils gegen Gebühr Hunde adoptieren; die Rettung eines Tieres kostet immerhin 250 Euro. Zwei der Ehrenamtlichen, die mithelfen, die derzeit 15 Tiere auf dem Hof zu betreuen, und sie selbst absolvierten diverse Sachkundeprüfungen für Pflege, Transport und Vermittlung der Tiere. Vor einem Jahr gründete Monica Wagner den Verein „Streunerhilfe“.
In diesem sah ihre Schwägerin, Kinderpsychologin im Caritas-Kinderdorf Eichstätt, therapeutisches Potenzial und kam zunächst mit 14 Kindern für einen Tag vorbei. Ihre Überlegung ging auf, die Kinder beschäftigten sich begeistert mit den Tieren, bemalten die Wände der Aufenthalts-Halle, es gab einen Groß-Spaziergang mit allen Hunden. Alle zwei bis drei Monate kommen nun je sechs bis zwölf Kinder zu Projekttagen vorbei, bürsten die Hunde, reinigen Körbchen und Decken, lernen den korrekten Umgang mit ihnen.
Als der Landkreis Eichstätt einen Jugendwettbewerb zum Thema Missstände veranstaltete, entwarfen sie ein Plakat gegen Tierquälerei mit Fotos der Hunde, als sie noch in Käfigen hausten. Wer gewann, entschied sich an einem Gala-Abend im Stadttheater, wo die Teilnehmer auf der Bühne ihre Beweggründe erläuterten. Die Kids aus dem Kinderdorf führten einige der Hunde auf die Bühne und erzählten deren Geschichte. Damit war ihnen der erste Preis sicher.
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