So werden die Straßen im Ries winterfest gemacht
Der Landkreis verwendet erstmals Feuchtsalz zum Streuen. Der staatliche Einsatz von Gurkenwasser wird mit Interesse beobachtet.
Einen Schwerverletzten bei einem Glätteunfall hat es diesen Winter bereits im Landkreis Donau-Ries gegeben laut der Unfallstatistik. Frostige Temperaturen führen derzeit zu Reifglätte auf den Straßen. Schnee ist zwar laut Deutschem Wetterdienst nicht in Sicht, doch die Winterdienste sind im Kampf gegen die Glätte bereits seit Anfang November im Einsatz und auf den Schnee vorbereitet. Nur, wie machen sie das eigentlich?
Für die B466 und B25 ist die staatliche Straßenmeisterei Nördlingen zuständig. Ab 3 Uhr nachts werden die neuralgischen Punkte an Brücken und in Waldgebieten auf Glätte hin kontrolliert. Die 24 Mitarbeiter bringen mit ihren vier Lastwagen und zwei Unimogs das Feuchtsalz aus. Matthias Opel, Dienststellenleiter der Straßenmeisterei, erklärt, dass vom früher verwendeten Trockensalz 85 Prozent verweht und in die Natur und ins Grundwasser gelangt seien. Das mineralische Streusalz sei aber schädlich für Pflanzen, Tiere und Gewässer. Die Schäden zu beseitigen oder einzudämmen verursache jährlich hohe Kosten, schreibt das Bundesumweltamt. Im Bayerischen Straßen- und Wegegesetz heißt es: „Die Verwendung von Streusalz und umweltschädlichen anderen Stoffen ist dabei auf das aus Gründen der Verkehrssicherheit notwendige Maß zu beschränken“.
Winterdienst im Ries mit Feuchtsalz
Mit dem Feuchtsalz habe sich das frühere Zahlenverhältnis 15:85 umgekehrt, meint Opel, jetzt verwehten nur noch 15 Prozent. Das Feuchtsalz bestehe zu etwa zwei Dritteln aus Trockensalz und zu einem Drittel aus flüssiger Sole, daher hafte das Salz wesentlich besser auf der Fahrbahn; das Eis taue schneller auf und die Kosten für das Salz seien wegen des deutlich geringeren Verbrauchs um bis zu 30 Prozent zurückgegangen, führt Opel aus. Seit dem Winter 2018/19 ist bei der Straßenmeisterei auch das neue Hochsilo für Streugut in Oettingen in Betrieb. Die Fahrer des Winterdienstes können dort ohne Radlader ihr Streufahrzeug allein mit Feuchtsalz befüllen. Das Hochsilo fasst 360 Tonnen Auftausalz; die Baukosten lagen zusammen mit der Pumpstation, an welcher gleichzeitig die Sole getankt werden kann, bei 230000 Euro. Opel gibt auch einen Zukunftsausblick: Seine Behörde wolle künftig noch mehr in die Sole-Technik investieren, eventuell auch in Fahrzeuge mit speziellen Düsen zum Aufsprühen der Sole.
Vor Kurzem ist zudem ein staatliches Pilotprojekt gestartet, das den Einsatz von Gurkenwasser für den Winterdienst erproben soll und an dem die niederbayrische Firma Develey beteiligt ist. Denn das salzhaltige Gurkenwasser, ein industrielles Abfallprodukt, könne im Winterdienst anstelle der bisherigen Sole verwendet werden. Der Freistaat möchte damit bereits diesen Winter 700 Tonnen Salz und fünf Millionen Liter Wasser sparen. Gersthofen macht momentan bereits erste Versuche mit dem Gurkenwasser. Ob und wann die Straßenmeisterei in Nördlingen dies aber tun wird, kann Opel noch nicht sagen.
Gurkenwasser auch für die Straßen im Landkreis?
Auch im Landratsamt DonauRies, das für den Winterdienst auf den Kreisstraßen zuständig ist, hat man noch keine Pläne für den Einsatz von Gurkenwasser. Man wolle zunächst abwarten, welche Erfahrungen andere Stellen mit dem Pilotprojekt machen, wie Gerhard Schappin, Fachbereichsleiter Tiefbau beim Landratsamt, verlautbarte. Der Landkreis setze ebenfalls Feucht- statt Trockensalz ein, in diesem Winter jedoch zum ersten Mal. Auch hier werden jeden Tag ab 3.30 Uhr kritische Straßenstellen geprüft; bei Bedarf fahren die Streufahrzeuge dann in der Früh raus. Seit Oktober gab es mehrere Streueinsätze.
Der kommunale Winterdienst der Stadt Nördlingen hingegen habe bisher wenig zu tun gehabt, wie Rudi Scherer, Pressesprecher der Stadt, bekannt gibt. Bereits das zweite Jahr in Folge habe es im November keinen einzigen Einsatz gegeben. Vorbereitet seien die Winterdienst-Mitarbeiter gleichwohl, sie absolvierten sogar eigens ein Fahrtraining hierfür.
Scherer betont, dass die Stadt den Einsatz von Streusalz „so gering wie möglich“ zu halten versuche, „ohne aber die haftungsrechtlichen Verkehrssicherungspflichten zu verletzen“. Deshalb komme dieses Jahr zusätzlich wieder Kalk-Splitt und Magnesia-Kainit auf den Straßen zum Einsatz. Letzteres ist ursprünglich ein landwirtschaftliches Düngemittel, das auch schmelzende Eigenschaften hat. Da es aber sehr teuer sei, komme es nur vereinzelt zum Einsatz.
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