Der nächste Schritt zum neuen Egerviertel in Nördlingen ist getan
Mit 22:7-Stimmen beschließt der Stadtrat die Aufstellung des Bebauungsplans. Eine Fraktion stellt sich geschlossen gegen die Planung und nennt sie "rückwärtsgewandt".
Ein weiterer Schritt in Richtung neues Egerviertel ist gemacht: Der Nördlinger Stadtrat hat am Donnerstagabend die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans beschlossen. Damit gibt es zwar noch kein Baurecht für das Augsburger Unternehmen Eco Residential GmbH, das das neue Viertel auf dem ehemaligen Ankergelände in Nördlingens Altstadt realisieren will. Aber: Das Bebauungsplan-Verfahren beginnt.
Wie berichtet, will Eco Residential auf dem 1,4 Hektar umfassenden Areal Wohnungen und Büros bauen, auch ein Bistro beziehungsweise ein Tagescafé soll es dort künftig geben. Vom Fluss zur Stadtmauer soll ein öffentlicher Weg führen. Eine Erziehungsberatungsstelle und eine Kindertagesstätte mit 124 Plätzen sollen ebenfalls entstehen. Das Grundstück, auf dem die Kita gebaut wird, gehört der Nördlinger Familie Haag, sie lässt diese auch errichten. Vermietet werden die Räume an die katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg, die das Haus der Kinder betreibt. Die Buben und Mädchen sollen auf einem Spielplatz auf zwei Stadtgraben-Grundstücken toben können. Eines gehört den Haags, die es kostenlos zur Verfügung stellen.
Aktuell ist das ehemalige Ankergelände in Nördlingen eine Industriebrache
Die ursprüngliche Architektur des Egerviertels war von Stadtplaner und Architekt Professor Florian Burgstaller nach Kritik vonseiten der Bürger und aus den Reihen des Stadtrats überarbeitet worden. Aktuell handelt es sich bei dem einstigen Ankergelände um eine Industriebrache, die Gebäude der ehemaligen Brauerei stehen leer. Ebenfalls gebaut werden soll eine Tiefgarage, die 77 Plätze umfasst. Besonders gegen diese stemmt sich eine Bürgerinitiative um Werner Luther.
Der Beschluss am Donnerstagabend fiel nicht einstimmig. Die PWG stimmte geschlossen dagegen, genauso wie ein Mitglied der Stadtteilliste. Oberbürgermeister David Wittner erinnerte daran, was in Sachen Egerviertel bereits geschehen war. Zuletzt habe man ein weiteres Gutachten wegen des Baus der Tiefgarage angefordert. Ob es gelungen sei, den Konflikt zwischen dem Projektträger und der Nachbarschaft zu beruhigen, werde sich zeigen. Der Stadtrat und die Verwaltung hätten die größtmögliche Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit an den Tag gelegt, betonte Wittner.
Stadtbaumeister Jürgen Eichelmann stellte das Projekt noch einmal vor. Der Bau der Tiefgarage sei nicht einfach, aber möglich, sagte er. Im Gespräch mit unserer Redaktion informierte Eichelmann, alle Gutachten zum Egerviertel seien ab dem 7. Juni auf der Homepage der Stadt einsehbar, die Bürger könnten dann ihre Einwände einreichen. Diese würden abgewogen werden.
Egerviertel: Die Stadt hat das Büro für das Gutachten vorgegeben
Für die CSU sagte Jörg Schwarzer, man habe sich für das Egerviertel sehr viel Zeit genommen und auch sehr viel vom Projektträger eingefordert. Er widersprach der Bürgerinitiative, die vermutet hatte, das zuletzt vorgelegte Gutachten sei ein "Parteigutachten": Die Stadt habe das Büro vorgegeben, das Unternehmen habe die Kosten tragen müssen. In den Mittelpunkt rückte Schwarzer die Kindertagesstätte. Er nannte den Neubau des Hauses für Kinder, besonders mit den Stadtgraben-Grundstücken, einen "Quantensprung" im Vergleich zum aktuellen Kindergarten.
Für Markus Hager von der Stadtteilliste gab es Für und Wider. Für das Egerviertel spreche, dass eine Industriebrache verschwinde, dass neuer Wohnraum entstehe und ein neuer Kindergarten komme. Echte Freude wolle bei einigen Kollegen der Fraktion aber nicht aufkommen, weil es noch zu viele Unklarheiten gebe - etwa was die Baustellenabwicklung und das Verkehrskonzept betreffe. Es werde mit 55 fiktiven Stellplätzen gerechnet: "Das sind aber tatsächlich 55 Autos." Schade sei, dass es keine Annäherung zwischen dem Investor und den Nachbarn gegeben habe. "15 bis 20 Wohnungen weniger hätten viel Ärger erspart." Günstig werden die Wohnungen nicht, vermutete Hager.
Beyschlag: Andere Städte setzen auf Begrünung
Der Fraktionsvorsitzende der PWG, Helmut Beyschlag, begründete die ablehnende Haltung der Parteifreien so: Zwar sei es positiv, dass eine Industriebrache beseitigt werde, dass Wohnungen und eine Kita gebaut werden. Die gesamte Planung sei aber "rückwärtsgewandt". Andere Städte würden versuchen, den Verkehr aus der Innenstadt herauszubringen, dort setze man auf Begrünung und Ruhezonen. Nördlingen hole sich mit diesem Projekt mit der Tiefgarage mehr Verkehr in die Altstadt. Der Parkdruck in diesem Bereich werde zunehmen, schließlich hätten die meisten Familien heute mehr als ein Auto, so Beyschlag.
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen/Frauenliste, Wolfgang Goschenhofer, wies auf den "erheblichen Mehrwert" für die Bürger hin, den das Egerviertel biete: mehr Betreuungsplätze, ein Café. Es gebe Signale des Projektträgers, ein Mess- und Beobachtungskonzept zu implementieren, um bei auftretenden Schwierigkeiten schnell reagieren zu können. Goschenhofer sagte, das zuletzt vorgelegte Gutachten habe sehr geholfen. Er sprach Alternativen zur Tiefgarage an - etwa Parken vor der Stadtmauer - die jetzt im Bebauungsplan-Verfahren geprüft werden könnten.
SPD-Fraktionsvorsitzende Gabriele Fograscher betonte, es gehe beim Egerviertel nicht um Einzelinteressen. Die Kindertagesstätte diene dem Gemeinwohl, dass Wohnraum geschaffen werde - ohne dass neue Flächen verbraucht werden - und es eine sinnvolle Nutzung für eine Industriebrache gebe, ebenfalls.
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