
OB Wittner will eine Bürgerkonferenz zum Thema Verkehr

Plus Beim Neujahrsempfang lädt der Rathauschef die Stadträte beim Thema Hallenbad zur Geschlossenheit ein. Er will prüfen lassen, wo Windräder gebaut werden können.

Was gab es nicht alles für Krisen in den vergangenen Jahrzehnten: die Finanzkrise, die Eurokrise, die Flüchtlingskrise. Gefolgt von der Corona-Pandemie und dem Ukrainekrieg. Doch Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner machte den Besucherinnen und Besuchern des Neujahrsempfangs im Stadtaal Klösterle Mut: "Was in der Tat bemerkenswert ist, ist, dass zwar alle diese Krisen Spuren hinterlassen haben, sie aber insgesamt die Entwicklung unserer Stadt nicht zurückgeworfen haben. So stehen wir wirtschaftlich deutlich besser da als vor 15 Jahren, verzeichneten zuletzt sogar Gewerbesteuereinnahmen auf nie da gewesenem Niveau."
Eine Folge der Corona-Pandemie war es allerdings, dass Wittner zwei Neujahrsempfänge digital abhalten musste und erst in diesem Jahr das erste Mal als Rathauschef die Besucherinnen und Besucher persönlich begrüßen konnte. Ehrengäste waren heuer Bürgerinnen und Bürger, die sich 2022 in herausragender Weise für die Stadt engagiert hatten. Sie seien ein Beispiel dafür, dass die Gesellschaft getragen sei vom Engagement der Menschen füreinander, sagte Wittner. Er kritisierte, dass seit Jahren zunehmend das Gegenteil beobachtet werden müsse: "Menschen, die eine gewisse All-inclusive-Mentalität an den Tag legen." Andere würden Normen und Werte infrage stellen – etwa Reichsbürger, Querdenker oder die Angreifer aus der Silvesternacht in Berlin: "Ein Verhalten, das absolut unmenschlich und inakzeptabel ist und gegen das mit aller Härte vorgegangen werden muss", forderte der Oberbürgermeister.
Windräder auf dem Härtsfeld im Stiftungswald?
In seiner Rede ging Wittner auf mehrere Themenschwerpunkte ein, unter anderem auf den Klimawandel und die Energieversorgung. Er kritisierte, dass es Deutschland auch 20 Jahre nach dem ersten Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht gelungen sei, sich auch nur im Ansatz unabhängig zu machen von fossilen Energieträgern. Deutschland habe bereits Wasserreservoire in der Größe des Bodensees verloren. "Sicher, die Menschheit kann unser Klima nur in globaler Zusammenarbeit retten." Allerdings könnten Kommunen klimaschädliche Emissionen vermeiden oder mindestens reduzieren und das Lebensumfeld der Menschen vor Ort an die beginnenden klimatischen Veränderungen anpassen. Die Stadt schreibe das Klimaschutzkonzept fort und eine hauptverantwortliche Person werde eingestellt. Wittner sprach die Freiflächen-Photovoltaik und die Anlagen auf Dächern an. "Auf den Prüfstand stellen wollen wir zudem, wo wir über geeignete Flächen zur Erzeugung von Windenergie verfügen." Eher passten da die windreicheren Härtsfeldflächen des Stiftungswaldes als das windarme Ries.
Klimafreundliche Mobilitätskonzepte sollen in Zukunft ebenfalls Vorrang haben, kündigte Wittner an, den Ausbau von Flächen für Radfahrer und Fußgänger nannte er "wesentlich". Die Aufenthaltsqualität in der Altstadt will der Oberbürgermeister verbessern, dafür soll es eine sogenannte Bürgerkonferenz geben. Es gebe eine Handvoll Nördlinger, die zu jedem Thema ihre Meinung kundtun würden. Beim Thema Verkehr sei ihm eine repräsentative Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wichtig, betonte Wittner. Vielleicht könne man bereits im Sommer erste Konzepte testen.

Zum Thema Hallenbad erklärte der Oberbürgermeister, dass nicht alleine die Sauna, sondern vielmehr das gesamte Projekt eine freiwillige Leistung sei, zu der die Stadt wiederum nicht verpflichtet sei. Wittner stellte sich aber eindeutig hinter den Bau des Hallenbades. Das sei nämlich kein Luxusgut, sondern ein integraler Bestandteil der Daseinsvorsorge vor Ort und gleichzeitig ein wichtiger Standort. Ein Stopp oder ein Aufteilen der Baumaßnahme möge nur sinnvoll erscheinen, wenn sich in absehbarer Zeit die Finanzen der Stadt verbessern oder die Bau- und Planungskosten dadurch sinken würden. Das sei aber – "nach allem, was wir heute wissen" – nicht in Sicht. Vielmehr laufe man Gefahr, dass das bestehende Hallenbad in der Gerhart-Hauptmann-Straße nicht mehr nutzbar sein könnte, weil ein altersbedingter Schaden auftrete. "Ich lade deshalb alle politisch Verantwortlichen ein, sich wieder geschlossen hinter dieses wichtige Projekt zu stellen, dass wir alle gefordert haben."
Wittner kündigte an, den Glasfaserausbau im Straßenbau voranzutreiben. Zudem ging er auf die medizinische Versorgung ein, nannte das im Bau befindliche Ärztehaus in der Augsburger Straße ein "Vorzeigeprojekt." In Sachen Kinder- und Jugendmedizin bat Wittner die Kollegen aus dem Ostalbkreis und dem Landkreis Dillingen darum, im Austausch zu bleiben.
Das Orchester des Theodor-Heuss-Gymnasiums Nördlingen spielte unter der Gesamtleitung von Andreas Nagl.
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