20. Breakdance-Weltmeisterschaft gestartet
Braunschweig (dpa) - Wie Akrobaten fliegen die Tänzer auf der Bühne durch die Luft, drehen sich spektakulär auf dem Kopf und den Schultern. Die Musik dröhnt durch die Halle, die Fans jubeln bei den atemberaubenden Elementen mit imposanten Namen wie "Windmill", "Flair" oder "Head Spin".
Zum 20. "Battle of the Year" kamen am Samstag rund 8000 Zuschauer in die Volkswagen Halle in Braunschweig. 17 Gruppen aus aller Welt zeigten bei ihren Tanzshows Kreativität und Fantasie und kämpften um den Titel "Weltmeister im Breakdance". Das deutsche Team "Funk Fellaz" fiel verletzungsbedingt aus.
Während die Crew "Ubuntu" aus Südafrika ihren großen Auftritt hat, machen sich die Mitglieder der koreanischen Gruppe "Gamblerz" auf dem Fußboden in den Gängen warm. "2004 haben wir den Battle gewonnen, ich habe heute ein gutes Gefühl", sagt B-Boy Bruce Lee. Unter den jungen Tänzern mit Basecaps und Strickmützen fällt eine schlanke Frau mit kurzen grauen Haaren auf: Monica Marsuta aus Schweden, die hier alle nur "Crazy Grandma" (verrückte Oma) nennen. Die 69-Jährige ist eine begeisterte Tänzerin, zum neunten Mal besucht sie den Wettkampf. Sie ist allerdings kein Crew-Mitglied, sondern tanzt für sich privat.
"Ich war neugierig, ich habe die B-Boys beobachtet und gedacht, das kann ich auch lernen", schildert Marsuta ihre Anfänge im Breakdance vor zehn Jahren. Mittlerweile hat sie in ihrem Haus nahe Stockholm einen eigenen Trainingsraum. Dort übt sie jeden Tag. Dass sie fit ist, zeigt die Schwedin, die wie alle Tänzer ein weites Sweatshirt und eine bequeme Hose trägt, auch gleich. Zwischen den erheblich jüngeren Teilnehmern dreht sich die 69-Jährige auf dem Boden und präsentiert mehrere Elemente. Die B-Boys, die sie noch nicht kennen, bleiben fasziniert stehen und schauen der "Crazy Grandma" zu. "Die Jungen finden das toll, dass sich jemand aus einer anderen Generation für Breakdance begeistert", sagt Marsuta.
Während des Wettstreits mischt sie sich unter das Publikum. Dort beobachtet auch Timber vom "Team Shmetta" aus Belgien und Holland die Konkurrenz. Er ist mit der Show seiner Crew zufrieden: "Das war alles exakt, ich hab es genossen", sagt er und nimmt noch einen Schluck Energydrink. "Ich hoffe, wir kommen unter die ersten vier, aber der Wettbewerb hier ist ziemlich hart", erklärt der B-Boy. Das stört die Mitglieder der Gruppe "Myztikal" aus Suriname nicht: Nach jahrelangen Versuchen haben sie es endlich geschafft, sich für den "Battle of the Year" zu qualifizieren, erstmals ist ihr Land bei dem Wettstreit vertreten. Die Fans empfangen die Newcomer lautstark.
Die verschiedenen Nationen bei der Breakdance-Weltmeisterschaft sind für Marius der besondere Reiz: "Das gibt Braunschweig ein internationales Flair, das merkt man sofort auf den Straßen", sagt der Hip-Hop-Fan. Begeistert ist auch Joshua: "Meine Erwartungen wurden übertroffen, es ist einfach super", erklärt der Schüler, der selbst Breakdancer ist. Die Sportart, die zur Jugendkultur Hip-Hop gehört, entstand Anfang der 70er Jahre in den Großstädten Nordamerikas. Kultur und Musik als Alternative zu Gewalt und Drogen lautet die Philosophie.
Um den Weltmeister zu ermitteln, bewertet die Jury, wie originell die Figuren sind und wie gut Choreographie und Musik zusammenpassen. Die koreanische Gruppe "Gamblerz" sichert sich den Titel und ein Preisgeld von 3000 Euro. Doch wichtig ist für die Teilnehmer das Miteinander. "Du kannst Du selbst sein beim Breakdance", erklärt auch Monica Marsuta. Das Alter spiel keine Rolle.
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