Die Corona-Krise als Nährboden für Antisemitismus
Eine Untersuchung zeigt, wie antisemitische Verschwörungsmythen unter dem Deckmantel des Kampfes gegen die Pandemie-Beschränkungen verbreitet werden.
Immer wenn etwas schiefläuft, wenn die Gesellschaft in eine Krise schlittert, werden Schuldige gesucht. Das aber ist oft sehr kompliziert. Verlockend leicht ist es hingegen, sich an Verschwörungstheorien zu halten, die diffizile Zusammenhänge scheinbar klar und plausibel erklären. Dass solche Ersatzhandlungen zu Ausgrenzung, Hass und Hetze führen können, ist bekannt. Besonders gefährlich wird es, wenn die oft wirren und abstrusen Theorien auf judenfeindliche Mythen aufbauen. Die Untersuchung „Antisemitische Verschwörungsmythen in Zeiten der Corona-Pandemie: Das Beispiel QAnon”, die das American Jewish Committee am Montag in Berlin bei einer Pressekonferenz vorstellte, belegt, dass die Corona-Pandemie Nährboden für wachsenden Antisemitismus und einen Anstieg der Übergriffe gegen Juden in Deutschland ist.
Erarbeitet wurde die Studie vom Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias). Rias unterhält bundesweit regionale Meldestellen. Dort wurden im Zeitraum vom März 2020 bis März 2021 über 550 antisemitische Vorfälle in Zusammenhang mit der Pandemie registriert. Ein großer Anteil davon - rund 60 Prozent - ereignete sich auf Kundgebungen gegen Corona-Beschränkungen. Doch der Leiter und federführende Verfasser der Studie, Daniel Poensgen, berichtete, dass auch Jüdinnen und Juden in Alltagssituationen betroffen sind. Sein Beispiel: Eine jüdische Frau trifft im Supermarkt auf ein Ehepaar. Als der Mann bemerkt, dass die Frau eine Kette mit Davidstern trägt, sagt er zu seiner Ehefrau gewandt: "Die waren das mit dem Virus." Um die Welt gingen Bilder von Demonstranten, die bei Protesten gegen Corona-Einschränkungen einen „Judenstern“ mit der Aufschrift „ungeimpft“ trugen - eine Relativierung der Shoa..
Sorge bereitet Poensgen, dass die aggressiv QAnon-Bewegung, die seit Jahren in den USA bizarre und oft antisemitisch gefärbte Verschwörungsmythen verbreitet, in Deutschland immer mehr Anklang findet. Poensgen spricht von einem wahren Schub. So habe sich das Interesse auf einschlägigen Plattformen für QAnon-Theorien seit Beginn der Corona-Krise verfünffacht.
Warnung vor der aktuellen Gefahrenlage
Entsprechend dramatisch fiel die Einschätzung von Remko Leemhuis, Direktor des American Jewish Committee Berlin, zur aktuellen Gefährdungslage aus: „Wir können nur eindringlich davor warnen, dieses Protestgeschehen und seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu unterschätzen. Die Attentäter von Halle und Hanau, wie auch der Mörder von Walter Lübcke haben ebenfalls Verschwörungsmythen angehangen, wie sie seit Pandemie-Beginn auf den sogenannten Hygienedemonstrationen oder im virtuellen Raum von den Protagonistinnen und Protagonisten geäußert wurden.” Neu und besonders besorgniserregend ist für Leemhuis, dass ein nicht "unwesentlicher Teil" derjenigen, die solchen Verschwörungstheorien mit antisemitischer Färbung anhängen, aus der Mitte der Gesellschaft komme.
Die Linken-Politikerin Petra Pau appellierte bei der Pressekonferenz an die "Zivilbevölkerung, nicht wegzuschauen". Die vorliegende Studie solle Teil der "Aus- und Weiterbildung" bei Polizei und Justiz werden. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Benjamin Strasser fügte hinzu, dass "jeder von uns dagegen aktiv werden und antisemitischen Erzählungen widersprechen muss, wo es nur geht”.
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Zitat: "Immer wenn etwas schiefläuft, wenn die Gesellschaft in eine Krise schlittert, werden Schuldige gesucht." Ich ergänzte: und alles ist dann gleich ein Nährboden für Antisemitismus. Dieser Zusammenhang langweilt allmählich. Antisemitismus gab es schon vor 2000 Jahren und wird es auch in 2000 Jahren noch geben. Dazu muß man kein Prophet sein sondern nur bis 3 zählen können.
Es ist sehr schwer, als Bio- Urdeutsche überhaupt eine Meinung dazu abzugeben, weil ich automatisch einer Gesellschaftsgruppe angehöre, die dadurch ein spezielles Merkmal hat.... Es ist schlimm dass es Antisemitismus heute noch gibt, leider ist es nicht nur bei uns, sondern weltweit so. Ich persönlich kenne überhaupt niemanden, weder in meinem Umfeld noch treffe ich Menschen, die sich so darüber äußern würden. Es gibt inzwischen viele Menschen die sehr schnell dabei sind, andere übelst zu beleidigen...das ist nicht an einer Nationalität festgemacht, das kann jeden von uns treffen. Das tägliche Leben in unserer Gesellschaft ist schon für viele von uns jeden Tag eine Herausforderung, dann ist es für die jüdische Community sicherlich um einiges noch schwieriger...!
Sie kennen sicherlich jemanden. Von vielen hört man eher mal zufällig Sprüche.
Die Juden haben nie von ihrer Hände Arbeit gelebt. Oder Hitler hat den reichen Juden es weg genommen und den armen Deutschen gegeben ... Jude wird von vielen heute noch immer als reicher Mensch angesehen. Das ist leider noch in vielen Köpfen drin.
Kann Ihnen da nur den Film empfehlen.
https://www.zdf.de/filme/der-fernsehfilm-der-woche/das-unwort-100.html
Juden sind fast weltweit eine Minderheit. Midnerheiten werden gern als Sündenböcke ausgemacht.
Und Corona hat die Verbreitung von Qanon und Verschwörungstheorien, wo u.a. Juden dahinter stecken (Rothschilds) sehr begünstigt. Und diese sind besonders in der Querdenkerszene auf fruchtbaren Boden gestossen.
Wer überzeugt ist, dass mit Corona unserer Grundrechte und Demokratie abgeschafft werden soll, der braucht auch einen Plan dahinter und hinter diesem wieder einen Bösen .... und da kommen dann Vorurteile und den damit verbundenen Theorien ganz gelegen bzw. sind ja nahe liegend. Die besodners bei Qanon verbreitete Weltverschwörung erinnert schon stark an von den Nazis propagierte angebliche jüdisch-bolsewistische Weltverschwörung und mittelalterliche Ritualmordlegende ....
https://de.wikipedia.org/wiki/QAnon