Alle Damen verschmäht - Schöner Jacques bleibt weiter solo
Das soll Männern angeblich öfter passieren: Erst wenn die Frau weg ist, merken sie, dass sie etwas verloren haben. Nach menschlichem Ermessen schaute Tiger Jacques recht traurig, als Weibchen Panja vor einigen Tagen in einer Transportbox verschwand und wenig später den Augsburger Tierpark Richtung Frankreich verließ. Doch Zoodirektorin Dr. Barbara Jantschke kannte kein Mitleid mehr mit dem nun wieder einsamen Tigermann. "Du hattest deine Chance", ließ sie ihn wissen - sogar zwei.
Rückblende: 2002 kam der bildschöne Sumatra-Tiger Jacques von Frankreich nach Augsburg. Obwohl die vom Aussterben bedrohten Tiere in Freiheit als Einzelgänger leben, werden sie in Zoos gerne zu zweit oder sogar in Rudeln gehalten. So bemühte sich Zoodirektorin Dr. Barbara Jantschke auch für Jacques um Gesellschaft. Im Januar 2004 schien diese mit der Tigerin Aceh gefunden. Ein englischer Zoo überließ das kastrierte 14-jährige Weibchen dem Augsburger Tierpark. Nach einigen Monaten der Eingewöhnung lebten die beiden Tiere zwar noch in getrennten Gehegen, besuchten aber täglich gemeinsam das Freigehege und schienen sich zu vertragen. Bis zum Sonntagmorgen des 16. Mai, als Jacques sich ohne jede Vorwarnung auf die Tigerin stürzte und sie mit einem Biss in die Luftröhre tötete.
Nun hockte der Tigermann mit dem filigran gezeichneten Gesicht wieder alleine im Gehege. Seine menschlichen Betreuer stellten sich die Frage, ob die tödliche Attacke auf Aceh vielleicht nur eine einmalige Entgleisung gewesen sei, ob eventuell gerade diese schon etwas betagtere Tigerin nicht dem exklusiven Geschmack des fünfjährigen Jünglings entsprochen habe. Also machte sich Barbara Jantschke nochmals auf die Suche nach artgerechter Unterhaltung für den gut aussehenden Tigermann. Sie hatte Glück: Der Heidelberger Zoo gab ein Sumatraweibchen ab, "einen Traum von einer Tigerfrau", wie alle der Augsburger Zoochefin versicherten.
Noch kein Tigermann habe dieser betörenden Schönheit widerstehen können. Anfang Oktober vergangenen Jahres zog die neunjährige Panja in das Gehege neben Jacques. Die unwiderstehliche Panja hatte schon sechsmal Tigerbabys bekommen, doch in Augsburg zeichnete sich zur Enttäuschung aller Beteiligten ab, dass Panjas Muttergefühle hier nicht gefordert sein würden.
Jacques schien auch gegen den weiblichen Charme Panjas resistent zu sein: Durch die Gitterstäbe startete er Scheinangriffe auf die nebenan wohnende Tigerin, so dass ein gemeinsamer Besuch der Außenanlage nie zum Thema wurde. Nach sechs Monaten gelangten Barbara Jantschke und ihre Mitarbeiter zu dem Urteil, dass sie das Risiko, die Tiere zusammen zu lassen, nicht eingehen wollten.
Panja wurde wieder auf die Abgabeliste, die die Zoos untereinander führen, gesetzt und hat nun im französischen Amnéville eine neue Heimat gefunden. Dort soll sie übrigens mit einem Tigermann zusammen leben, der möglicherweise etwas verträglicher ist als der eigenbrödlerische Jacques.
Auch den launischen Franzosen hat die Zoodirektorin, die dem Augsburger Publikum nach wie vor gerne ein harmonisches Tigerpärchen präsentieren würde, zur Abgabe vormerken lassen, allerdings ausschließlich für Einzelhaltung. Jetzt bekommt er eben gar keine Frau mehr - und auch das soll anderen Männern angeblich schon passiert sein.
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