Baby stirbt im Gefrierschrank
Eine 20-Jährige hat ihr lebendes Neugeborenes in den Gefrierschrank gelegt.
Horb (dpa) - Schon wieder ist ein totes Baby in einer Gefriertruhegefunden worden. Eine 20-jährige Frau hat bei Horb am Neckar inBaden-Württemberg vor drei bis vier Wochen ihr Neugeborenes in einePlastiktüte gewickelt und verschwinden lassen.
Die junge Frau ausder Schweiz habe geglaubt, das Baby sei leblos gewesen, teiltenStaatsanwaltschaft und Polizei am Mittwoch auf einer Pressekonferenzmit. Die Obduktion ergab aber: Das Kind war zumindest kurzfristiglebensfähig. Gegen die Frau wurde Haftbefehl erlassen. Sie wurde in einGefängnis-Krankenhaus in der Nähe von Stuttgart gebracht.
DieMutter des Verlobten der 20-Jährigen hatte die schreckliche Entdeckunggemacht. Sie habe darauf am vergangenen Sonntag ihre angehendeSchwiegertochter überredet, sich den Behörden zu stellen, hieß es. "Wirhaben den Eindruck, die beiden wollten noch kein Kind", sagte einPolizeisprecher in Freudenstadt. Das Paar ist berufstätig und lebt seiteinem Jahr mit der Mutter des deutschen Verlobten unter einem Dach.
ErstAnfang des Monats hatte ein 18-Jähriger in Wenden im Sauerland dreigefrorene Babyleichen in einer Tiefkühltruhe gefunden, als er sich einePizza holen wollte. Gegen die Mutter wurde Haftbefehl wegen Totschlagserlassen. Die Hausfrau gab zu, ihre Neugeborenen in den 1980er Jahrenin die Truhe gelegt zu haben. Im April 2007 wurden in einer ErfurterWohnung zwei tote Säuglinge in einem Tiefkühlschrank entdeckt. DieMutter gestand, das Mädchen 2002 und den jungen 2004 zur Welt gebracht,in eine Mülltüte gewickelt und in den Gefrierschrank gelegt zu haben.
Obim jüngsten Fall das Neugeborene in der Truhe erfroren oder ersticktist, sollen nach Angaben des Leitenden Staatsanwalts Albrecht Fothfeingewebliche Untersuchungen ergeben. Nach Ansicht des KarlsruherGynäkologen und Leitenden Oberarztes am Diakonissen-Krankenhaus,Matthias Zedelius, kann das neugeborene Mädchen innerhalb wenigerMinuten in der Plastiktüte erstickt sein. Die Erfrierung habe dannkeine direkte Rolle mehr gespielt.
Anzeichen dafür, dass dieBeschuldigte weitere Kinder geboren hat, gebe es bisher nicht. Nach denVernehmungen der 20-Jährigen sei dies auszuschließen, sagteOberstaatsanwalt Foth. Nach den Ermittlungen ist der Verlobte bei derGeburt nicht zu Hause gewesen. Sowohl die junge Frau als auch ihrFreund und dessen Mutter gaben an, die Schwangerschaft nicht bemerkt zuhaben.
"Obwohl das auch eine Schutzbehauptung sein kann, gibt esFälle eines sogenannten Verdrängungssyndroms", sagte Oberarzt Zedelius.Hierbei werde im Kopf alles ausgeblendet. Etwaige Bewegungen desungeborenen Kindes im Bauch würden als Folgen von Blähungen gedeutet."Es kann einfach nicht sein, was nicht sein darf", erklärt derMediziner. Dass aber der Verlobte und seine Mutter von der"verdrängten" Schwangerschaft nichts mitbekommen haben wollen,verwundert den Karlsruher Gynäkologen. Die in einem handwerklichenBeruf tätige Schweizerin war nach Polizeiangaben vor derSchwangerschaft nicht übergewichtig.
Eine 68 Jahre alteRentnerin, die in der Nachbarschaft des Paares lebt, zeigte sicherschüttert von der Nachricht. "Was ist nur mit unserem Land los? Fastalle zwei Wochen steht etwas über neue Kindstötungen in der Presse. Dasist doch alles nicht mehr normal." Die verhaftete Mutter bezeichnetesie als unauffällig. Eine Schwangerschaft sei ihr - zumindest aus derDistanz - nicht aufgefallen.
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