Brandursache: Polizei will nichts ausschließen
Zwei Tage nach dem verheerenden Hausbrand in Ludwigshafen mischt sich in der Umgebung des Unglücksortes immer stärker Wut in die Trauer um die neun Toten. Am Dienstag verdichteten sich in der türkischen Bevölkerung die Gerüchte, dass es sich möglicherweise um Brandstiftung oder einen fremdenfeindlichen Anschlag gehandelt haben könnte.
Von unseren Korrespondenten und Nachrichtenagenturen
So wurde bekannt, dass das ausschließlich von Türken bewohnte Haus schon im Jahr 2006 Ziel eines versuchten Brandanschlags gewesen sein soll. Damals hatten Unbekannte nachts einen Pflasterstein und zwei Molotowcocktails in eine leere Gaststätte im Erdgeschoss geschleudert. Es entstand geringer Schaden. Die Täter wurden nie gefasst.
Auch die rheinland-pfälzische Landesregierung wollte einen Anschlag nicht ausschließen. Es werde "in alle Richtungen ermittelt", sagte der Chef der Mainzer Staatskanzlei, Martin Stadelmaier. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine gesicherten Hinweise, die in die eine oder andere Richtung gehen." Ähnlich äußerte sich Polizeisprecher Michael Lindner nach der Befragung von Zeugen.
Mehrere türkische Medien berichten von den Enkelinnen des Hausbesitzers, die am Sonntagnachmittag im Erdgeschoss spielten. Dort trafen sie nach eigenen Worten auf einen schwarzhaarigen Mann, der Deutsch sprach und der ein Feuerzeug, Zunder und Papier bei sich hatte. In einem Kinderwagen im Eingangsbereich habe der Mann mit dem Holz und dem Papier ein Feuer entzündet und sei dann geflüchtet.
Am frühen Nachmittag kam der türkische Botschafter in Deutschland, Mehmet Ali Irtemçelik, an den Unglücksort und legte einen Kranz nieder. Er kritisierte, dass deutsche Politiker bereits erklärt hätten, es gebe keinen ausländerfeindlichen Hintergrund der Brandkatastrophe. Dass sie sich in dieser Richtung äußerten, bevor die Ursache technisch untersucht worden sei, komme ihm "seltsam" vor. Die Türkei schickte eigene Experten zur Untersuchung des Brandes nach Deutschland. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will am Donnerstag nach Ludwigshafen kommen.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der sich derzeit zu einem Besuch in der Türkei aufhält, warnte vor "haltlosen Spekulationen". Es gebe keine Hinweise auf einen Anschlag. Eine Ministeriumssprecherin sagte in Berlin, Schäuble habe den Familien der Opfer und Verletzten sein Mitgefühl versichert.
Bei dem Brand waren am Sonntag insgesamt neun Menschen ums Leben gekommen, darunter fünf Kinder. Bei den vier erwachsenen Todesopfern soll es sich um vier Frauen handeln, von denen mindestens eine schwanger war.
Die Feuerkatastrophe
Bilder und Videos über den schrecklichen Brand und die Ermittlungen online unter augsburger-allgemeine.de
Die Diskussion ist geschlossen.