Diese Filme wurden bei der Berlinale mit einem Bären ausgezeichnet
Für den heimlich gedrehten Film "Taxi" bekam der der Iraner Jafar Panahi den Goldenen Bären. Erstmals ging ein Preis nach Guatemala und auch ein deutscher Film wurde ausgezeichnet.
Der Goldene Bär ging in diesem Jahr an den Film "Taxi" des iranischen Regisseurs Jafar Panahi. Der Film sei "ein Liebesbrief ans Kino", sagte Jury-Präsident Darren Aronofsky am Samstagabend bei Preisverleihung am Potsdamer Platz in Berlin. Die deutsche Produktion "Victoria" bekam einen Silbernen Bären für ihre Kameraleistung.
Starkes Symbol für die Meinungsfreiheit: Der Goldene Bär geht an den mutigen Iraner Jafar Panahi. Trotz Verbots drehte der Regisseur heimlich die Komödie "Taxi", die am Samstag bei den 65. Berliner Filmfestspielen mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. Auf unbekannten Wegen wurde Panahis halbdokumentarischer Film über das schwierige Leben in Teheran zur Berlinale geschmuggelt. Der Regimekritiker, der einem Arbeits- und Ausreiseverbot unterliegt, durfte nicht zum Festival kommen. Seine zehnjährige Nichte Hana Saeidi, die im Film mitgespielt hatte, nahm den Preis für ihren Onkel unter Tränen entgegen.
Goldener Bär für "Taxi" gleichzeitig eine Solidaritätsbekundung
Die Auszeichnung ist eine Solidaritätsbekundung für Panahi und alle anderen in vielen Ländern der Welt verfolgten Künstler. Die Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky ("Black Swan") zeichnete mit "Taxi" gleichzeitig aber auch einen raffiniert inszenierten Film aus, der seine politische Aussage mit doppelbödigem Witz und sanfter Melancholie verbindet.
"Natürlich bin ich glücklich, sowohl für mich als auch für die iranische Filmindustrie", sagte Panahi am Sonntag der iranischen Nachrichtenagentur ILNA. Aber auch: Er wäre glücklicher, wenn er wieder im Iran vernünftig arbeiten und seine Filme bei iranischen Filmfestivals zeigen dürfte.
Beste Schauspieler kommen heuer aus Großbritannien
Die beiden Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung bekamen verdient die Briten Charlotte Rampling und Tom Courtenay für ihre Darstellung in dem leisen Ehedrama "45 Years" von Andrew Haigh. "Ich werde nicht weinen, und auch nicht so viele "danke, danke, danke" sagen", meinte Rampling. "Ich habe das erste Mal von Berlin gehört, als ich sehr klein war, denn mein Vater war hier 1936 und er hat eine Goldmedaille bei den Olmypischen Spielen gewonnen. Ich bin ziemlich wettbewerbsorientiert und ehrgeizig und wollte den Staffelstab übernehmen und auch etwas gewinnen in Berlin. Und hier bin ich!"
Berlinale zeichnet erstmals Film aus Guatemala aus
Bei der Jubiläums-Berlinale machten vor allem kleinere Produktionen mit politischer Aussage das Rennen - während die Kino-Altmeister Terrence Malick, Werner Herzog und Peter Greenaway leer ausgingen. Den Großen Preis der Jury holte mit dem chilenischen Missbrauchs-Drama "El Club" (Der Club) von Pablo Larraín ein Film, der schonungslos das Versagen der katholischen Kirche aufdeckt. Um die blutige Geschichte Chiles von der Ermordung der Ureinwohner bis zur Folter in der Pinochet-Zeit geht es in "Der Perlmuttknopf" - für den einzigen Dokumentarfilm im Wettbewerb wurde Regisseur Patricio Guzmán mit dem Bären für das beste Drehbuch geehrt.
Silberner Bär für deutsche Produktion "Victoria"
Die mit gleich drei Filmen im Bären-Rennen gestarteten Deutschen mussten sich mit einem "Trostpreis" begnügen. Für seine Nonstop-Kamera bei Sebastian Schippers in Echtzeit und ohne Schnitt gedrehtem Berliner Bankräuber-Drama "Victoria" erhielt der aus Norwegen stammende Sturla Brandth Grøvlen einen Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung.
Auch diesen Bären vergab die Jury noch ein weiteres Mal: die zweite Auszeichnung in dieser Kategorie erhielt die russisch-ukrainisch-polnische Produktion "Pod electricheskimi oblakami" ("Under Electric Clouds") von Alexei German.
Während der Preisverleihung standen alle sieben Jurymitglieder gemeinsam auf der Bühne und vergaben die Auszeichnungen an die Preisträger. Zusammen hätten die Juroren ihre Entscheidungen getroffen, deshalb "wollen wir jede einzelne Auszeichnung auch zusammen repräsentieren", sagte Aronofsky. Die Jury um Darren Aronofsky bestand in diesem Jahr aus dem deutschen Schauspieler Daniel Brühl, dem Drehbuchautor und Regisseur Bong Joon-Ho aus Südkorea, den Produzentinnen Martha De Laurentiis (USA) und Claudia Llosa (Peru), dem Regisseur, Kameramann und Produces Matthew Weiner (USA) sowie der französischen Schauspielerin Audrey Tautou.
Regisseur Wim Wenders wird für sein Lebenswerk geehrt
Den Goldenen Bär im Kurzfilm-Wettbewerb bekam Na Young-Kil für "Hosanna". Die Auszeichnung für den besten Erstlingsfilm ging an die mexikanische Produktion "600 Miles" von Gabriel Ripstein. Bereits am Donnerstag hatte der Regisseur und Drehbuchautor Wim Wenders ("Pina", "Buena Vista Social Club") den Goldenen Bären für sein Lebenswerk erhalten.
Panahi darf auch die nächsten Jahre nicht zur Berlinale kommen
In den Iran war der Goldene Bär zuletzt im Jahr 2011 gegangen. Damals hatte Asghar Farhadis Scheidungsdrama "Nader und Simin - Eine Trennung" gewonnen, das danach auch den Oscar holte. Der diesjährige Bären-Gewinner Panahi setzte sich für seinen Film "Taxi" in ein ganz reales, mit Kameras ausgestattetes Taxi und chauffierte Landsleute durch Teheran.
Ein mit illegalen Filmkopien handelnder Mann, eine Menschenrechtsanwältin, ein Anhänger der Todesstrafe, zwei abergläubische alte Frauen und Panahis selbstbewusste kleine Nichte erzählen dem Taxifahrer von ihren Problemen. Panahi inszeniert das Spiel mit den Wahrheiten, in dem es auch um Zensur und Selbstzensur geht, sehr verschmitzt. Ob die Fahrgäste reale Personen, Laien oder Schauspieler sind, bleibt offen.
Panahi war wegen seiner Kritik an der iranischen Regierung im Dezember 2010 zu sechs Jahren Haft und einem 20-jährigen Berufs- und Ausreiseverbot verurteilt worden - das Urteil wurde jedoch nicht vollständig vollstreckt. "Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes als Filme machen", heißt es in einer im Berlinale-Programm veröffentlichten Erklärung von Panahi. Und weiter: "Mit Kino drücke ich mich aus, es ist mein Leben. Nichts kann mich am Filmemachen hindern."
Vor vier Jahren war Panahi Berlinale-Jurymitglied, durfte jedoch nicht ausreisen. Für "Offside" über weibliche iranische Fußballfans hatte der Regisseur 2006 den Großen Preis der Jury, für "Geschlossener Vorhang" 2013 den Silbernen Bären für das beste Drehbuch bekommen. In einem Kuchen ließ er 2011 seinen im Hausarrest gedrehten Film "This is not a film" zum Filmfestival nach Cannes schmuggeln.
Der Filmemacher steht zwar mittlerweile nicht mehr unter Hausarrest, am Berufs- und Ausreiseverbot hat sich jedoch nichts geändert. "Ich lade Panahi solange ein, bis er kommen kann", sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. afp
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