Wird es kleinere Zigarettenmarken bald nicht mehr geben?
Eine EU-Richtlinie für Tabakprodukte schreibt 2016 große Warnhinweise auf Verpackungen vor. Gerade kleinere Zigarettenmarken könnten sich mit dieser Umstellung nicht mehr lohnen.
Die Europäische Kommission hat eine neue Tabakrichtlinie verabschiedet, die die Bundesregierung bis Mai 2016 in deutsches Recht umsetzen muss: Unter anderem ist vorgeschrieben, dass die Warnhinweise auf Zigaretten- und Tabakpackungen künftig 65 Prozent der Vorder- und Rückseite einnehmen müssen. Zukünftig sollen Schockbilder von schwarzen Zähnen und "Raucherlungen" groß aufgedruckt werden.
Diese Umstellung könnte vor allem für kleinere Zigarettenmarken das Aus bedeuten. Bei British American Tobacco (BAT), einem der größten Zigarettenkonzerne in Deutschland, rechnet man mit hohen Kosten durch die neue Regelung: "Der Aufwand, beispielsweise die Packungsumstellung, wird sich nicht für alle Marken lohnen. Es gibt Nischenmarken, bei denen die Umstellung im Verhältnis zum Marktanteil einfach zu teuer sein wird", sagt Ralf Wittenberg, der Sprecher der Geschäftsführung, auf Anfrage unserer Zeitung.
Für 10 von 16 BAT-Marken wird es eng
British American Tobacco bietet in Deutschland 16 Marken an, davon könnten laut BAT vielleicht nur sechs übrig bleiben. "Was mit Traditionsmarken wie Prince Denmark, HB oder Lord passieren wird, ist noch nicht entschieden. Aber eines ist klar: Die Vielfalt im Zigarettenmarkt geht durch die neue EU-Tabakrichtlinie verloren", kritisiert Wittenberg. Auch die Zukunft der Marken Golden American, Winfield, Peer 100, Lux oder Krone sei offen.
Bei der Hamburger Zigarettenfabrik Reemtsma äußerte man sich dagegen zurückhaltender: "Wir wollen nicht über eine Marktbereinigung spekulieren. Die Konsequenzen der Umstellung zum Mai 2016 sind jetzt noch nicht absehbar", sagte Sprecher Arnd Brühne. Der freie Wettbewerb werde durch die Schockbilder aber erheblich erschwert. Reemtsma vertreibt Marken wie Route 66, Fairwind, Eckstein oder Salem.
Keine Probleme für den Marktführer
Den deutschen Marktführer, Philip Morris, wird die neue EU-Richtlinie dagegen weniger hart treffen. Der Branchenprimus verkauft unter anderem die bekannten Marken Marlboro, L&M und Chesterfield in Deutschland. Die US-Firma hält sich mit Kritik an der neuen Verordnung bisher zurück.
Neben den Warnhinweisen auf Verpackungen sind zum Mai 2016 Aromen wie Menthol und andere Zusatzstoffe EU-weit verboten. Ernährungsminister Christian Schmidt will außerdem die Tabak-Reklame abschaffen: Zigaretten-Werbung auf Plakaten und im Kino soll bundesweit verboten werden. (dpa, pgö)
Die Diskussion ist geschlossen.