Und am Ende war alles gut
Die letzte Seite umgeblättert, den Buchdeckel zugeklappt. Die Geschichte von Harry Potter ist zu Ende - und lässt den Leser staunend zurück.
Von Barbara Feneberg, Augsburg/Hogwarts
Staunend bleibt man zurück. Die letzte Seite umgeblättert, den Buchdeckel zugeklappt. Der Blick starr auf ein schimmerndes Schloss gerichtet: Hogwarts. Der Ort, der alles verbindet, was Harry Potters Geschichte ausmacht: Heimat der Magie, Heimat des Helden, Ort der Entscheidung, Ort des Abschieds.
Harry Potter lebt. Das ist das Ende der Geschichte, aber nicht deren Essenz. Das Happy End ist keine Überraschung, es ist konsequent. So musste es sein, nur so kann die Saga des Zauberschülers logisch beschlossen werden. Nur so kann Harry Potter seinen Platz einnehmen unter den anderen Helden der fantastischen Jugendliteratur. Das Gute hat über das Böse gesiegt, errungen durch die völlige Selbstaufgabe des Helden, der das Wohl der Welt über sein eigenes stellt. Das Opfer des Dunklen Lords, das Harry Potter von seinem ersten Lebensjahr an war, überwindet alles, was noch im Weg steht, um Lord Voldemort abzuschütteln: Selbstzweifel, Ungeduld und - den Tod.
J.K. Rowling, die mit dem letzten Potter-Band die tiefsten Geheimnisse ihrer mythisch aufgeladenen Welt preisgibt, enttäuscht nicht. "Harry Potter and the Deathly Hallows" (deutscher Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes) ist - neben dem märchenhaften, verträumten ersten Band - das beste Buch der sieben. Das beste, weil es ein Finale bietet, das nochmals überrascht: in seiner Komplexität und durch die Tatsache, dass Rowling die Auflösung seit dem ersten Band weitsichtig aufgebaut hat. Ihre Figuren werden mehrschichtiger, sind erwachsen. Vorbei die Zeit, sich über Nasenblut-Nougat zu amüsieren. Es geht um Leben und Tod. Da ist kein Raum mehr für Quidditch oder Eulenpost. Alle Fragen müssen beantwortet werden.
Harry Potter lebt, weil die Liebe seiner Mutter ihn auf ewig vor dem Dunklen Lord schützt. Voldemort stirbt, weil er blind seine falsche, rassenhassende Ideologie verfolgt. Er ist zu arrogant, die wahrhaft größte Macht zu erkennen.
Das ist - und daraus machte Rowling in ihrer Geschichte nie ein Geheimnis - die Liebe. Für Harry Potter, den Auserwählten, ist sie das Schutzschild und der stetige Antrieb, Voldemort zu töten. Es ist die Liebe, die den erwachsen gewordenen Zauberer, der Harry in Band 7 ist, die letzte Hürde zu seinem Ziel überwinden lässt: Er ist bereit, sein Leben zu opfern für eine bessere Welt der Zauberer und vor allem für die Menschen, die er liebt. Es ist diese Liebe, die ihn zurück ins Leben bringt.
Pathetisch? Kitschig? Natürlich. Zwischen jeder Zeile der Potter-Septologie strahlt die Moral gleißend hindurch. Hogwarts-Schulleiter und Harrys mächtigster Mitstreiter Dumbledore ist deren Verkörperung. Er erklärt, ordnet ein, mahnt. Freundschaft, Vertrauen und Liebe sind die elementaren Bausteine der fantastischen Geschichte. Plump wird es nicht, weil die Figuren widerspiegeln, dass Freundschaft niemals ohne Neid, Vertrauen niemals ohne Zweifel und Liebe nicht ohne Hass existieren. Das gilt auch für Harrys verhassten Lehrer Severus Snape, den "Doppelagenten" zwischen weißer und schwarzer Magie", der letztlich doch auf seiner Seite steht.
Trotz des glücklichen Ausgangs: Rowling lässt den Leser auch traurig zurück. Liebgewonnene Figuren sterben: Dobby, der Hauself, Fred Weasley, MadEyeMoody. Und mit dem Abschied kommt die Erkenntnis: das war's. Alle Geheimnisse sind gelüftet. Es war der letzte Band. Sein letzter Satz: Alles war gut.
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