Heute Abend kehrt der verloren geglaubte Sohn zurück
"Dirty Harry" ist wieder da: Heute um 23.15 Uhr kehrt Harald Schmidt auf den Bildschirm zurück - bei seinem neuen, alten Sender Sat.1.
Er ist ein begnadeter Zyniker, Lästerer und hat sich in seinen besten Jahren bei Sat.1 (1995 bis 2003) seinen Beinamen "Dirty Harry" verdient: Harald Schmidt. Nach seiner eher unglücklichen Zeit bei der ARD kehrt er heute nun auf den Bildschirm zurück - in seiner neuen, alten Heimat Sat.1. Zweimal die Woche (immer dienstags und mittwochs um 23.15 Uhr) ist Schmidt zu sehen. Mit selbstbewussten Sprüchen spart der 54-Jährige nicht gerade kurz vor seinem Comeback: Er sei der Einzige, der die Kunst der späten Witze beherrsche, sagt er.
Genau das hatte er in seiner Zeit bei der ARD nicht bewiesen. Bei Sat.1 war er durch seine außergewöhnliche Kreativität aufgefallen: Harald Schmidt spielte unter anderem historische Ereignisse mit Playmobil-Figuren nach und hatte mit Manuel Andrack einen kongenialen "Sidekick", also Stichwortgeber und Talkpartner. In der ARD spielte er nicht - wie bei seinem neuen, alten Arbeitgeber - die erste Geige. Er holte sich Oliver Pocher ins Boot, was im Nachhin ein großer Fehler war. Deutschlands wichtigster TV-Humorist passte nicht zum feixenden Jungspund. Dass seine Sendung nur einmal die Woche am Donnerstag über den Bildschirm flimmerte, trug auch nicht gerade dazu bei, dass Schmidt das verlässliche Betthupferl bot und am nächsten Tag die Kantinengespräche beherrschte. Der 54-Jährige fiel zunehmend durch Lustlosigkeit auf. Seine Show nutzte sich ab. Schmidt und die ARD trennten sich schließlich im beiderseitigen Einvernehmen.
Zurück zu den Late-Night-Wurzeln
Nun versucht Deutschlands Chefkomiker einen neuen Anlauf und kehrt zurück zu den Late-Night-Wurzeln. "Fakt ist: Außer Sat.1 gibt es keinen Sender, der eine quasi tägliche Late-Night-Show ins Programm nimmt, auch weil die Zahl der Moderatoren überschaubar ist", sagt Schmidt. "Vielleicht werden wir durch ZDFneo eines Besseren belehrt, wenn dort neue Talente heranreifen." Aber im Ernst glaubt er nicht wirklich daran.
In den USA haben sich Berühmtheiten wie David Latterman oder Larry King gehalten - aber auch nur deshalb, weil sie einen täglichen Sendeplatz bestreiten beziehungsweise bestritten. Schmidt würde sich gerne ausbreiten. Das Problem: Montag, Donnerstag und Freitag bieten sich nicht als Sendetermine an oder sind bereits belegt. "Der Freitag ist ein ganz ungünstiger Tag", sagt Schmidt selbst. Auf dem Platz haben sich Anke Engelke und zuletzt Oliver Pocher die Zähne ausgebissen. Das Gleiche gilt für den Montag. Am Donnerstag würde "Dirty Harry" auch gerne noch senden. "Das wäre ideal. Aber Johannes B. Kerner ist da so erfolgreich - den kann man nicht verdrängen."
Die ARD-Mannschaft kommt mit zu Sat.1
Nach seinem nicht gerade von Erfolg gekrönten Angriff auf die deutschen Zwerchfelle bei der ARD darf man nun gespannt sein, ob der gebürtige Schwabe bei seinem alten Arbeitgeber zurück zu alter Frische findet. Nach eigenen Worten will er keine Veränderungen im Vergleich zu früher vornehmen. Er nimmt die Mannschaft, die ihm bei der ARD zu gearbeitet hat, mit zu Sat.1. Auch Katrin Bauerfeind gehört dem Team noch an und werde zu Auftritten kommen. Ein Stichwortgeber wie einst Manuel Andrack ist derzeit nicht vorgesehen. Das Konzept wird laut Produzent Fred Kogel die klassische "Harald Schmidt Show" der früheren Sat.1-Zeit sein - mit tagesaktuellem Stand-Up, Studioaktionen, Gästen und der Late-Night-Band unter Leitung von Helmut Zerlett. Gäste der ersten Sendung sind Hape Kerkeling und die Guano Apes. Am Mittwoch kommt die Geigerin Anne-Sophie Mutter. dr/dpa/dapd
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