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Henri-Nannen-Preis
13.05.2011

Die Medienwelt streitet über Seehofers Modelleisenbahn – und ihre eigene Glaubwürdigkeit

Es geht um eine Modelleisenbahn. Die des bayerischen Ministerpräsidenten. Angeblich handelt es sich um eine Märklin H0 im Maßstab 1:87 – was die Autorin dieses Artikels nicht zweifelsfrei belegen kann, denn sie hat diese Modelleisenbahn nie gesehen.

Ebenso wie der Spiegel-Redakteur René Pfister. Den allerdings hat dieses ministerielle Spielzeug den renommierten Henri-Nannen-Preis gekostet, den ihm eine normalerweise mit 14 Mitgliedern besetzte Jury erst vor wenigen Tagen zugesprochen hatte.

Das Ausmaß des journalistischen Aufruhrs dokumentierte postwendend die Bild-Zeitung, die sich in ihrer Onlineausgabe über Pfister empört: „Es ist der peinlichste Medienskandal des Jahres!“ Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo bezeichnet dagegen in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die Entscheidung der Jury als „falsch und dem Autor gegenüber verantwortungslos“. Mit 7:4 Stimmen hatte das bei der Abstimmung nicht vollständige Gremium Pfister am Montag den Preis aberkannt.

Im Keller war der Reporter nie

René Pfister beschreibt in seinem im August 2010 erschienenen Artikel „Am Stellpult“ in einem szenischen Einstieg die Modelleisenbahn, die Horst Seehofer im Keller seines Ferienhauses in Schamhaupten (Oberbayern) aufgebaut und mit einigen politischen Anspielungen versehen haben soll. In dem dreiseitigen Porträt über Seehofers Führungs- und Lebensstil ist die Eisenbahn nur eine Randerscheinung, in der Medienwelt sorgt sie nun für einen zentralen Eklat.

Er habe Seehofers Keller nie betreten, gestand Pfister bei der Preisverleihung im Hamburger Schauspielhaus freimütig, als er für die beste Reportage 2010 ausgezeichnet wurde. Der Henri-Nannen-Preis wird in mehreren Kategorien vergeben und ist in der Königsdisziplin Reportage nach der Reporterlegende Egon Erwin Kisch benannt.

Daraufhin tagte die Jury erstmals in der Geschichte erneut und erkannte dem Autor den Preis wieder ab. Da half es auch nichts, dass René Pfister und Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo übereinstimmend versicherten, die Beschreibung von Seehofers Modelleisenbahn basiere auf glaubwürdigen Schilderungen des Ministerpräsidenten selbst, seiner Mitarbeiter und zweier Spiegel-Redakteure, die den Keller bereits persönlich inspiziert hätten.

„Die Glaubwürdigkeit einer Reportage erfordert aber, dass erkennbar ist, ob die Schilderungen durch die eigene Beobachtung des Verfassers zustande gekommen sind oder sich auf eine andere Quelle stützen, die dann benannt werden muss“, argumentierten die Juroren (wir berichteten), die allesamt hochdekorierte Vertreter der deutschen Medienlandschaft sind.

Gleichzeitig betont die Jury aber auch, von einer Fälschung könne keine Rede sein. Dennoch diskutieren deutsche Medienvertreter nun querbeet über ihre Glaubwürdigkeit und ihre Arbeitsmethoden. Die zentrale Frage: Muss ein Reporter tatsächlich an jedem szenisch beschriebenen Ort selbst gewesen sein oder darf er auch auf mehrere glaubwürdige Quellen vertrauen und deren Informationen übernehmen?

„Der Reporter schildert, was er sieht und erfährt, notiert sich die Einzelheiten und schreibt in der Redaktion nieder, was er (das meint das französische Wort reporter) zurückgebracht hat“, beschreibt der 2010 gestorbene Altmeister des Journalismus, Walther von LaRoche, in seinem klassischen Standardwerk „Einführung in den praktischen Journalismus“ die Darstellungsform der Reportage. Michael Haller, Leiter des Instituts für Praktische Journalismusforschung (IPJ) in Leipzig, gesteht den Autoren dabei gewisse Freiheiten zu: „Das journalistische Realitätsprinzip besagt also, dass die zur Zeit anzutreffenden Verhältnisse gestalterisch ausgeschöpft, aber nicht entstellt werden dürfen“, schreibt er in seinem Band „Die Reportage“. Soll heißen: Solange Realitäten nicht verfälscht werden, hat der Autor durchaus Möglichkeiten, Aussagen oder Beobachtungen einzuordnen und zuzuspitzen.

Als „übertrieben und stark von Eitelkeiten nicht preisgekrönter Personen gekennzeichnet“ charakterisiert Peter Linden die aktuelle Diskussion. Der Münchner ist anerkannter Journalismus-Referent im gesamten deutschsprachigen Raum und auch für unsere Zeitung in der Weiterbildung aktiv.

„Entscheidend ist und bleibt der Wahrheits- und Authentizitätsgehalt“, stellt Linden unmissverständlich fest und fährt fort: „Natürlich sollte der Leser nicht hinters Licht geführt werden mit erfundenen Details und durch die Vortäuschung der Tatsache, der Autor sei vor Ort gewesen. Das hat Pfister nie getan.“

Tatsächlich behauptet René Pfister an keiner Stelle seines Porträts, er habe Seehofers Modelleisenbahn selbst gesehen. Linden belegt dies auch in einem Artikel, den er für das Fachmagazin Medium verfasst hat: Pfister habe den szenischen Einstieg in seinem Porträt mit einigen Formulierungen versehen, aus denen klar hervorgehe, dass er gar nicht vor Ort gewesen sein könne. Im Einstiegssatz heißt es beispielsweise, Horst Seehofer steige „ein paarmal im Jahr“ in seinen Keller. Diese Wortwahl signalisiere doch, dass es sich um „private, unbeobachtete Momente“ im Hause Seehofer gehandelt habe.

Hat wieder einmal der Falsche gewonnen?

Jedoch vermuten einige Branchenkenner hinter der blitzartigen Aberkennung eines der angesehensten Journalistenpreise nicht nur fachliche Gründe.

„Allerdings sind auch solche Übereinkünfte von Moden und Vorlieben geprägt (eine bestimmte Schreibe zu favorisieren, dies wird zum Beispiel der Jury des Egon Erwin Kisch-Preises seit Jahren nachgesagt)“, schreibt Journalismus-Professor Michael Haller in seinem Buch über die Reportage. Journalismus-Referent Peter Linden wird noch konkreter, wenn er feststellt, es könne einen der Verdacht beschleichen, es gehe „so manchem Kritiker doch eher darum, der Empörung Luft zu machen: darüber, dass wieder einmal der Falsche gewonnen hatte“.

Der Artikel René Pfisters ist im Internet nachzulesen unter: www.spiegel.de/spiegel/print/d-73290158.html

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