Wer ist Ai Weiwei?
Nach rund zweieinhalb Monaten Haft wurde der chinesische Künstler Ai Weiwei in China freigelassen. Wer ist Ai Weiwei?
Ai Weiwe ist ebenso für seine Kunst wie für seine scharfe Kritik an der kommunistischen Führung in Peking bekannt. Der 54-Jährige mit dem runden Gesicht und dem dichten Bart wirkte 2008 am Bau des Pekinger Olympiastadions, auch Vogelnest genannt, mit. Doch sein soziales und politisches Engagement brachten ihn zuletzt zunehmend in Konflikt mit den Behörden. Am 3. April wurde er am Pekinger Flughafen kurz vor seiner Abreise nach Hongkong und Europa festgenommen. Jetzt wurde Ai Weiwei wieder freigelassen - nach vielen vorangegangenen Protesten.
Der in Peking geborene, heute international renommierte Künstler ist der Sohn des Dichters Ai Qing, einer Ikone in China. Ai Weiwei verband schon früh politische Botschaften mit seiner Kunst. Ende der 70er Jahre trat er der avantgardistischen Künstlergruppe The Stars bei, die die von der Kommunistischen Partei vorgegebene Linie der Kunst ablehnte. Später lebte er mehr als zehn Jahre in den USA und kehrte erst 1990 in sein Heimatland zurück.
Als Künstler ist Ai vor allem für seine monumentalen Werke bekannt: Auf der Documenta 12 im Jahr 2007 sorgte er für Aufsehen, als er 1001 Chinesen nach Kassel brachte, um ihre Erfahrungen auf der Kunstausstellung zu dokumentieren. Zuletzt zeigte die Londoner Tate Modern ein Werk Ais, bei dem er 100 Millionen Sonnenblumenkerne aus Porzellan auf dem Boden ausbreitete.
Ai Weiwei: Bekanntheit durch Blog
Bekanntheit erlangte er auch durch seinen Blog, auf dem er kritische Kurzfilme und scharfe Kommentare zur aktuellen Politik veröffentlichte. "Das Internet ist das schönste Geschenk an China", sagte Ai der Nachrichtenagentur AFP im November. "Diese Art Technologie wird dieser Art Diktatur ein Ende setzen." Zunächst vielfach zensiert wurde der Blog jedoch vor kurzem geschlossen.
In den vergangenen Jahren machte Ai sich zudem durch unbequeme Ermittlungen einen Namen: So recherchierte er nach dem verheerenden Erdbeben in Sichuan im Mai 2008, bei dem mehr als 88.000 Menschen ums Leben kamen, zu Baumängeln an Schulen. Diese waren massenweise bei dem Beben eingestürzt. Als er in dieser Sache in Chengdu aussagen wollte, wurde er von Polizisten so schwer geschlagen, dass er sich in München einer Schädeloperation unterziehen musste.
Nachdem im Januar sein gerade neu gebautes Atelier in Shanghai von den Behörden abgerissen wurde, hatte Ai genug. Frustiert von den Gängelungen der Behörden kündigte er an, in Berlin ein Studio eröffnen zu wollen. Kurz bevor er das Land in Richtung Deutschland verlassen konnte, wurde er jedoch festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. Ihm wurde vorgeworfen, seine Steuern nicht bezahlt zu haben, ein offizieller Haftbefehl wurde jedoch nie erlassen.
Seine Inhaftierung erfolgte inmitten einer Repressionswelle gegen kritische Intellektuelle und Künstler, mit denen Peking ein Übergreifen der arabischen Proteste auf China verhindern wollte. Dass er nun freigelassen wurde, steht Beobachtern zufolge in Verbindung mit den kommende Woche anstehenden ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen. Ob der Künstler sich in Zukunft frei äußern kann, ist fraglich. Peking verlassen darf er nach Angaben des Außenministeriums im kommenden Jahr auf jeden Fall nicht. afp
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