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Interview
10.12.2016

Warum Bob Dylan den Nobelpreis verdient

Bob Dylan gewann in diesem Jahr den Literaturnobelpreis. Tagelang wartete die Welt vergeblich auf eine Reaktion der Musiklegende dazu.
Foto: EPA/STR (dpa)

Am heutigen Samstag wird der US-Sänger Bob Dylan mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Song-Experte Dirk von Petersdorff erklärt im Interview die besonderen Qualitäten seiner Texte.

Die Entscheidung der Schwedischen Akademie, den Literaturnobelpreis 2016 an Bob Dylan zu vergeben, hat kontroverse Reaktionen ausgelöst. Was ist Ihre Meinung?

Dirk von Petersdorff: Ich finde, es ist eine nachvollziehbare Entscheidung. Über den Nobelpreis für Dylan ist ja schon lange gesprochen worden, man hat ihn eigentlich nicht mehr erwartet. Spät gab es ihn nun doch, und das ist wegweisend.

Jetzt spricht man von einer Ausweitung des Literaturbegriffs durch das Nobelkomitee. War eine solche Erweiterung notwendig?

Petersdorff: Sicher ist es richtig, den Literaturbegriff nicht zu sehr einzuengen. Es ist sinnvoll, Lieder und Songs mit aufzunehmen, da sie für viele Menschen große Bedeutung haben, zum Beispiel in der Selbstvergewisserung. In Dylans Fall kommt hinzu, dass seine Songs tatsächlich eine hohe textliche Qualität besitzen, die sich auch rein über das Lesen mitteilt.

Songs und Lieder, diese Textformen gelten gern als nicht ganz vollwertig.

Petersdorff: Das ist eher ein Reflex innerhalb des Kulturbetriebs. Ich glaube, dass für die meisten Menschen solche Unterscheidungen gar nicht existieren. Man muss sich auch klarmachen, was denn alles zu dieser Liedform gehört. Wenn man nur bei der deutschen Lyrik bleibt, dann zählten dazu etwa die Songs aus der „Dreigroschenoper“. Würden wir sagen, die taugen nichts? Wahrscheinlich nicht, wir würden sagen, das sind witzige oder ergreifende Lieder, und eben als Lieder sind sie schon von Brecht und Weill konzipiert worden. Noch weiter zurück, im Falle von Eichendorff oder Heine, wusste man oft gar nicht, wer ein Gedicht wie die „Loreley“ geschrieben hat, man hat es einfach als Lied kennengelernt und selbst gesungen. Ein Lied ist ein Stück Literatur, das einen anderen Verbreitungsweg gefunden hat. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Unterscheidung etabliert, wonach auf der einen Seite Lieder und Songs stehen und auf der anderen die hohe Literatur. Ich halte es für ein starkes Zeichen der Schwedischen Akademie zu sagen: Sehen wir mal, ob diese Grenze wirklich existiert.

Was unterscheidet Songwriting von herkömmlicher Lyrik?

Petersdorff: Wo es sich um Songwriting im engeren Sinn handelt, ist der Produktionsprozess ein anderer, weil das Verhältnis von Text und Musik von Anfang an da ist und somit ein enger Zusammenhang besteht. In der Lyrik gibt es zwar auch eine musikalische Komponente, weil Lyrik sich dadurch auszeichnet, dass sie der Sprache in irgendeiner Form einen Rhythmus gibt. Aber dabei handelt es sich sozusagen um Sprachmusik, während im Songwriting mit Musik und Text zwei Hälften miteinander verbunden sind.

Das wäre ein Einwand gegen die Preisvergabe an Dylan.

Petersdorff: Ja, wenn man es so auffasst, dass für den Nobelpreis nur die Texte herausgenommen werden, zur Musik aber nichts gesagt wird. Das ist vielleicht wirklich ein bisschen problematisch. Aber es gibt nun mal keinen Nobelpreis für Lieder und Songs, insofern geht das mit dem Preis an Dylan auch wieder in Ordnung.

Geht das überhaupt, bei einem Song nur den Text zu betrachten?

Petersdorff: Gerade von Dylan gibt es ja Buchveröffentlichungen seiner Lyrics. Ich würde vielleicht nicht bei allen seinen Texten, von denen es inzwischen mehrere hundert gibt, sehr wohl aber bei einer ganzen Reihe von ihnen sagen: Natürlich kann man sie als reine Texte betrachten. Das wird in Schulen und Universitäten auch gemacht. Die besten zehn Songtexte von Dylan sind auf jeden Fall mit der besten Lyrik der letzten Jahrzehnte zu vergleichen.

Was macht die Qualität der Dylan’schen Poesie aus?

Petersdorff: Nehmen wir „Like A Rolling Stone“, unter Dylans Songtexten vielleicht der berühmteste. Da herrscht eine ganz eigenwillige Fantasie, da finden sich Bilder, die sofort haften bleiben, von denen man aber auch denkt: Auf diese Idee wäre ich nicht gekommen. Diese Stärke im bildlichen Bereich, die kann man nicht lernen, die ist einfach vorhanden. Eine weitere Qualität besteht darin, das Lebensgefühl von Menschen treffen zu können, etwas auszusprechen, was viele andere gefühlsmäßig nachvollziehen können. Hinzu kommt, dass Dylan nicht stehen geblieben ist, anders als vielleicht die Rolling Stones, von deren frühem Werk man sagen kann, o.k., das ist grandios, aber später ist dann nicht mehr so viel hinzugekommen. Dylan dagegen ist über Jahrzehnte hinweg ein höchst aufmerksamer Beobachter seiner Zeit und der gesellschaftlichen Veränderungen, und dafür sucht er nach immer neuen Bildern und Klängen, auch in der Literatur und Musik der Vergangenheit.

Offensichtlich macht sich der Gekürte nicht allzu viel daraus, den Preis in Stockholm persönlich in Empfang zu nehmen. Wie bewerten Sie das?

Petersdorff: Vielleicht wäre es souveräner gewesen, wenn er gesagt hätte, ich gehe da jetzt hin und halte auch eine Rede. Es war auch ein wenig künstlich, auf die Verkündigung zehn Tage überhaupt nicht zu reagieren. Jetzt geht es ständig hin und her, jetzt heißt es, er habe doch eine Rede geschrieben und Patti Smith werde am Abend der Preisverleihung singen – das ist alles etwas seltsam. Ein wenig folgt Dylan dabei auch den Erwartungen, die man an ihn hat, indem er sich in die Pose wirft, alle Erwartungen immer wieder zu enttäuschen. Dass ihm der Literaturnobelpreis aber gleichgültig ist, das glaube ich ganz und gar nicht. Wer solche Texte schreibt und dafür den Nobelpreis bekommt, nimmt diese Auszeichnung ganz bestimmt zur Kenntnis.

Ist die Stockholmer Entscheidung denn jetzt die definitive Nobilitierung des Pop?

Petersdorff: Glaube ich nicht. Vielmehr ist sie ein Hinweis darauf: Guckt euch diese Dinge an, zieht die Grenze zwischen der E- und U-Literatur nicht künstlich hoch, denn es kann im Bereich des Pop natürlich literarische und ästhetische Qualität geben. Die Preisvergabe wird aber wohl auch einem Generationenwandel gerecht. Diejenigen, die jetzt die Entscheidung treffen, gehören zu einer Generation, die in ihrer Jugend relativ selbstverständlich sowohl mit Hochliteratur als auch mit Pop groß geworden ist. Thomas Mann lesen und Bob Dylan hören, das schließt sich schon lange nicht mehr aus. Eine andere Frage ist, wie sich der Pop-Bereich weiterentwickeln wird, ob Leute nachkommen, von denen man sagen kann, dass sie so einen ebenso weiten ästhetischen Horizont haben wie Dylan. Das wird man erst mal abwarten müssen.

Welcher ist Ihr Lieblingssong von Dylan?

Petersdorff: Ein Song, der mich sehr beschäftigt hat, ist „My Back Pages“. Darin wird etwas deutlich, was Dylan auszeichnet, was zugleich aber auch für viele andere, auch für mich, von Bedeutung ist. Dylan sagt in diesem Song: Aus Überzeugungen bin ich immer wieder ausgebrochen und habe mich dabei verjüngt gefühlt; und früher, als ich ganz sicher war, etwas zu wissen und eine fertige Welterklärung besaß, war ich eigentlich älter. Als Haltung finde ich das sehr schön. Interview: Stefan Dosch

Zur Person: Dirk von Petersdorff hat sich mit der Frage „Wie schreibe ich ein Gedicht?“ ausführlich beschäftigt und unter diesem Titel auch ein erhellendes Buch vorgelegt. Der 50-Jährige, Literatur-Professor an der Universität Jena, schreibt selbst Gedichte und hat mehrere Lyrikbände veröffentlicht. Im Februar erscheint unter dem Titel „In der Bar zum Krokodil“ im Wallstein-Verlag sein neues Buch, eine Geschichte deutscher Lieder und Songs. (sd)

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