Was bedeutet Heiligsprechung? Wie läuft sie ab?
Was ist eine Heiligsprechung - und wie läuft sie genau ab? So wie im Fall Mutter Teresa hat dieses Procedere in der Kirche ganz genaue Regeln.
Eine Heiligsprechung ist ein Verfahren in der katholischen Kirche, in dem der Papst festlegt, dass ein bestimmter Mensch als Heiliger bezeichnet und verehrt werden darf. Ein anderer Begriff dafür ist auch Kanonisierung.
Was sind die Voraussetzungen für eine Heiligsprechung?
Vor der Heiligsprechung steht im Kirchenrecht die Seligsprechung. Dazu muss für die Kirche nachgewiesen sein, dass derjenige oder diejenige ein Wunder bewirkt hat. Für die Heiligsprechung ist dann der Nachweis eines weiteren Wunders erforderlich.
Kann auch ohne Nachweis eines Wunders heiliggesprochen werden?
Ja, kein Wunder ist bei Märtyrern notwendig. In seltenen Fällen ist auch die Heiligsprechung von Katholiken möglich, die vom Volk seit langem als Heilige verehrt werden. Benedikt XVI. hat mit einer solchen "gleichwertigen Kanonisierung" die Heiligkeit der großen Äbtissin und Visionärin Hildegard von Bingen bestätigt.
Wie ist der Ablauf einer Heiligsprechung - und was macht dabei der Advocatus diaboli?
Das Verfahren beginnt mit dem Antrag einer Diözese oder Ordensgemeinschaft, eine bestimmte Person heilig zu sprechen. Steht dem formell nichts im Wege, beginnt ein sogenannter Postulator, Informationen zum Leben des Betreffenden zu sammeln. Das Ergebnis wird bei der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse eingereicht. Diese besteht aus Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen, die vom Papst berufen werden. Derzeitiger Präfekt ist Erzbischof Angelo Amato S.D.B.
Kommt diese Kongregation zum Schluss, dass die Person wichtig und bedeutend genug ist - und auch ein Wunder vollbracht hat -, landet der Fall bei einem Kirchenanwalt. Dieser im Volksmund Advocatus diaboli genannte Kirchenjurist, versucht, Argumente gegen die Kanonisierung zu finden. Auf der anderen Seite stehen die Fürsprecher des Betreffenden und argumentieren für die Heiligsprechung.
Wenn am Schluss zwei Drittel der versammelten Theologen für die Kanonisierung sind, geht der Fall zum Papst. Dieser hat dann das letzte Wort.
Ab wann kann ein Mensch selig gesprochen werden?
Ein Verfahren zur Seligsprechung, die eine Vorstufe der Heiligsprechung ist, soll frühestens fünf Jahre nach dem Tod der betreffenden Person beginnen. Papst Johannes Paul II. hat sich im Falle von Mutter Teresa über diese Norm hinweggesetzt, als er 1999 den Seligsprechungsprozess eröffnete. 2003 war das Verfahren in Rekordzeit beendet.
Wie werden Wunder nachgewiesen?
Die wissenschaftliche Unerklärbarkeit von Heilungen nach den Maßstäben der Medizin muss in dem Verfahren von einer Ärztekommission bestätigt werden.
So auch im Fall von Mutter Theresa. Die Unerklärbarkeit im Falle der Heilung eines 35-jährigen Brasilianers, der 2008 auf unfassbare Weise aus dem Koma erwachte und bis heute als gesund gilt, bekräftigte das zu Rate gezogene siebenköpfige Ärzteteam in einem einstimmigen Beschluss vom 10. September 2015. Die Theologen-Kommission stimmte zu, dass die Heilung auf der Anbetung von Mutter Teresa beruhe.
Wie oft kommt eine Heiligsprechung vor?
Die Zahl der Heiligsprechungen in der katholischen Kirche hat sich in jüngster Zeit extrem erhöht. Während Johannes Paul II. in seinem mehr als 25 Jahre langen Pontifikat 482 Selige heiliggesprochen hat, kommt Franziskus seit seiner Wahl im März 2013 schon auf insgesamt 838 neue Heilige, darunter zuletzt auch Papst Johannes Paul II. (ela, bo dpa)
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