Flugzeugunglück über Mali wirft Fragen auf
Wrack der Air-Algérie-Maschine in Wüstengebiet entdeckt. Gab es auch ein technisches Problem? Es wird nicht von einem Raketenabschuss oder Bombenanschlag ausgegangen.
Alle 118 Menschen an Bord sind beim Absturz des Flugzeugs in der Sahelzone in Mali ums Leben gekommen. Unter den Toten sind auch vier deutsche Mitglieder einer Familie. Es handelt sich um eine Entwicklungshelferin und ihre Kinder. Die Frau war in Burkina Faso für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig.
Französische Soldaten, die in dem westafrikanischen Krisenland stationiert sind, erreichten in der Nacht zum Freitag das Wrack des Flugzeugs. „Es gibt leider keine Überlebenden“, teilte Frankreichs Präsident François Hollande mit. Zur Unglücksursache gab es zunächst keine gesicherten Angaben. Der Absturz der Air-Algérie-Maschine vom Donnerstag war weltweit die dritte Flugzeugkatastrophe innerhalb einer Woche.
Die Wetterverhältnisse über Mali waren schwierig
Ersten Erkenntnissen zufolge könnten schwierige Wetterverhältnisse eine Rolle gespielt haben. Ein Abschuss durch eine Rakete oder ein Bombenschlag gilt als sehr unwahrscheinlich.
Auf Fotos von der Absturzstelle waren verkohlte Trümmer zu sehen. „Die Maschine ist über der Sahelzone abgestürzt. Der Sand und vor allem der Regen erschweren die Arbeit der Bergungskräfte“, sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Es gibt Hinweise, dass der Pilot eine Schlechtwetterfront umfliegen wollte. Die internationale Polizeibehörde Interpol schickte ein Spezialteam, das helfen soll, rasch die Opfer zu identifizieren.
Die Passagiere wollten von Ouagadougou in Burkina Faso ins algerische Algier fliegen. Doch 50 Minuten nach dem Start des Fluges AH5017 war in der Nacht zu Donnerstag der Funkkontakt abgerissen. Am frühen Freitagmorgen wurden in einem Wüstengebiet unweit des malischen Ortes Gossi, etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Burkina Faso entfernt, die Überreste der Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-83 gefunden. Damit starb auch jede Hoffnung auf Überlebende. Am Freitag berief Hollande einen Krisenstab mit mehreren Ministern ein.
Soldaten aus Frankreich und Holland sollen Absturzstelle absichern
An mehreren französischen Flughäfen, wo viele der Passagiere nach einem Umstieg in Algier hätten landen sollen, wurden Krisenzentren mit psychologischer Betreuung für die Hinterbliebenen eingerichtet. Am Samstag werden rund 200 Angehörige der Opfer im Außenministerium empfangen. Algerien verhängte eine dreitägige Staatstrauer.
Zunächst schickte Frankreich 120 Soldaten, die laut Verteidigungsminister Le Drian gemeinsam mit 40 Niederländern und 40 Maliern die Unglücksstelle in der malischen Wüste absichern sollen, bevor die Ermittler eintreffen.
Die Gegend bleibe „aufgrund der Nähe gewisser terroristischer Gruppen relativ unsicher“, sagte Le Drian. Der Flugdatenschreiber wurde gefunden, von dessen Analyse man sich Aufklärung über die Ursachen und Umstände des Unglücks erhofft.
„Die Wetterbedingungen waren extrem schlecht, aber ist das der Hauptgrund? Gab es ein technisches Problem, das vielleicht noch hinzukam?“, fragte Verkehrsstaatssekretär Frédéric Cuvillier. Die Fluggesellschaft Air France gab bekannt, bis auf Weiteres als Vorkehrung die fragliche Zone nicht mehr zu überfliegen. (mit dpa)
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