In Düsseldorf eröffnet die erste Ausstellung mit Fotos von Claudia Schiffer
Claudia Schiffer war die deutsche Königin der Laufstege. Jetzt hat sie in Düsseldorf ihre erste Ausstellung organisiert. Natürlich auch mit Fotos von sich selbst
Manchmal kommt es schon lustig im Leben. Von Claudia Schiffer wird erzählt, dass sie es als Kind nicht leiden konnte, fotografiert zu werden. Sie sei scheu gewesen, gestand sie in Interviews. „Ich wäre am liebsten immer im Erdboden versunken.“ Noch als Teenager soll sie mit ihrem Aussehen nicht im Reinen gewesen sein. Viel zu groß und „wie eine Bohnenstange“, befand sie damals über sich selbst.
Nach 1000 Titelbildern: Claudia Schiffer kommt ins Museum
Doch irgendwann muss es bei ihr Klick gemacht haben. Denn ihre Fotobilanz ist beeindruckend: Auf fast 1000 Magazin-Titelbilder schaffte es das ehemals schüchterne Mädchen aus Rheinberg bei Düsseldorf. Das kann nicht jeder von sich behaupten. Oder anders formuliert: Claudia Schiffer wurde das deutsche Supermodel schlechthin.
Inzwischen ist es zwar um sie ruhiger geworden. Schiffer, 51, lebt mit ihrem Mann, dem britischen Regisseur Matthew Vaughn, und den drei Kindern Caspar, Clementine und Cosima in London und in der Grafschaft Suffolk. Dass sie aber hierzulande unvergessen ist, belegt allein die Tatsache, dass Deutschlands größtes Boulevardblatt Bild ihr gerade fast die komplette letzte Seite widmete, nur angesichts der Tatsache, dass sie in Düsseldorf eine Fotoausstellung plant. Ab diesem Mittwoch stellt sie im dortigen Kunstpalast etwa 120 Objekte aus. Sie selbst kuratierte die Schau mit dem Titel „Captivate“ und sichtete Fotos und persönliche Erinnerungsstücke vor allem aus den 90er Jahren, um sie erstmals dem Publikum vorzustellen.
Claudia Schiffer hat den Audio-Guide für ihre Ausstellung selbst eingesprochen
Neben zentralen Werken großer Fotografen wie Arthur Elgort, Corinne Day, Ellen von Unwerth, Herb Ritt oder Karl Lagerfeld ist selten gesehenes Material dabei. Mit Bewegtbildern, Musik und sonstigen Objekten aus ihrem Magazin lässt Schiffer die Dynamik ihrer großen Zeit wieder auferstehen und ermöglicht Blicke hinter die Kulissen legendärer Modenschauen und Fashion-Partys. Sie hat die Texte zur Schau in der Ich-Form verfasst, den Audio-Guide selbst eingesprochen und auf den 150 großformatigen Fotos ist sie auch reichlich vertreten. Bei der Eröffnung wird sie allerdings wegen der Corona-Pandemie nicht dabei sein.
„Wir wollten sie als Zeitzeugin mit ihrem subjektiven Blick auf die 90er“, sagt der Generaldirektor des Museums, Felix Krämer. Die Entscheidung habe sich aus seiner Sicht „als Glücksfall“ erwiesen. Nicht nur habe die Wahl-Londonerin ihre Privatsammlung in die Schau eingebracht, sondern als Türöffnerin Zitate von Prominenten und Fotos von Institutionen eingesammelt, die auf eine Anfrage des Museums wahrscheinlich nicht geantwortet hätten.
Die 90er, das waren Schiffers große Jahre. 1987 war sie in der Düsseldorfer Diskothek „Checkers’s“ von einem Modelagenten entdeckt worden. Der Rest ist Mode-Geschichte. Dabei war das alles gar nicht ihr Plan. Bevor sie ihren Durchbruch als Model schaffte, wollte Claudia Schiffer in die Fußstapfen ihres Vaters treten und Juristin werden.
Aber dazu kam es dann nicht. Stattdessen wurde sie zum deutschen Fräuleinwunder auf den Laufstegen der Welt. Los ging der Rummel um sie mit Bildern von Starfotografin Ellen von Unwerth für eine Jeans-Werbekampagne. Fast über Nacht galt „La Schiffer“ als „die neue Bardot“. Quasi in Rekordzeit wurde sie zu einem Stern am Modehimmel.
Bilder von Clohndia
Eine besondere Beziehung hatte sie zu Modedesigner Karl Lagerfeld. Der war für die Blonde mit dem Schmollmund, die er liebevoll seine „Clohdia“ nannte, jahrelang eine Art Vaterfigur. Bis er schließlich wieder eine andere Lieblingsmuse fand.
Bei all dem Rummel um sie scheint die 1,80 große Rheinländerin, die sich auch einige Jahre von dem Starmagier David Copperfield bezaubern ließ, auf dem Boden geblieben zu sein. Im Gegensatz zu mancher Kollegin – wie beispielsweise Naomi Campbell – trat sie nie abgehoben oder gar beleidigend in der Öffentlichkeit auf. Außerdem blieb sie, was in der Modebranche auch halbwegs ungewöhnlich ist, bisher skandalfrei.
Schiffer widerstand auch der Verlockung, sich in eine Karriere als Schauspielerin drängen zu lassen. Nur 2003 übernahm sie eine Rolle in dem Liebesfilm „Tatsächlich … Liebe“ mit Schauspiel-Star Liam Neeson. Im Modebereich ist sie allerdings weiter aktiv und hat nun seit fast zehn Jahren auch ihr eigenes Label: „Claudia Schiffer Cashmere“. Ansonsten interessieren die erstaunlich jung Gebliebene Themen wie Kunst und Design. Zeitgenössisches sammelt sie, heißt es, und auch Vintage-Möbel.
Auf die Frage, was sie in England vermisse, antwortete sie übrigens völlig überraschend: Currywurst und Pommes und Schokolade wie Milka, Hanuta, Duplo. Ganz so schlimm wird es mit dem Entzug aber nicht sein. Denn allzu viel von dem Süßzeugs dürfte Claudia Schiffer auch früher nicht gegessen haben. Aber manchmal wächst eben aus dem Grund die Sehnsucht.
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