Rätsel um den „Maskenmann“
In der Jugendarbeit galt Martin N. als engagierter Mitarbeiter. Die Soko hat inzwischen Speichelproben von ihm entnommen. Sie werden mit DNA-Spuren aus fünf Mordfällen verglichen.
Bremen Ihr Fahndungserfolg im Mordfall Dennis macht den Ermittlern Hoffnung auf Aufklärung weiterer Kindermorde in Frankreich und den Niederlanden. Die Fahnder erstellen nun ein Bewegungsprofil des Pädagogen Martin N., der die Tötung des neunjährigen Dennis und zwei anderer Buben zwischen 1992 und 2001 in Norddeutschland gestand. Damit will die Sonderkommission herausfinden, ob der 40-Jährige für weitere Taten infrage kommt. Außerdem soll der als „Maskenmann“ bekannte Täter, der aus Bremen stammt und zuletzt in Hamburg lebte, mindestens 40 Kinder sexuell missbraucht haben.
Martin N. arbeitete von 2000 bis 2008 hauptberuflich als Betreuer in einer Hamburger Jugendwohngruppe der bundesweit tätigen Evangelischen Jugendhilfe Friedenshort. Wie deren Sprecher am Montag unserer Zeitung bestätigte, habe es damals nicht die geringsten Anhaltspunkte für irgendwelche Verfehlungen oder Auffälligkeiten gegeben. Anfang 2008 sei N. dann aber fristlos entlassen worden, denn die Staatsanwaltschaft Hamburg habe die Einrichtung über ein Verfahren gegen N. wegen des Verdachts auf Kinderpornobesitz informiert, das wegen Verjährung eingestellt worden sei.
„Unsere Mitarbeiter sind aus allen Wolken gefallen, sagte der Sprecher, denn bis dahin habe N. als freundlicher, engagierter Mitarbeiter gegolten. Nach Darstellung des Hamburger Abendblatts sollen betreute Jugendliche damals in seiner Wohnung übernachtet und ihn in den Urlaub begleitet haben. In der bis zu achtköpfigen Hamburger Wohngruppe habe N. nicht selber gelebt, sondern er sei dort im 24-Stunden-Schichtdienst eingesetzt worden, sagte der Sprecher der Jugendhilfeeinrichtung weiter.
Ob der gebürtige Bremer vor seinem Wechsel nach Hamburg auch Pflegekinder in Bremen betreut hat, bleibt weiter offen. Weder die Sozialbehörde noch die zuständige Sonderkommission Dennis wollten sich am Montag dazu äußern. Eine Behördensprecherin sagte lediglich, es komme nur sehr selten vor, dass ein alleinstehender Mann eine Pflegestelle übertragen bekomme.
Die Soko Dennis hat inzwischen Speichelproben von N. entnommen und mit DNA-Spuren aus fünf Mordfällen verglichen, nämlich von den drei zugegebenen Taten und von zwei weiteren ähnlichen Mordfällen in Frankreich und Holland. Das Ergebnis ist negativ, sagte am Montag eine Soko-Sprecherin in Verden bei Bremen im Gespräch mit unserer Zeitung. N. sei aber dennoch absolut dringend tatverdächtig, zumindest bei den drei zugegebenen Taten.
Dass es keine Übereinstimmung von DNA-Material an den Leichen mit dem Erbgut des Tatverdächtigen gab, kommentierte die Soko-Sprecherin so: „Wir hatten keine gute Spurenlage.“ (mit dpa)
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