Hanns von Meuffels ermittelt im bayerischen Schwarzgeld-Sumpf
Im "Polizeiruf 110" am Sonntagabend muss Hauptkommissar von Meuffels tief in die Sumpfgebiete der "Spezl-Ökonomie" vordringen. Ein sehenswerter Krimi mit düsterem Ambiente.
Erstens: ein Krimi steht und fällt heutzutage mit den Ermittlertypen, egal ob einer allein agiert oder in einem coolen, gender-gemixten Duo. In „Sumpfgebiete“ aus der Reihe „Polizeiruf 110“ steht der großartige Matthias Brandt als Observationsprofi Hanns von Meuffels im Mittelpunkt. Zu Recht.
Zweitens: Es darf auch, und gerade in Bayern, eine Story sein, die mit Schwarzgeld zu tun hat. Und drittens: Regisseurin Hermine Huntgeburth gelingt ein Münchner Ambiente, das samt Trabantenvorstädten und Grünstich in den Bildern optisch keine neuen Akzente setzt, das aber auf wunderbare Weise den Blues, unter dem von Meuffels leidet, als Stilmittel einbaut.
Darum geht es im Polizeiruf "Sumpfgebiete" am Sonntag
Worum geht es? Um von Meuffels natürlich, der es mit einer Frau zu tun hat, die er vor Jahren in die geschlossene Psychiatrie gebracht hatte und die plötzlich vor ihm steht und von einer Schwarzgeldliste faselt. Erst als sie von einem Auto durch die Luft geschleudert wird und, bevor sie stirbt, noch „Marlene“ flüstert, wird von Meuffels aufmerksam, der sich selbst bald als Verschwörungsopfer sieht. Mit der Folge, dass er kurzfristig in der Psychiatrie landet. Intelligente Anspielungen an das Hollywood-Kino der 40er Jahre – wer immer sich da zu Hause fühlt – bereichern den Genussfaktor bei manchen Zuschauern, andere mögen sich in der Tat ein wenig langweilen.
Trotzdem: Das passt, weil die klassischen Krimi-Schemata nach dem Muster, wer denn der wirklich Böse ist, in unserer komplexer werdenden Welt nicht mehr funktionieren. Deshalb muss sich von Meuffels herumschlagen mit dem raffinierten System der Spezl-Ökonomie, den Münchner Sumpfgebieten. Da darf auch stark zugespitzt werden: mit einem fiesen LKA-Mann und einem feigen Vorgesetzten (Extrapunkt für Ulrich Noethen). Da wird von Meuffels zwangsläufig zu einem Don Quijote, der gegen Windmühlenflügel kämpft.
Also: Das Einschalten hat sich gelohnt. Um bestätigt zu bekommen, dass sich manchmal doch der Rundfunkbeitrag lohnt.
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