Rasante Taxifahrt bleibt ohne Folgen
Von wegen Rennfahr-Rentner: Weil ihm eine Fahrt zum Coburger Flughafen zu langsam voranging, setzte sich Michael Schumacher kurzerhand selbst hinters Steuer. Tempolimits kümmerten den Ex-Formel 1-Star dabei wenig, doch die Polizei kann ihm wahrscheinlich nichts anhaben.
Schumacher sei nach dem Kauf eines Hundewelpens in Franken unter Zeitdruck gewesen und habe den Taxifahrer gefragt, ob er nicht das Steuer mit ihm wechseln wolle, bestätigte Tuncer Yilmaz, Inhaber der Firma Taxi Rummler, einen Bericht der Coburger Neue Presse. Schumacher war dem Zeitungsbericht zufolge mit einer ganzen Entourage per Privatjet aus der Schweiz nach Oberfranken gereist, um bei einem Züchter in Kronach den Australian-Shephard-Welpen "Ed" als neues Schoßhündchen der Familie persönlich abzuholen. Neben seiner Frau Corinna, den beiden Kindern Gina Maria und Mick gehörten zum Tross noch eine Freundin der Kinder und ein Leibwächter.
Auf dem Hinweg durfte Yilmaz noch selbst fahren. Nachdem sich die Schumachers beim Hundezüchter offensichtlich so wohl gefühlt hätten, dass es länger dauerte, wurde es auf dem Rückweg zeitlich eng. Mit einem kumpelhaften "na dann rutsch mal rüber" habe Schumacher den 120 PS starken Kleinbus übernommen und "so flüssig und elegant als gäbe es überhaupt keine Kurven" durch die ländliche Gegend gesteuert, schwärmte Yilmaz in der Neuen Presse.
Er bezeichnete die Fahrt in dem Blatt als das "turbogeilste Erlebnis meines Lebens". Außerdem habe sich Schumacher großzügig gezeigt: Statt der üblichen 75 Euro für die Fahrt und Wartezeit habe der zuletzt für Ferrari gestartete siebenmalige Formel-1-Weltmeister 160 Euro gezahlt.
Geschwindigkeitsbegrenzungen störten den ehemaligen Rennfahrer allerdings nicht. Außerdem habe Schumacher gegen das Personenbeförderungsgesetz verstoßen hat, weil er unerlaubt mit dem Taxi gefahren sei, teilte das Ordnungsamt Coburg mit. Wie sich jetzt jedoch herausstellte, wird die spontane Taxifahrt trotz möglicher Verkehrsverstöße ohne juristische Folgen bleiben.
"Da wird gar nichts passieren", sagte der Sprecher der Coburger Polizei, Ralf Wietasch, am Montag auf Anfrage. Die Polizei werde zwar nicht zuletzt infolge des öffentlichen Interesses den Taxifahrer, der Schumacher das Steuer überlassen hatte, als Zeugen befragen. Bei den von dem Fahrer berichteten Geschwindigkeitsverstößen gebe es aber keine rechtliche Handhabe, da Schumacher seinen Wohnsitz in der Schweiz hat. Mit den Eidgenossen gebe es kein Verwaltungsabkommen, weshalb ein möglicher Bußgeldbescheid nicht zugestellt werden könnte.
Nur falls der Fahrer, Tuncer Yilmaz, als Zeuge davon berichte, dass Schumacher andere Verkehrsteilnehmer in Bedrängnis oder Gefahr gebracht habe, hat die Polizei laut Wietasch eine Handhabe. Aber auch hier erwarte er keine juristische Verfolgung des 38-jährigen Schumacher. "Wir sind schon am Ende der Fahnenstange." Dem Taxifahrer droht durch die Polizei ebenfalls keine Verfolgung. Allerdings könne die Stadt Coburg eine Strafe verhängen, da er sein Taxi nicht hätte weiterverleihen dürfen.
Auch das Fahren ohne Personenbeförderungsschein dürfte für Schumacher keine Konsequenzen haben: Der Taxifahrer habe nach seinen Aussagen das Taxi-Schild abmontiert, sagte der stellvertretende Leiter des Coburger Ordnungsamtes, Kai Holland. Damit sei das Taxi zum ganz normalen Auto geworden. Allerdings sollen mittlerweile Schumacher-Fans aus ganz Deutschland dem Berufschaffeur Angebote für sein Taxi unterbreitet haben. Medienberichten zufolge liegen bereits zehn Angebote vor.
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