Längst eine Erfolgsgeschichte: "Die Simpsons" werden 25 Jahre alt
Die US-Zeichentrickserie „Die Simpsons“ wird 25 Jahre alt – bis heute fesselt sie Millionen vor den Bildschirmen. Dabei begann die Erfolgsgeschichte überaus bescheiden.
Sie verprügelten einen Präsidenten, zeigten Fußball-Star Ronaldo die Rote Karte und hätten Diktator Fidel Castro fast einmal Kuba abgekauft – und zwar mit der einzigen jemals gedruckten Eine-Trillion-Dollar-Banknote. Das Familienalbum der Simpsons ist ein Füllhorn absurder Geschichten. In den vergangenen 25 Jahren ließen die Zeichner ihre gelben Helden durch manchen Schlamassel schlittern, ganz zur Freude von Millionen Zuschauern überall auf der Welt.
In der Fangemeinde gibt es in diesen Tagen nur ein Thema: Der Geburtstag der geliebten Chaoten-Sippe. Vor einem Vierteljahrhundert flimmerten die Simpsons zum ersten Mal in einer 22-Minuten-Episode über die Mattscheiben. Es war eine irrwitzige Weihnachtsgeschichte: Weil der knickrige Boss, der Kernkraftwerksbesitzer Burns, ihm den Jahresbonus vorenthielt, musste Familienvater Homer am Heiligen Abend sein Glück auf der Hunderennbahn versuchen. Das ging schief, bescherte den Simpsons aber ihren Hund „Knecht Ruprecht“ – den sie schnell ins Herz schlossen. Das Fest war gerettet.
Manchem Fan der ersten Stunde wird es beim Gedanken daran heute noch warm ums Herz. Überhaupt genießen die „alten“ Folgen unter Kennern Kultstatus. Die Figuren sind noch krude und etwas krakelig – denn ihren hochauflösenden Glanz erhielten die Simpsons erst 2009. Aber die erste Generation erinnert bis heute daran, wie alles begann: Damals im Jahr 1987 mit ein paar eilig auf ein Papier geworfenen Strichen. Der Legende nach sollte Simpsons-Erfinder Matt Groening einem TV-Produzenten ein Konzept für eine Cartoon-Serie präsentieren. Und erschien völlig blank zum Termin. Angeblich musste Groening im Vorzimmer warten und skizzierte in seiner Not hastig die schräge Familie. Aus dem Schnellschuss wurde ein Volltreffer.
„Neinn!“ – ein Trottel schafft’s ins Wörterbuch
Da ist der trottelige Vater Homer, der im Atomkraftwerk arbeitet. Sein Herz schlägt für Bier, Speck und Donuts, danach kommt lange nichts. Homers „verärgertes Grunzen“, wie es im Drehbuch der Serie vermerkt ist, hat es ins Wörterbuch geschafft. Das kurz und scharf ausgestoßene „Neinn“, im US-Original „D’oh“, ist im Oxford English Dictionary zu finden. Liebhaber der Serie zitieren den Ausspruch fröhlich bei jedem kleineren Missgeschick.
Für ihre blaue Turmfrisur ist Homers Frau Marge bekannt. Sie opfert sich für die Familie auf und kann dabei ganz schön in Rage geraten. Dann gibt es noch drei Kinder: Der Lausbub Bart, die neunmalkluge Lisa und das schnullerschmatzende Baby Maggie. Dazu gesellten sich über die Jahre massenhaft merkwürdige Figuren wie der kiffende Busfahrer Otto, der geschäftstüchtige Fernseh-Clown Krusty oder der ultrafromme Christ Ned Flanders, der dem örtlichen Pastor mit seinen Anrufen auf die Nerven geht („Reverend, ich glaube, ich begehre meine eigene Frau“).
Sie alle leben in Springfield, einer erfundenen Stadt, die sich vielerorts in Amerika befinden könnte. In über 30 Bundesstaaten der USA gibt es eine oder gleich mehrere Kommunen mit diesem Namen. Seit jeher spekulieren die Fans, welche die Heimat der Simpsons sein könnte. Ohne Ergebnis – Springfield ist nirgends und zugleich überall.
Die Erfindung des gelben Universums zahlte sich für Groening aus. Die Simpsons, die anfangs in einer Comedy-Show als Lückenfüller liefen, wurden schnell berühmt. Die Fangemeinde wuchs, es entstand ein Milliardengeschäft: Bücher, DVDs, Videospiele, ein Kinofilm, Bierkrüge, aufblasbare Donuts und singende Flaschenöffner – dank eines tüchtigen Marketings muss kein Fanwunsch unerfüllt bleiben.
Einmal gelb, immer gelb: Wem es die Simpsons angetan haben, der kommt von ihnen nicht mehr los. Psychologen, Gesellschaftsforscher und Kulturwissenschaftler versuchten schon, das Suchtpotenzial zu ergründen. Ihr Befund: Die Mischung macht’s. Da gibt es jede Menge Slapstick – niemand verunglückt so vielfach und formvollendet wie Homer. Beliebt sind auch die Scherzanrufe von Bart bei der örtlichen Kneipe, wo Nachfragen wie „Ist hier jemand, der ,Reinsch’ heißt?“ stets brüllendes Gelächter auslösen. In ihren stärksten Momenten kann die Serie aber viel mehr als nur Klamauk, dann wird sie zur bissigen Satire. Etwa wenn der Atommüll schnurstracks im nächsten See entsorgt wird, wo fortan dreiäugige Fische zu Hause sind. Daneben finden sich reihenweise Anspielungen auf Politik und amerikanische Lebensart, meist triefen sie vor Spott. Etwa wenn die Parteizentrale der örtlichen Republikaner in einem Spukschloss untergebracht ist. Oder wenn Ex-Präsident Bill Clinton wegen seiner Affäre mit Monica Lewinsky (1998) von Bart einfach nur „der Sextyp“ genannt wird.
Viele Promis tauchten in der Simpsons-Welt auf
Stattlich wäre die Gästeliste, wollten die Simpsons ihren 25. Geburtstag feiern. Nahezu 300 Prominente tauchten in und um Springfield bisher auf. In illustren Kreisen gilt eine Anfrage der Simpsons-Macher als Adelsschlag. Einer der Promis mit den meisten Auftritten ist der an den Rollstuhl gefesselte Physiker Stephen Hawking („Das Universum in der Nussschale“). Im US-Original ist die echte Stimme seines Sprachcomputers zu hören.
Nach und nach wurden die Besuche zur Manie, heute ist der „Größenwahn“ aus den Simpsons nicht mehr wegzudenken. Ihre Aufwartung machten unter anderen Popsängerin Britney Spears, der Basketballer LeBron James und „Playboy“-Gründer Hugh Hefner. Auch Präsidenten gibt es ganz in Gelb: Einmal steigt George Washington als Zombie aus seinem Grab, in einer anderen Episode wird George Bush senior Nachbar der Simpsons – beides mündet in roher Gewalt.
Ein spezieller Gast überragt jedoch alle anderen: Der wohl berühmteste Prominente bei den Simpsons ist Gott. „Von Kopf bis Fuß eine klasse Erscheinung“, stellt Homer fest. Und zudem die perfekteste Figur der Zeichentrickwelt: Gott hat fünf Finger, alle anderen nur vier. Zum Schöpfer haben die Simpsons also einen ganz besonderen Draht. Vielleicht verdanken sie diesem ihr langes Leben (für TV-Stars): Nach 25 Jahren scheint die Serie kein bisschen altersschwach. Soeben ist in den USA die 26. Staffel angelaufen. Auch wenn sie mit dem Tod eines Charakters beginnt – ein Ende der Simpsons ist nicht in Sicht.
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