Er trat an mit dem Versprechen, die von seinem Vater Juan Carlos I. heruntergewirtschaftete Monarchie zu modernisieren. Felipe VI. gelobte damals, Vorbild in einem Land zu sein, in dem die Korruption den Ruf der politischen Parteien und auch des Königshauses ramponiert hatte. Und seit genau fünf Jahren sitzt Felipe an diesem Mittwoch auf dem Thron. Heute ist er bei seinem Volk beliebter, als es sein Vater Juan Carlos jemals war – und zwar nicht nur wegen seines guten Aussehens, das Untertaninnen mittleren Alters schwärmen lässt.
Monarchiekrise 2014: Juan Carlos musste nach 39 Jahren abdanken
Politsch kehrt Felipe mit eisernem Besen durch den Hof. Er verlangt tadelloses Benehmen der Königsfamilie, sorgte für mehr finanzielle Transparenz. Er kürzte sein königliches Gehalt um 20 Prozent und untersagte den Mitgliedern und Mitarbeitern des Königshauses, Geschenke anzunehmen. Bei den Spaniern kam das gut an – obwohl der König in der Öffentlichkeit manchmal etwas spröde wirkt. Der frische Wind, der mit König Felipe und seiner bürgerlichen Königin Letizia, 46, in den Palast einzog, hat der schwächelnden Monarchie gutgetan.
Laut einer Umfrage der Tageszeitung La Razón unterstützen inzwischen wieder 58 Prozent der Bürger die Monarchie. Das Tief des Jahres 2014, in dem nicht einmal mehr die Hälfte der Spanier hinter dem Königshaus stand, ist überwunden. Als Folge dieser Monarchiekrise musste damals Juan Carlos nach 39 Jahren Amtszeit abdanken.
Felipe VI. kämpft im Königshaus gegen Korruption und Skandale
Sein 51-jähriger Sohn hatte es in den vergangenen fünf Jahren alles andere als leicht. Die Probleme fingen mitten in seiner Familie an. Die ersten prominenten Opfer des neuen Stils im Königshaus wurden Felipes Schwester, Prinzessin Cristina, und ihr Ehemann, Iñaki Urdangarin, die in einen Betrugs- und Korruptionsskandal verwickelt waren. Felipe bestrafte die beiden, indem er ihnen die Ehrentitel Herzog und Herzogin von Palma entzog. Auch durften sie das Königshaus nicht mehr repräsentieren. Inzwischen sitzt Felipes Schwager im Gefängnis.
Prinzessin Cristina kam in dem Strafprozess mit einem Freispruch davon, musste aber den finanziellen Schaden wiedergutmachen. Seinen Vater, der durch Liebesaffären, Jagdskandale und undurchsichtiges Finanzgebaren in Ungnade gefallen war, schob Felipe aufs Abstellgleis. Juan Carlos durfte für das Königshaus nur noch bei unwichtigen Anlässen auftreten. Jüngst verkündete der 81-jährige König im Ruhestand, dass er sich völlig aus dem öffentlichen Leben zurückziehen werde – dem Vernehmen nach eine nicht ganz freiwillige Entscheidung. Felipes Mutter, Königin Sofía, die von Juan Carlos getrennt lebt und im Volk sehr beliebt ist, darf auch mit 80 Jahren noch weiter für die Krone arbeiten.
Separatisten in Katalonien erkennen Felipe VI nicht als König an
An einer anderen Front hat das Staatsoberhaupt bisher weniger erreicht: Der Unabhängigkeitskonflikt in Katalonien, in dem die Bevölkerung in ein prospanisches und ein separatistisches Lager gespalten ist, dürfte seine größte innenpolitische Herausforderung bleiben. Unmittelbare politische Macht hat Spaniens König zwar nicht. Seine Rolle ist die des Wächters und Moderators über die staatlichen Organe. Er soll also im Blick behalten, ob sie zum Wohl des Volkes arbeiten. Hat er etwas auszusetzen, kann er das auch öffentlich kritisieren – und das tut Felipe. Jeder Besuch in Katalonien wird deshalb zum Spießrutenlauf. Statt Beifall hallen dem Monarchen Pfiffe und Rufe entgegen: „Wir haben keinen König!“
Die in Katalonien regierende Separatisten haben Felipe nicht verziehen, dass er im Herbst 2017, nach einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum, mit einer historischen Rede in den Konflikt eingriff: „Die Separatisten verstoßen gegen die demokratischen Prinzipien des Rechtsstaates“, wetterte er in einer TV-Ansprache. „Und sie untergraben das Zusammenleben in der katalanischen Gesellschaft.“ Felipe forderte Spaniens Staatsregierung, das Parlament und die Justiz auf, die verfassungsmäßige Ordnung in Katalonien sicherzustellen. Untertanen in anderen Regionen Spaniens feierten ihren König für seine strenge Rede.
In einer Sache spaltet Felipe VI. sein Volk fast genauso sehr: beim Fußball. Der Vater zweier Töchter ist Fan von Atlético Madrid, dem Hauptstadt-Klub, der einst der Verein der Arbeiterklasse war. Dabei werden doch die Spieler des Konkurrenten Real Madrid die „Königlichen“ genannt.
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.