Schock im Berufsverkehr: Zugunglück in Dänemark fordert Tote und Verletzte
Beim schwersten Zugunglück Dänemarks seit Jahrzehnten sterben sechs Menschen. Über die Ursache gibt es nur Mutmaßungen. Was die Deutsche Bahn mit dem Unfall zu tun hat.
Bo Mikkelsen ist sichtlich erschüttert, sein Gesicht kreideweiß. „Ich war so nervös, die Leute zitterten“, sagt der Student. „Es war so, als ob man in einem Film dabei wäre“, ergänzt Li Peng im Sender TV2. Sie hatten das schwerste Zugunglück Dänemarks seit 1988 überlebt. Am Mittwochmorgen, dem ersten Arbeitstag des neuen Jahres, starben bei der Fahrt über die 18 Kilometer lange Meeresbrücke über den Großen Belt, die Storebælt-Brücke, sechs Menschen; 16 wurden verletzt.
Zugunglück in Dänemark: Zug von Gegenstand getroffen worden
Der Schnellzug war von der Insel Fünen in Richtung der Insel Seeland und der dortigen dänischen Hauptstadt Kopenhagen unterwegs. Zu diesem Zeitpunkt zog schon seit Stunden ein heftiger Sturm über Dänemark hinweg. Der Fährverkehr war eingeschränkt, Brücken für den Autoverkehr gesperrt. Der Zug erschien vielen Reisenden als das sicherste Verkehrsmittel.
Er kollidierte um 7.35 Uhr, so vermutet es die Havariekommission zumindest, mit losgelösten Teilen, möglicherweise Bierkästen. Diese könnten demnach von einem auf der Gegenspur fahrenden Güterzug heruntergefallen sein. Eine Aufarbeitung der Unglücksursache dürfte allerdings noch Wochen, vielleicht Monate dauern.
Fest steht: Der Schnellzug musste scharf abbremsen. Und: Der Lokführer des Güterzuges hatte nicht bemerkt, dass die Außenplanen und einige Befestigungen von mehreren Waggons, die Bierkästen mit Leergut für den Getränkekonzern Carlsberg transportierten, fast völlig von Sturmböen zerrissen worden waren und wild herumflatterten.
Glück im Unglück war es, dass keiner der Züge entgleiste und von der Brücke in die stürmische, kalte See stürzte. Zudem hatte der Personenzug gerade erst die Insel Fünen verlassen, was die Rettungsarbeiten vom Land aus deutlich erleichterte.
Zusammen mit anderen Passagieren wurde Bo Mikkelsen dann in ein Sportzentrum in der nahen Stadt Nyborg gebracht. Dort wurden sie von Psychologen und Geistlichen betreut. „Uns wurde gesagt, es handle sich nur um einen leichteren Zwischenfall“, erzählt er im Fernsehen. „Deshalb ist es wirklich schockierend, nun die Nachricht zu hören, dass mehrere Menschen gestorben sind.“
Storebæltbrücke ist einer der wichtigsten Verkehrswege Dänemarks
Im Personenzug waren 131 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder. Viele standen unter Schock. Auch für den dänischen Bierkonzern Carlsberg könnte das Unglück Folgen haben. Noch ist nicht geklärt, ob die Planen und Befestigungselemente der Carlsberg-Waggons ausschließlich aufgrund des Sturms abrissen oder ob sie schlampig befestigt wurden. „Wir sind zutiefst berührt von dem Unglück“, erklärte das Unternehmen. Verantwortlich für den Carlsberg-Gütertransport ist DB Cargo, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, schrieb die dänische Zeitung Jyllands-Posten.
DB-Cargo-Sprecher Jan Wildau betonte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass DB Cargo keinen Warnhinweis bekommen habe, der eine Güterzugüberfahrt aufgrund des schlechten Wetters verboten hätte. „Wir werden tun, was wir können, um bei der Aufklärungsarbeit zu helfen“, sicherte Carlsberg zu. Das deutsche Transportunternehmen habe die Hauptverantwortung für den Transport gehabt, lautete der Tenor bei Carlsberg. Der Polizeichef von Fünen, Arne Gram, sagte, dass nun Ermittlungen klären sollen, „was genau schiefgelaufen ist. Bisher war die Rettungsarbeit unsere Priorität“.
Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen zeigte sich tief betroffen. „Das tragische Unglück auf der Großen-Belt-Brücke mit vielen Toten und Verletzten hat uns alle erschüttert“, sagte er. „Völlig gewöhnliche Dänen, auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause von den Weihnachtsferien, haben ihr Leben in Stücke zerrissen bekommen.“ Königin Margrethe sagte: „Das furchtbare Zugunglück an diesem Morgen auf der Großen-Belt-Brücke berührt mich zutiefst. Meine Gedanken und mein tiefstes Mitgefühl gehen sowohl an die Hinterbliebenen und ihre Familien als auch an die Verletzten.“ (mit dpa)
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