Nach Attentat: Verletzter Jörg Armbruster ist zurück
Der ARD-Korrespondent Jörg Armbruster ist in Syrien angeschossen und schwer verletzt worden. So gefährlich leben Journalisten in Syrien.
Die Journalisten-Organisation „Reporter ohne Grenzen“ führt auf ihrer Internetseite eine makabre Statistik. Was soll sie tun? Das, was sie dokumentiert, ist noch viel makabrer. Die Statistik zeigt, wie viele Journalisten in diesem Jahr weltweit bei der Ausübung ihres Berufs getötet wurden. Gestern Nachmittag war dort die Zahl 15 zu lesen. Zwei Fälle in Brasilien, je einer in Mexiko, Paraguay und Somalia, fünf in Pakistan und ebenfalls fünf in Syrien. Viel hat nicht gefehlt und in dem vom Bürgerkrieg so gezeichneten Land wäre an Ostern der Name eines sechsten Reporters hinzugekommen. ARD-Mann Jörg Armbruster hatte Glück, viel Glück.
Jörg Armbruster ist ein erfahrener Fernsehkorrespondent, ein Experte für den Nahen und Mittleren Osten. Er hat den letzten Irak-Krieg miterlebt und die Revolutionen in Nordafrika. Nun ist er 65 und offiziell im Ruhestand. Trotzdem ist der gebürtige Tübinger weiter als Reporter in Krisengebieten unterwegs.
Vergangene Woche eben in Syrien. Armbruster hält sich zusammen mit Martin Durm, Radioreporter des Südwestrundfunks, im Gebiet der Freien Syrischen Armee auf, um eine Reportage über die Rebellen zu drehen. Die führen seit etwa zwei Jahren einen bewaffneten Kampf gegen die Truppen von Präsident Baschar al-Assad. Im Zuge des Bürgerkriegs sind nach UN-Schätzungen schon mehr als 70 000 Menschen gestorben. Die Dreharbeiten sind Teil einer Dokumentation, die im Juni gesendet werden soll.
Samstagabend. Der SWR teilt mit, Armbruster sei am Karfreitag in Aleppo im Norden des Landes angeschossen und schwer verletzt worden. Die Bild am Sonntag berichtet unter Berufung auf nicht näher bezeichnete eigene Informationen, regierungstreue Scharfschützen hätten das Auto des Reporters an einem Kreisverkehr angegriffen. Er soll eine Bauchverletzung und einen gebrochenen Unterarm haben. Sein Kollege Durm ist unverletzt.
ARD-Mann Armbruster im Krankenhaus notoperiert
Armbruster wird in einer Klinik notoperiert. Es heißt, sein Zustand sei stabil. Am Samstagmorgen wird er an die türkische Grenze gebracht, vom Team einer Rettungs- und Sicherheitsfirma in Empfang genommen und in der Türkei ärztlich untersucht. Die Nachrichtenagentur dpa meldet unter Berufung auf einen SWR-Sprecher, Armbruster sei ein zweites Mal operiert worden. Das wird später wieder dementiert. Seit Montag ist er in Stuttgart. Dort wird er weiter medizinisch versorgt.
Wie gefährlich Journalisten in Syrien leben, zeigen zwei weitere Vorfälle. Auch ein ZDF-Team um den Korrespondenten Dietmar Ossenberg ist vor kurzem in Syrien unter Beschuss geraten – glücklicherweise ohne Folgen. Und kurz nach den Schüssen auf Armbruster kündigt ein in Kuwait lebender Geschäftsmann im syrischen Staatsfernsehen an, dass jeder, der in Syrien einen Reporter der Sender Al-Dschasira oder Al-Arabija festnehme, eine Belohnung von umgerechnet etwa 100 000 Euro erhalte. Der Mann wirft den Korrespondenten „Hetze“ und eine Mitverantwortung an dem Blutvergießen vor. (mit dpa, afp)
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