Wettbewerb kürt hässlichsten Hund - wie geht es solchen Tieren?
Jedes Jahr wird in Kalifornien ein Hund gekürt, der mit Schönheitsidealen nichts am Hut hat. Ein Tierpsychologe erklärt, wie solche Hunde einen Besitzer finden.
„Mei, ist der hübsch!“ Diesen Ausruf hat jeder Hundebesitzer wohl schon einmal über seinen Vierbeiner gehört. Oder es selbst gesagt. Schließlich ist doch jeder davon überzeugt, dass der eigene Hund wirklich der Allerschönste ist. Was aber, wenn er es tatsächlich nicht ist? Auch für diesen Fall gibt es eine Lösung – einen Schönheitswettbewerb der anderen Art: Jedes Jahr wird in den USA der hässlichste Hund der Welt gekürt, so auch an diesem Freitag.
Die Sieger der vergangenen Jahre hatten oft massive Fehlstellungen, triefende Augen oder waren größtenteils kahl. „The World’s Ugliest Dog Contest“ im kalifornischen Petaluma ist damit das absolute Gegenteil zu den vielen Zuchtwettbewerben für Hunde, die es weltweit gibt. Stellt sich die grundsätzliche Frage: Wie wichtig ist das Aussehen eines Hundes für seinen Besitzer?
Christian Buchschuster arbeitet im Augsburger Tierheim, er sagt: „Kleinere Hunde wie Dackel und Chihuahuas sind gefragter. Und Welpen sind natürlich sehr begehrt.“ Buchschuster stellt aber auch fest, dass Menschen, die sich einen Hund aus dem Tierheim holen, eher auf dessen Charakter achten: „Am wichtigsten ist den Leuten, dass der Hund gut erzogen ist und keine Macken hat“, sagt er. Seiner Erfahrung nach seien oft die Hunde am längsten da, „die vielleicht schön sind, aber beispielsweise beißen“.
Was ist eigentlich schön? Und wer kauft hässliche Hunde?
Die häufigsten optischen Mankos an den Tieren, die Buchschuster im Tierheim begegnen, sind starkes Über- oder Untergewicht. „Aber das kann man ja in den Griff bekommen.“ Aber: Was ist eigentlich „schön“? Daran scheiden sich auch unter Hundehaltern die Geister. „Hunde, die sabbern oder eher eingedrückte Schnauzen haben, werden oft als hässlich empfunden“, sagt Peter Stephan. Er ist Tierpsychologe und arbeitet im Raum Augsburg. Die am häufigsten genannte Rasse, wenn es um hässliche Hunde gehe, sei der Chinesische Schopfhund. Diese Rasse ist auch beim Wettbewerb „Hässlichster Hund der Welt“ in den USA oft vertreten. Trotzdem haben auch diese Hunde ihre Fans: „Gerade Menschen mit extravagantem Äußeren suchen sich einen entsprechend aussehenden Hund“, erzählt Stephan. „Diese Leute haben dann oft Hunde, die andere als hässlich bezeichnen würden.“
Einen Fall, in dem der Besitzer sein eigenes Tier als so hässlich empfunden habe, dass dies die Beziehung der beiden belastet hätte, kennt der Tierpsychologe nicht. „Es denkt ja irgendwie jeder, sein Hund sei der schönste.“ Die Optik des Hundes sei vielen Menschen wichtig. „Und da komme ich dann ins Spiel“, erklärt er. Viele Hundebesitzer rufen ihn an, weil sie ihr Tier rein nach optischen Gesichtspunkten ausgesucht haben, ohne auf den Charakter zu achten. „Oft passt es dann einfach nicht“, sagt Stephan.
Hunde mit Handicap, die vielleicht auch manche als hässlich bezeichnen würden, finden hingegen laut Stephan oft Besitzer, „die sagen: Wenn ich den nicht nehme, nimmt den keiner.“ In diesen Fällen stellt der Tierpsychologe häufig sogar eine innigere Verbindung zwischen Mensch und Tier fest. „Die Besitzer wissen, dass der Hund von ihnen abhängig ist und versetzen sich mehr in ihn hinein.“ Ein Hund mit Handicap werde auch weniger vermenschlicht. „Die Besitzer fragen sich eher: Was braucht der Hund, um Hund zu sein?“
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