Wo ist die Millionärsfrau aus Norwegen?
Anne-Elisabeth Hagen verschwand 2018 spurlos. Ihr Mann Tom Hagen hat nun eine hohe Belohnung für Hinweise ausgesetzt. Die Polizei glaubt allerdings, er sei ein Mörder.
Ist es die Flucht nach vorn? Der laut Polizei unter dringendem Mordverdacht stehende und zeitweise inhaftierte norwegische Multimillionär Tom Hagen hat eine Belohnung von umgerechnet fast einer Million Euro für das Auffinden seiner Ehefrau ausgesetzt. Anne-Elisabeth Hagen verschwand im Jahr 2018 spurlos. Die Belohnung werde auch ausgezahlt, wenn nur noch ihre sterblichen Überreste gefunden werden sollten, hieß es.
Die norwegische Polizei geht nicht mehr davon aus, dass Anne-Elisabeth Hagen noch am Leben ist. Die Ermittler hatten Tom Hagen im April festgenommen und wollen, dass er angeklagt wird. Anfang Mai kam der 70-Jährige wieder frei und beteuerte seine Unschuld. Die Norweger fragen sich nun: Ist er wirklich unschuldig oder will er mit der Belohnung ablenken? Schließlich hätte er als einer der reichsten Männer des Landes mit einem Vermögen von geschätzten 190 Millionen Euro schon viel früher eine hohe Belohnung in Aussicht stellen können.
Polizei fand nur DNA von Tom Hagen, aber keine weiteren Spuren
Seine damals 68-jährige Frau wurde zuletzt am 31. Oktober 2018 gesehen. Zunächst dachte man an eine Entführung. Tom Hagen erklärte, er habe Lisbeth – wie Freunde sie nennen – vor dem Gang ins Büro gegen 9 Uhr angetroffen. Als er gegen 14.30 Uhr wieder nach Hause gekommen sei, habe er einen Erpresserbrief gefunden.
Gefordert worden sei eine Lösegeldsumme von neun Millionen Euro, die über nicht verfolgbare Internetkanäle in einer digitalen Kryptowährung ausgezahlt werden sollte. Die vermeintlichen Erpresser hätten gedroht, seine Frau vor laufender Kamera umzubringen. Dann jedoch wurde die Polizei misstrauisch. Sie fand angeblich nur DNA von Tom Hagen genau dort im Haus, wo der Übergriff auf seine Frau stattgefunden haben soll – und sonst keine weiteren Spuren. Auch die Entführer meldeten sich nicht. Anfang 2019 bat die Polizei die Öffentlichkeit um Mithilfe.
Die Beweislage gegen Tom Hagen ist unklar, auch zum Motiv gibt es nur Spekulationen. Demnach soll die Ehe – die seit fünf Jahrzehnten besteht – brüchig gewesen sein. Bei einer Scheidung, die Anne-Elisabeth möglicherweise ins Auge gefasst hat, hätte sie vielleicht viel Geld bekommen. Ein Mordmotiv? Eher unwahrscheinlich. Genauso fraglich ist nach wie vor, wie der nicht vorbestrafte Tom Hagen eine Entführung oder einen Mord derart professionell durchgeführt haben soll. Ein weiterer Verdächtiger, der sich im Gegensatz zu Hagen mit Kryptowährungen auskennt, ist inzwischen ebenfalls wieder auf freiem Fuß. Er war als mutmaßlicher Helfer Hagens festgenommen worden. Die Beweislage sei zu dünn, erklärte ein Gericht.
Kinder des Ehepaares stellen sich öffentlich hinter ihren Vater
Die Kinder des Ehepaares haben sich öffentlich auf die Seite des Vaters geschlagen: Dieser hätte niemals seine Frau und ihre Mutter ermordet, sind sie sich sicher.
Und die Belohnung, die Tom Hagen nun ausgesetzt hat? Sein Anwalt Svein Holden – ein Staranwalt in Norwegen – sagte dem Sender TV2: „Tom Hagen hat Angst davor, dass seine Frau nie gefunden wird. Deshalb hat er nun diese Maßnahme ergriffen, um herauszufinden, was mit ihr geschehen ist.“
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