Ziele, Reisedauer, Budget: So verreisen die Deutschen
Längst haben viele Urlaubspläne geschmiedet, einige sind vielleicht schon unterwegs: Doch wohin geht es für die Deutschen und wie viel geben sie dafür aus?
Ob am Strand, in den Bergen oder in der Großstadt - die Deutschen lieben Urlaub. Immer mehr Menschen können sich das Verreisen auch leisten. Das geht aus Zahlen einer Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen hervor, die für ihre Tourismusanalyse 3000 Menschen ab 14 Jahren in Deutschland befragt hat. Nach Erkenntnissen der Studie packten 62 Prozent der Bevölkerung 2018 ihre Koffer, um in den Urlaub zu fahren - so viele Menschen wie nie zuvor.
Dem Institut zufolge hält dieser Aufwärtstrend schon seit einigen Jahren an. 2008 zum Beispiel war nur die Hälfte der Bürger im Urlaub. Die andere Hälfte blieb zuhause, sei es aus persönlichen oder aus finanziellen Gründen.
Doch selbst heute kann sich nicht jeder Bürger die Auszeit vom Alltag leisten: In Wirklichkeit ist jeder siebte Deutsche zu arm, um in die Ferien zu fahren. Das geht aus Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat hervor.
1250 Euro geben die Deutschen pro Person und Haupturlaub aus
Aber woran liegt das? Vor allem daran, dass der Urlaub an sich immer teurer wird. Mittlerweile müssen die Deutschen im Schnitt 98 Euro am Tag für ihren knapp zweiwöchigen Jahresurlaub ausgeben. Das sind insgesamt 1250 Euro pro Person. In diesen Kosten sind laut Stiftung neben den Anreise-, Unterbringungs- und Verpflegungskosten auch alle weiteren Urlaubsausgaben enthalten – vom Ausflug über Souvenirs bis hin zum Trinkgeld. Im Zehnjahresvergleich stiegen die Ausgaben um fast 300 Euro an: 2008 nämlich waren es nur 960 Euro je Person und Jahresurlaub.
Bekanntermaßen sind die Deutschen aber finanziell sehr diszipliniert. Jetzt zeigt sich, dass dies auch für die Ferienplanung im In- oder Ausland gilt. Wie eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa ermittelt hat, sparen die Bürger langfristig, um sich den Urlaub erlauben zu können.
Ausnahmen - das belegt die Studie ebenfalls - gibt es natürlich auch. Etwa drei Prozent der Befragten gaben an, dass sie bereits einmal einen Sparvertrag gekündigt hätten, der eigentlich für die Altersvorsorge gedacht war, um den frei gewordenen Betrag dann für ihre Traumreise einzusetzen. Ebenso viele würden sich nicht scheuen, sogar einen Kredit aufzunehmen, um sich nur irgendwie ihren Urlaub zu finanzieren. 97 Prozent würden dies nicht tun.
Insgesamt ist die Art der Erholung, die gewählt wird, recht eindeutig: Wie Umfragen zeigen, die von der Plattform Statista ausgewertet wurden, bevorzugen mehr als 37 Prozent der Deutschen einen Bade- oder Sonnenurlaub.
Die Hälfte der Menschen bleibt zur Ferienzeit in Europa
Weitere 13,7 Prozent geben ihrer Reise das Etikett „Familienurlaub“, der natürlich ebenfalls an einer Küste stattfinden kann. Andere Urlaubsformen wie Städtereisen, Wander- oder Abenteuerurlaub und Schiffskreuzfahrten werden medial zwar gerne beworben, sind aber nach wie vor eher Nischenerlebnisse: Nur jeweils drei bis fünf Prozent aller Urlaubsreisen können dem zugeordnet werden.
Wo die Reise der Deutschen genau hinführt, ist sehr verschieden. Tatsächlich entscheidet sich eine Mehrheit von 54 Prozent für Ferien innerhalb Europas. Am liebsten ist den Deutschen nach wie vor Spanien: 12,7 Prozent der Befragten reisten im vergangenen Jahr dorthin, um sich an den Stränden oder in den Städten des südlichen Landes zu erholen. Auf Platz zwei der beliebtesten Destinationen folgt Italien mit insgesamt 9,6 Prozent - und deutlichem Abstand zu Österreich. Das Reiseziel ins Nachbarland, das Platz drei der Statistik belegt, hatten 2018 lediglich 4,7 Prozent gewählt.
Fernreisen sind bei deutschen Urlaubern weniger beliebt
Im Vergleich dazu sind die Zahlen, die Fernreisen betreffen, verschwindend gering: Nur etwa jeder Achte entschied sich 2018 für eine weite Reise über den Ozean. Nicht einmal drei von 100 Menschen (2,8 Prozent) machten sich auf den Weg in den fernen Osten. Nordamerika besuchten nur 2,7 Prozent, Nordafrika sogar lediglich 2,2 Prozent der deutschen Urlauber. Nach Mittelamerika und in die Karibik zog es 1,8 Prozent der Befragten. Und 0,7 Prozent wollten den Nahen und Mittleren Osten erleben. Auf die übrigen Länder und Regionen der Erde, darunter Südamerika, Afrika und Ozeanien, fallen insgesamt 1,8 Prozent.
Beliebt bleibt allerdings der Urlaub im eigenen Land. 34 Prozent der Befragten machten 2018 Urlaub in Deutschland. Das beliebteste Bundesland? Mecklenburg-Vorpommern. Acht Prozent verbrachten dort die Ferien. Bayern landet mit 7,3 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Niedersachsen (4,4 Prozent), Schleswig-Holstein (4,2 Prozent) und Baden-Württemberg (3,4 Prozent). 6,7 Prozent der Befragten verteilen sich auf die übrigen elf Bundesländer. Verglichen mit 2008 ging die Zahl der Heimaturlauber übrigens um knapp vier Prozentpunkte zurück. (mayjo, elisa)
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