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Klingenberg
22.03.2024

Exorzismus an Anneliese Michel in Klingenberg: So tragisch starb die Studentin

Das Grab von Anneliese Michel: Sie wurde 1976 im Alter von 23 Jahren beerdigt, nachdem sie während einer Exorzismus-Behandlung verhungert war.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Archivbild)

Der Exorzismus an Anneliese Michel gilt als bekanntester Fall der "Teufelsaustreibung" in Deutschland. Vor knapp fünfzig Jahren starb die Studentin. Alle Infos lesen Sie hier.

Exorzismen oder Teufelsaustreibungen kennen viele nur aus Filmen und Büchern. Doch es gibt echte Fälle, in denen versucht wird, Menschen durch Rituale von einem angeblichen Teufel zu befreien. Der bekannteste und vielleicht tragischste Fall in der jüngeren Geschichte ist der Exorzismus an Anneliese Michel in Klingenberg am Main im Jahr 1976 durch römisch-katholische Priester. Erst als die 23-Jährige an den Folgen stirbt, kommt der Fall an die Öffentlichkeit, erregt weltweit große Aufmerksamkeit und hat Folgen für die römisch-katholische Kirche. Aber was genau passierte damals?

Teufelsaustreibung: Was ist ein Exorzismus?

Als Exorzismus versteht man die Praktik, mit der vermeintlich vorhandene Dämonen, böse Geister oder der Teufel aus einer Person vertrieben werden. Im Mittelalter war die Austreibung in der katholischen Kirche sehr verbreitet - auch Tiere und Gegenstände wurden exorziert - aber auch heute gibt es weltweit Berichte von Exorzismus. Papst Franziskus hat im März 2017 laut einer Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) den Exorzismus bei spirituellen Beschwerden als "notwendig" bezeichnet.

Immer wieder enden solche rituellen Vertreibungen böser Geister aber tödlich für die vermeintlich Besessenen. 2015 berichtete die KNA beispielsweise vom Tod einer 21-Jährigen im zentralamerikanischen Belize, die in einer Kirche offenbar einen Herzstillstand erlitt, während die Eltern versuchten, sie in einer religiösen Zeremonie von Dämonen zu befreien. Der bekannteste Fall eines tödlichen Exorzismus in Deutschland ist Anneliese Michel. Sie starb 1976 an den Folgen.

Exorzismus in Klingenberg: Wer war Anneliese Michel?

Anneliese Michel wurde am 21. September 1952 in einem Dorf südöstlich von Regensburg geboren und wuchs im unterfränkischen Klingenberg auf. Ihr Vater betrieb dort ein Sägewerk. Die junge Anneliese war von ihrer sehr religiösen, katholisch-konservativen Familie geprägt, war sehr fromm, galt in der Schule als Introvertiert, wie es später in Untersuchungen des Falles durch die Historikerin Petra Nay-Helmut hieß. Anneliese soll oft über religiöse Themen gesprochen haben. 

Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich, dass Anneliese an Epilepsie erkrankt ist, eine Diagnose, die später durch ärztliche Gutachten unterstützt wird. Es kommt zu ersten epileptischen Anfällen: heftige Zuckungen der Glieder, Schaum vor dem Mund, laute Schreie. Zunächst kann sie normal weiterleben, aber die Anfälle werden schlimmer und weiten sich zu einer schweren Psychose aus. 1973 stehen die Abiturprüfungen an und Anneliese steht unter hohem Druck - da soll sie erstmals ein Klopfen in ihrem Zimmer wahrnehmen, plötzlich Fratzen sehen und Stimmen aus der Hölle hören. 

Bei einem Ausflug der Familie zum italienischen Wallfahrtsort San Damiano verhält sich Anneliese auffällig: Sie meidet zum Beispiel Heiligenbilder und kann an einer Madonnenstatue nicht vorbeigehen. Die Wallfahrtsleiterin bekommt einen Verdacht: Die 23-Jährige könnte vom Teufel besessen sein. Zwei Pfarrer raten Anneliese dagegen, lieber zu einem Arzt zu gehen. Doch weil die medizinische Behandlung nicht zu wirken scheint, sind bald Annelieses Eltern, römisch-katholische Priester und auch sie selbst davon überzeugt, dass sie vom Teufel besessen ist. 

Exorzismus in Klingenberg: Wie starb Anneliese Michel?

Anneliese Michel wurde ab dem 24. September 1975 mit dem sogenannten Großen Exorzismus behandelt, angeordnet durch Bischof Josef Stangl. Insgesamt 67 mal wird das Ritual angewendet, viele Sitzungen über mehrere Monate hinweg, schreibt später Historikerin Ney-Hellmuth in ihrer Doktorarbeit über den Fall. Die Wissenschaftlerin wertete dafür zahlreiche Akten und Dokumente aus und veröffentlichte ihre Ergebnisse 2014 in der Arbeit "Der Fall Anneliese Michel".

Der Ablauf des Exorzismus ist vor allem gut dokumentiert, da der ausführende Exorzist Arnold Renz das Ritual meistens auf Tonband aufzeichnete. Einige Aufnahmen kursieren im Internet, etwa auf Youtube, noch heute. Man hört Anneliese Michel mit veränderter Stimme sprechen, flüstern oder laut schreien. "Für uns gibt es nie Ruhe", sprechen angeblich mehrere Dämonen durch sie. Oder: "Wenn die Leute nicht glauben, dass es uns gibt, da können wir wirken nach Herzenslust."

Während der Austreibungen studiert Anneliese Michel Pädagogik, pendelt dabei zwischen Würzburg und Klingenberg, zwischen Exorzismen und Vorlesungen. Doch nur wenige Menschen wissen laut Forschungen von Ney-Hellmuth davon.

Als am Aschermittwoch 1976 die Fastenzeit beginnt, hört Anneliese laut der Historikerin komplett damit auf, Nahrung zu sich zu nehmen. Sie behauptet, Stimmen hätten ihr das Essen verboten. Außerdem quält sie sich selbst; kniet stundenlang, versucht in Wände zu beißen oder schlägt ihren Kopf auf den Boden. Um Verletzungen zu verhindern, wird sie ans Bett gefesselt.

Ihr Gesundheitszustand wird immer schlimmer, trotzdem wird kein Arzt hinzugezogen. Am 1. Juli 1976 stirbt Anneliese Michel an extremer Unterernährung. Weil ein Arzt die abgemagerte Tote sieht und den Totenschein nicht ausfüllen will, kommt der Fall ans Licht.

Exorzismus an Anneliese Michel: Welche Folgen hatte ihr Tod?

Zwei verantwortliche Geistliche und die Eltern wurden nach dem Tod Annelieses im April 1978 am Landgericht Aschaffenburg wegen fahrlässiger Tötung zu einer sechsmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Sie hätten es unterlassen, ärztliche Hilfe herbeizuholen, was ihre Pflicht gewesen wäre, so die Richter. Der Prozess erlangte als "Aschaffenburger Exorzismus-Prozess" weltweite Beachtung. Die Namen beider geistlichen Verurteilten tauchten später auch in Missbrauchsgutachten auf.

Die Deutsche Bischofskonferenz kündigte 1979 an, den Exorzismusritus zu überarbeiten, was über die Jahre in Teilen geschah. 1999 legte der Vatikan neue Richtlinien zum Exorzismus vor. So ist seitdem ein Exorzismus abzubrechen, wenn der Betroffene die Hinzuziehung eines Arztes ablehnt. Die Zahl der Exorzismen in Deutschland sank massiv nach dem Fall Anneliese Michel. 

Der tragische Tod Anneliese Michels fand auch Eingang in die Kultur: So löste die Berichterstattung ein großes Interesse am Thema Exorzismus aus. Filme wie Hans-Christian Schmids "Requiem" oder Scott Derricksons Thriller "Der Exorzismus von Emily Rose", aber auch Theaterstücke und Romane wurden von dem Fall inspiriert. In Dokumentationen und Podcasts wird die Geschichte des bekanntesten Exorzismus Deutschlands regelmäßig aufgerollt. Musikgruppen, meist Metalbands wie Possession, Seduced oder Ice Nine Kills, verarbeiteten die Thematik in Songs oder verwendeten sogar Ausschnitte aus den Originalaufnahmen von Anneliese Michels Exorzismus.