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Über das traurige Trauern in Corona-Pandemiezeiten

Kommentar Von Bernhard Pörksen
08.11.2022

Exklusiv Viele Menschen konnten sich zu Hochzeiten der Corona-Pandemie nur digital von Angehörigen verabschieden. Ihr Schmerz wurde dadurch noch größer. Ein öffentliches Thema ist das aber leider nicht.

Kürzlich fand sich im Lokal-Blättchen einer kleinen Gemeinde, nicht weit von Tübingen entfernt, eine Todesanzeige eigener Art, berührend und verstörend zugleich. Man trauere um den Verstorbenen, so hieß es hier. Und wolle sich nun gemeinsam seiner erinnern. Alle seien herzlich zur Abschiedsfeier eingeladen. Allerdings gab es keinen Hinweis auf einen konkreten Ort oder ein Begräbnis, keine Adresse eines Friedhofs, absolut nichts. Nur eine Zoom-Meeting-ID und einen Kenncode für die virtuelle Begegnung an einem Samstagnachmittag im September.

Der Bildschirm, das iPad, der eigene Rechner – all das verwandelt sich hier in etwas, was die Internetsoziologin Sherry Turkle ein „evokatives Objekt“ nennt. Sie meint mit diesem Ausdruck Objekte, die große, schwere Fragen hervorbringen, Fragen, die von der Realität des Virtuellen und der Natur der Intimität handeln. Diese Fragen lauten zum Beispiel: Was fehlt, wenn Beerdigungen gestreamt werden, man sich nur am Bildschirm sieht? Und man letzte Worte und Wünsche nur über FaceTime austauscht?

Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Am 14. November ist er Podiumsgast bei den Augsburger Mediengesprächen.
Foto: Peter-Andreas Hassiepen

Die Frau erlebte die letzten Atemzüge ihres Vaters auf dem iPad

Vor einiger Zeit erzählte mir einer der Begründer der amerikanischen Hospizbewegung, Frank Ostaseski, eine Geschichte. Ostaseski hatte als Gründer eines Hospiz in San Francisco mehrere tausend Menschen bis zum Ende begleitet. Und er hatte die Corona-Pandemie, inzwischen selbst ein alter Mann, halb blind und gebeutelt von mehreren Schlaganfällen, wesentlich vor dem Bildschirm sitzend erlebt, Vorträge gehalten und versucht, Menschen durch seine Erfahrung zu unterstützen.

Eines Tages, so berichtete er, habe eine Frau seinen Rat gesucht, die die letzten Atemzüge ihres Vaters auf dem iPad erlebt hatte, getrieben von dem verzweifelten Versuch ihm, der in einem anderen Land und halb bewusstlos im Krankenhaus lag, noch einen Kuss zu geben, ihn also, die Lippen auf den Bildschirm gepresst, noch irgendwie nahe zu sein. In diesem Moment sei der Vater dann gestorben. Die Folge: ein diffuser, seltsam uneindeutiger Schmerz, mit ausgelöst durch eine virtuell nicht vollständig einlösbare Erfahrung und den eben nicht wirklich geglückten Abschied.

An diesem Beispiel wird zum einen das Doppelgesicht digitaler Medien offenbar, ihre Zwitter-Natur. Digitale Medien bieten wunderbare Möglichkeiten, über Zeit- und Raumgrenzen hinweg Kontakte zu pflegen und sich auszutauschen. Sie engen jedoch das Spektrum der menschlichen Erfahrungen unvermeidlich ein. Und erzeugen eine seltsam paradoxe Fern-Nähe ohne körperliche Berührung und eben auch ohne die plötzliche, überraschende Tiefe, die vielleicht nur face to face möglich ist und die ein Abschied eigentlich braucht.

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Zum anderen wird klar, dass ganze Gesellschaften, wie die Psychologin Pauline Boss in ihrem aktuellen Buch „The Myth of Closure“ diagnostiziert, mit einer Fülle uneindeutiger, schwer quantifizierbarer Verluste konfrontiert sind, die diese Pandemie im Verbund mit den unbedingt notwendigen Schutzmaßnahmen und den unvermeidlichen Reise- und Kontaktbeschränkungen verursacht hat. Diese Verluste sind nicht leicht zu beschreiben. Sie tauchen in den offiziellen Defizit- und Schadensbilanzen der letzten drei Jahre nicht auf. Und es fehlt, zumal im öffentlichen Raum, eine Sprache, die sie jenseits von Gefühlskitsch und Sonntagspredigt überhaupt entzifferbar und besprechbar machen könnte. Aber sie sind doch da. Und sie münden, eben aufgrund ihres schwer fasslichen, diffusen Charakters, in eine zweite, eine vergessene Trauer, die bleibt, weil sich ein Abschied nicht nachholen lässt.

Und schließlich und drittens wird deutlich, dass es eine größere, wenn auch nicht exakt errechenbare Zahl von Menschen geben muss, die Freunde und Angehörige während der Pandemie verloren haben – ohne die Chance eines letzten Kontakts. Ihre Geschichten sind unsichtbar, bislang zumindest. Und sie drohen in einer Welt der multiplen Krisen und Katastrophenszenarien – steigende Inflation, explodierende Gaspreise, die drohende Eskalation des Krieges in der Ukraine – auch weiterhin unsichtbar zu bleiben.

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Es wäre jetzt im Duktus dieses kleinen Essays ganz leicht, mit ein paar Forderungen zu schließen, die vermeintlich sofortige Besserung verheißen. Man könnte beispielsweise kollektive Rituale des Erinnerns fordern, eine öffentliche Debatte verlangen, vielleicht eine politische Rede anmahnen, die für die Sichtbarmachung diffuser Schmerzerfahrungen plädiert.

Aber dies wäre zu einfach, zu schnell. Vielleicht besteht der entscheidende Schritt schlicht darin, anzuerkennen, dass es die uneindeutigen Verluste und die vergessene Trauer überhaupt gibt.

Zur Person Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Am 14. November ist er Podiumsgast bei den Augsburger Mediengesprächen. Die beginnen um 18.30 Uhr (Einlass ist um 18 Uhr) im Hotel Maximilian’s in Augsburg. Das Thema: „Fake News in Krisenzeiten: Gefährdet Desinformation die Demokratie?“ Der Eintritt ist kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich unter www.blm.de/augsburger_mediengespraeche oder an: events@blm.de

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