Auf Nimmerwiederhören: Die letzten Telefonzellen verabschieden sich
Die Telekom schaltet die öffentlichen Fernsprecher in Deutschland ab. Das war's dann - nach 142 Jahren. Die entscheidende Frage aber ist: Wie, die gab’s noch?
Handy weg, liebes Publikum, es ist folgendes Kuriosum zu verkünden: In Zeiten, in denen wirklich alles Private social-media-artig oder sonst wie öffentlich besprochen wird, kommen ausgerechnet die öffentlichen Fernsprecher auf den Schrottplatz. Und bevor jemand fragt: Wie, die gab’s noch im Land? – ja, die gab’s noch, sogar 12.000 Stück. An diesem Montag deaktiviert die Telekom allerdings die Münzzahlung, im Januar ist auch Schluss mit Telefonkarte, und das war’s dann. Nach 142 Jahren.
Und bevor jetzt alle wieder auf die Telekom schimpfen und mit dem Nostalgie-Glöckchen klingeln – das Ganze haben noch ein paar andere verbockt. Es begann schon damit, dass – kaum hatte Alfred Hitchcock die Filmwelt verlassen – die Menschen sich nicht mehr panisch in Telefonhäuschen verbarrikadierten, wenn altersschwache Vögelchen über ihren Köpfen flatterten.
Die Telekom konnte gar nicht anders, als die Telefonhäuschen abzubauen
Dann fing der Mist mit der Individualisierung an und die Leute hörten auf, sich in den gelben Kästen zu fünfzehnt zu stapeln, um ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen. Der Pisa-Schock: Bildung, Bildung, Bildung, hieß es plötzlich. Also begann man, sich Telefonnummern zu merken und nicht mehr ganze Seiten aus den modrigen Büchern zu reißen. Und – Hektik, Hektik – viele ließen auch noch die Tür offen, sodass es drinnen nicht mehr nach Zigaretten und Schweiß stank. Wo doch jeder wusste: Das musste so sein.
Die Telekom konnte also gar nicht anders, als die Telefonhäuschen abzubauen und durch nackte Fernsprechsäulen zu ersetzen. An die sich auch keiner mehr lehnen wollte, um bei Nieselregen zwei Stunden mit Oma Hedwig zu plaudern.
So muss es gewesen sein. Ja, das Handy ist auch schuld. Ein wenig.
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