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Interview
16.03.2022

Edgar Selge spielt DDR-Staatschef: "Honeckers sind heute noch ein Tabu"

Honecker (Edgar Selge, rechts) und Holmer (Hans-Uwe Bauer) spazieren am See entlang.
Foto: Conny Klein, ZDF

Edgar Selge zeigt in seiner neuesten Rolle den tiefen Fall Erich Honeckers. Wie versetzt man sich in einen Mann hinein, von dem die meisten nichts mehr wissen wollen?

Herr Selge, Sie sind bekannt dafür, ausgefallene Rollen zu übernehmen. Im neuen Film von Jan Josef Liefers – „Honecker und der Pastor“ (21. März, 20.15 Uhr, ZDF) – spielen Sie Erich Honecker. War das für Sie beruflich etwas Besonderes?

Edgar Selge: Na, das ist schon etwas Spezielles. Als Herr Liefers mich angerufen und mir die Geschichte erzählt hat, habe ich eher gedacht, er will mich als Pastor besetzen. Dass ein Regisseur und Kollege – eher ein Kollege, der in der DDR sozialisiert ist – so einen eingefleischten West-68er wie mich für diese Rolle anfragt, hat mich schon gewundert.

Hat er seine Wahl begründet?

Selge: Nein, hat er nicht. Das macht man aber auch nicht. Ich nehme an, dass es eine Rolle gespielt hat, dass er den Pfarrer mit Hans-Uwe Bauer, einem in der DDR sozialisierten Schauspieler besetzt hat, und mich vielleicht, weil man das einfach nicht erwartet. Möglicherweise habe ich auch aufgrund meiner Herkunft im Westen einen etwas freieren Blick auf Herrn Honecker.

Wie fühlte es sich an als Honecker?

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Selge: Mich hat daran vor allem dieser tiefe Fall eines mächtigen Menschen interessiert, von einem Tag auf den andern. Weder Herr Gorbatschow noch Herr Modrow oder Herr Kohl kümmern sich um seinen Verbleib. Honecker wird nach seiner Nieren-OP aus dem Krankenhaus entlassen, steht auf der Straße und weiß nicht wohin. Dazu kommt in der Bevölkerung ein brutales Rachebedürfnis an den ehemaligen Führungspersönlichkeiten.

Das war vor der Wende anders.

Selge: Genau, vorher war er jemand, den die ganze Welt hofiert hat, darum war diese Rolle schon extrem interessant. Das ist dramatisch wie bei Shakespeare. Der jähe Fall von tyrannischen Königen ist ein Hauptthema bei Shakespeare. Wie individualisiert sich so ein geschichtlicher Umbruch wie der Mauerfall am Beispiel ihrer ehemaligen Führer? Viele von uns haben noch die Bilder vom Ehepaar Ceausescu vor Augen, zwei Menschen, die sich angstvoll am Boden krümmen, bevor sie erschossen werden. Honeckers sind auch heute noch ein Tabu. Gerade darum interessiert mich diese Figur.

Der berühmte Bruderkuss: Michail Gorbatschow und Erich Honecker.
Foto: Wolfgang Kumm, dpa

Sie haben das Bürokratische in Honeckers Art zu sprechen, die teilnahmslose Null-Empathie, perfekt dargestellt.

Selge: Natürlich habe ich versucht, ihn von seiner Haltung her zu treffen. Ich habe bestimmt zehnmal dieses Interview in Moskau gesehen, das der Spiegel mit ihm geführt hat. Es gibt auch einen DDR-Liedermacher, der Dokumente über Honecker sammelte. Den habe ich mit Liefers besucht. Und der hat uns eine CD mit Interview-Ausschnitten mitgegeben, auch ein Buch über Honecker habe ich gelesen. Er ist ja als Sohn eines Bergmanns im Saarland früh mit der kommunistischen Partei in Berührung gekommen.

Ein Milieu, um Sozialist zu werden.

Selge: Ja, Honecker hat sich als Jugendlicher in die kommunistische Partei eingeschrieben und von da ab den Funktionärsweg genommen. Sein Privatleben hat er so weit wie möglich aus der Öffentlichkeit rausgehalten. Insgesamt kann man sagen: Natürlich ist Honecker für den Schießbefehl verantwortlich. Aber innerhalb des Rahmens, der ihm vorgegeben war in einer sozialistischen Diktatur, ist er im Vergleich zu vielen anderen eher ein zuverlässiges Staatsoberhaupt gewesen.

Erzählt wird, wie im 1990 der Pfarrer Uwe Holmer Honecker und seine Frau Margot bei sich aufnahm und Kirchenasyl gewährte. Wie viel ist Fiktion?

Selge: Das ist durch und durch eine wahre Geschichte. Mir war die auch bekannt. Ich habe in den 90er Jahren sogar Regisseure und Produzenten darauf aufmerksam gemacht, weil das wirklich ein ungewöhnlicher Erzählstoff ist. Dass keiner das bis heute verfilmt hat, hängt wohl mit einem gewissen Ekel zusammen, weil wir uns in dieser Geschichte alle auch selbst anschauen müssen.

Der ehemalige Staats- und Parteichef der DDR, Erich Honecker und seine Ehefrau Margot.
Foto: dpa (Archivbild)

Das Drehbuch schrieb Fred Breinersdorfer, der auch die Bücher für „Sophie Scholl“ und „Das Tagebuch der Anne Frank“ verfasste. Was ist das Spezielle daran? Man startet den Film mit einer gewissen Skepsis, er entpuppt sich aber als Lehrstück übers Leben.

Selge: Der Film ist ganz bestimmt ein Lehrstück. Das ist ein gutes Wort dafür. Denn wir schauen da ein Stück der eigenen Vergangenheit an. Dabei müssen wir uns an etwas erinnern, an das wir uns offensichtlich nicht mehr so gerne erinnern wollen, gerade, weil es die Zeit eines euphorischen Aufbruchs war, bevor sich dann viele voneinander enttäuscht abwandten. Viele Westler vom Osten und die Ostler vom Westen. Es war eine Zeit des Frühlings zwischen Ost und West, in der man diese Honecker-Geschichte nicht hören wollte.

So sieht Edgar Selge privat aus.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

Hat sich an Ihrer Einschätzung der Person Honecker durch die intensive Beschäftigung etwas geändert?

Selge: Schon, die Einschätzung ändert sich, wenn man so viele Details eines Lebens neu kennenlernt. Interessant für mich war, dass Honecker in der 80er Jahren bei den westdeutschen Intellektuellen und auch vielen Künstlern einen eher guten Ruf hatte. Er wurde durchaus ernst genommen, und dieser Versuchsballon eines realen Sozialismus in der DDR wurde eher wohlwollend beobachtet. Kaum jemand im Westen von den Linken wollte eine Wiedervereinigung oder gar eine Abschaffung der DDR. Manche haben später so getan, als sei es ihnen seit Jahrzehnten bewusst gewesen, dass die DDR ein einziger Unrechtsstaat ist.

Der Pastor wollte ein Zeichen für Versöhnung setzen. Seine Begründung: „Aus Hass und Feindschaften lässt sich nichts Neues aufbauen.“ Richtig?

Selge: Ja, das kann man so sagen. Man kann auch noch einen Schritt zurücktreten. Denn im Grunde trifft man hier auf zwei Ideologien. Denn der Pfarrer ist ja eine Art Quäker, er nimmt die Bibel wie die Zeugen Jehovas und andere Sekten sozusagen beim Wort. Auf der anderen Seite stehen der Honecker und seine Margot mit ihrem Erlösungsvorschlag von einem sozialistischen Paradies hier auf Erden. Am Ende kann man sagen, die christliche Variante ist in diesem Fall die humanere.

Der zentrale Satz kommt am Ende des Films aus dem Off: „Wenn wir das Vertrauen nicht wiederfinden, gehen wir alle zugrunde.“ Das ist bisher nicht passiert, oder?

Selge: Das ist sicher richtig. Wir müssen dringend aufeinander zugehen und neues Vertrauen entwickeln, auch Vertrauen in den Staat. Die AfD, die „Querdenker“-Bewegung und andere Kräfte versuchen das ja massiv zu untergraben. Zudem sind viele müde geworden, für unsere Form der freiheitlichen Demokratie zu kämpfen. Sie braucht aber unseren Einsatz. Jeden Tag neu.

Zur Person: Edgar Selge, 1948 geboren in Ostwestfalen, machte seine Schauspiel-Ausbildung in München. Für seine Charakterdarstellungen wurde er vielfach ausgezeichnet. Selge ist auch Schriftsteller, kürzlich erschien sein gefeiertes Debüt.

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