Folgt Glück auf Pech? Nach dem Vulkanausbruch boomt das Lottogeschäfft
Auf La Palma haben viele Menschen ihre Existenz verloren. Nach so viel Pech muss Glück kommen - das ist offenbar der Gedanke, der hinter dem Lotto-Boom in Spanien steht.
Das Lottogeschäft in dem Bergort Los Llanos de Aridane, das nur vier Kilometer Luftlinie vom feuerspuckenden Vulkan entfernt ist, hat sich zu einem Pilgerort entwickelt. Die Glücksritter geben sich die Türklinke des Ladens in die Hand. Von diesem Ort hat man eine gute Sicht auf den Vulkan und seine gigantischen Feuerfontänen und Rauchwolken. Und man kann ihn auch fühlen, wenn die Aktivität des wütenden Feuerberges gerade wieder einmal die Erde beben lässt.
Schon mehrmals musste der Lotterieverkäufer in Los Llanos de Aridane, Eduardo Anglés, Nachschub ordern, weil ihm die Lose ausgegangen waren. Er und auch die anderen Lottogeschäfte auf der Kanareninsel La Palma, auf der am 19. September ein Vulkan im Gebirgszug Cumbre Vieja ausbrach, machen derzeit Rekordumsätze. „Alle wollen dieses Jahr eine Losnummer auf La Palma kaufen“, berichtet Anglés in der Lokalzeitung der Insel.
Vulkanausbruch auf La Palma: 3000 Gebäude zerstört
„Die Leute glauben, dass dort, wo Unheil hereinbricht, ein Lottogewinn winken kann“, erklärt Borja Muñiz, Chef des nationalen Lotterieverbandes, dieses kuriose Phänomen. Das Unglück ziehe das Glück an, gewissermaßen als ausgleichende Gerechtigkeit. Den leidgeprüften 85.000 Inselbewohnern ist es wirklich zu wünschen, dass ihnen die Glücksgöttin Fortuna demnächst zugeneigt ist. Nahezu 3000 Gebäude wurden bisher von der Lava begraben, davon sind etwa die Hälfte Wohnhäuser. Viele Menschen haben ihre Existenz verloren. 60 Kilometer Straße verschwanden ebenfalls. 7000 Personen mussten evakuiert werden. Allein der Sachschaden wird auf annähernd eine Milliarde Euro geschätzt. Die Lavamassen bedecken inzwischen im Südwesten der Insel eine Fläche von elf Quadratkilometern. An der breitesten Stelle misst der haushohe Lavastrom 3300 Meter.
Spaniens Weihnachtslotterie: 2,4 Milliarden Euro Gewinne locken
Der Vulkanausbruch ist jetzt schon die größte Naturkatastrophe auf der Insel seit Jahrhunderten. Kein Wunder, dass die Insulaner nun voller Hoffnung auf einen Geldsegen wie noch nie Lose für Spaniens berühmte Weihnachtslotterie kaufen. Sie gilt als die prämienreichste Ziehung der Welt. Am 22. Dezember werden Geldpreise im Gesamtwert von 2,4 Milliarden Euro ausgeschüttet. Allein der dicke Hauptpreis, der „Gordo“, ist dieses Jahr 688 Millionen Euro schwer. Allerdings fällt der „Dicke“ meist auf hunderte oder sogar tausende Gewinner, da jede der fünfstelligen Losnummern 1720 Mal verkauft und dann oftmals noch unter Freunden geteilt wird. Dass der Aberglaube und der Vulkan dieses Jahr das Lottogeschäft blühen lässt, spiegelt sich auch darin, dass die begehrteste Losnummer die Ziffernfolge 19921 aufweist, in der sich das Datum des 19. September 2021 widerspiegelt – der Tag, an dem der Vulkan ausbrach. Schon Stunden nach Beginn der Eruption war diese Loskombination ausverkauft. Der Boom geht so weit, dass Losscheine mit der „Vulkannummer“, die im Lottohandel für 20 Euro verkauft wurden, nun auf dem Schwarzmarkt zu Wucherpreisen angeboten werden.
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