Ärger im Dschungel: Eigentlich belustigen sich die Zuschauer der RTL-Sendung "Ich bin ein Star..." an den kleinen und großen Streitigkeiten zwischen den Promis. Dieses Mal stehen jedoch Reptilien im Mittelpunkt des Ärgers. Gleich mehrere Tierschutzorganisationen werfen dem Sender RTL Tierquälerei vor. Eine Anzeige ist bereits raus. Was ist passiert?
Hintergrund sind die Dreharbeiten für die Dschungelprüfung von Mike Heiter, Zoe Saip und Frank Fussbroich. Dabei mussten die drei Kandidaten in einen Wassertank eintauchen und bekamen währenddessen Besuch von exotischen Tieren. Im Wasser tummeln sich Schlangen, Grüne Wasseragamen und Kaimane.
Kandidatin Zoe ist bei der Prüfung sichtlich unwohl, sie kreischt und zappelt im Wasser. Nach etwa vier Minuten hat der Spuk ein Ende. Zoe Saip wird unversehrt aus dem Tank geholt. Ob das aber auch für die Tiere zutrifft, ist derzeit Gegenstand einer hitzigen Debatte.
RTL-Dschungelcamp: Starb ein Reptil bei einer Prüfung?
Denn gegen Ende der Prüfung ist bei sehr genauem Hinsehen zu erkennen, wie eines der Reptilien scheinbar leblos mit dem Bauch nach oben im Tank von Zoe Saip treibt. Für die Tierschuzorganisation PETA ist der Fall klar: "Die Tiere standen sichtlich unter Stress und versuchten verzweifelt, aus dem Wasser zu kommen. Am Ende der Prüfung war eine Echse – vermutlich eine Grüne Wasseragame – tot", schreibt PETA in einer Mitteilung.
Die Tierschützer haben RTL und die Firma ITV Studios Germany daraufhin am Montag beim zuständigen Veterinäramt Rhein-Erft-Kreis angezeigt und fordern die Behörden auf, die weitere Tiernutzung zu untersagen.
Denn anders als in den vergangenen Jahren findet das Dschungelcamp in diesem Jahr nicht in Australien statt, sondern wird in einem Studio in Hürth in der Nähe von Köln aufgezeichnet. Die Tierschützer sehen daher deutsches Recht verletzt und deutsche Behörden in der Pflicht. Der Verein Auffangstation für Reptilien München e.V., nach eigenen Angaben mit 2000 aufgenommenen Tieren pro Jahr der größte seiner Art in Deutschland, erwägt ebenfalls Anzeige zu erstatten.
RTL weist Vorwürfe der Tierquälerei zurück
"Es ist offensichtlich, dass die Tiere in totaler Panik sind", sagt die Biologin Susanne Egli. Für die Reptilien habe es in diesem Szenario keinerlei Möglichkeit gegeben, sich zu verstecken oder das Wasser zu verlassen. Die hektischen Bewegungen der Teilnehmer, die Enge des Behälters und die fehlende Fluchtmöglichkeit hätten die Tiere unter Stress gesetzt. "Und selbst, wenn die Agame nicht tot ist, ist es Tierquälerei", meint Egli.
RTLweist diese Vorwürfe zurück. "Das Tierwohl steht bei dieser Produktion absolut im Vordergrund", erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Während der Dreharbeiten sei kein Tier zu Schaden gekommen, so der Sprecher weiter. "Alle Tiere sind wohlauf."
Vorwurf der Tierquälerei bei RTL-Dschungelshow: Das sagt das Landratsamt
Das zuständige Landratsamt des Rhein-Erft-Kreises bestätigt dies auf Anfrage unserer Redaktion. Keines der Tiere sei zu Tode gekommen, teilt eine Sprecherin mit. "Alle Tiere leben, sind gesund und befinden sich in artgerechter und in jeder Hinsicht an ihre Bedürfnisse angepasster Haltung." Nach dem die Anzeige von PETA eingegangen war, habe das Veterinäramt die Abläufe und Hintergründe der Show unangekündigt vor Ort überprüft.
Bei der Szene, in der ein Reptil vermeintlich leblos im Wasser zu sehen ist, müsse es sich den Behörden zufolge um eine Momentaufnahme gehandelt haben. "Wir vermuten, dass sich das Tier gerade in einer Drehbewegung befand. Das Veterinäramt ist dieser Frage intensiv nachgegangen, eine andere Erklärung ist aber nicht ersichtlich", teilt das Landratsamt mit.
In den Tanks gebe es laut Landratsamt Röhren, die den Tieren als Rückzugsort dienten sowie weitere bauliche Vorrichtungen zum Schutz der Tiere. Diese seien jedoch für den Zuschauer nicht sichtbar.
Tiere im Dschungelcamp: War ein Tierarzt vor Ort?
Für Susanne Egli von der Reptilienauffangstation München ist aber offen, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Sie frage sich, ob ein Tierarzt bei den Dreharbeiten vor Ort war und wenn ja, warum er nicht eingeschritten sei. Schließlich seien die Szenen ihrer Ansicht nach "grauenvoll".
RTL teilt dazu auf Anfrage mit: "Während des Drehs ist immer Fachpersonal anwesend." Unter anderem könne die Tierlehrerin Diana Antoine auf eine 30-jährige Berufserfahrung zurückblicken. Außerdem sei ein ausgebildeter Tierpfleger dabei, der von zuständigen Veterinärämtern kontrolliert werde. "Die Tiere wurden in einem von einem Veterinäramt abgenommenen Spezialtruck angeliefert. In diesem Truck sind die Tiere in genau auf ihre Bedürfnisse angepassten Terrarien untergebracht. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Ernährung sind genauestens auf jede Tierart abgestimmt", heißt es von RTL. "Ein jederzeit möglicher Abbruch bei Gefahr für das Wohl der Tiere ist mit der Produktionsfirma vertraglich vereinbart", teilt das Landratsamt mit.
Tierquälerei im Dschungelcamp? Das sagt die zuständige Behörde dazu
Außerdem handele es sich nicht um Tiere aus freier Wildbahn. Sie werden laut Landratsamt von einem Unternehmen zur Verfügung gestellt, das seit 30 Jahren auf die Haltung von Reptilien und exotischen Tieren spezialisiert sei. "Alle Tiere stammen nachweislich aus eigener bzw. europäischer Nachzucht, nicht aus Wildfängen und sind aufgrund zahlreicher Einsätze, auch z.B. zu Lehrzwecken, an den Umgang mit Menschen gewöhnt."
Zoe Saip will während ihrer Prüfung auch nichts bemerkt haben: „Mir liegt das Wohl von Tieren sehr am Herzen. Ich habe zum Glück kein verletztes oder totes Tier gesehen“, lässt sie über RTL mitteilen.
Auf Seiten des Landratsamtes sieht man beim Einsatz der Tiere in der RTL-Show keine Hinweise auf Verstöße gegen geltendes Recht. Es sei zwar davon auszugehen, dass die Tiere einem gewissen Stress ausgesetzt waren. "Nachdem das Veterinäramt aber feststellen konnte, wie intensiv man sich über die gesamte Zeit hinter den Kulissen um das Wohlergehen der Tiere kümmert, halten wir eine möglicherweise stressige Situation, die zudem bereits trainiert worden war, über wenige Minuten für vertretbar. Jedenfalls sehen wir keinen ahndungsfähigen Verstoß", heißt es in einer Mitteilung.
Außerdem würden alle Fernsehaufzeichnungen in den Hürther Studios dem zuständigen Veterinäramt vorab angemeldet, auf Einhaltung tierschutzrechtlicher Vorgaben überprüft und regelmäßig vor Ort kontroliiert, so das Landratsamt weiter.
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