Söhne Mannheims jetzt im Doppelpack
Mannheim (dpa) - Als die Band das erste Mal gemeinsam spielt, sind alle in der Halle platt. Erstaunte Blicke, anerkennendes Nicken von den Söhnen Mannheims.
Da hat gerade ihr Pendant gespielt - 14 junge Künstler sind in die Rolle des jeweiligen Bandmitglieds geschlüpft und haben den Song "Lieder drüber singen" präsentiert. Die jungen Männer sind die Sieger des Castings, mit dem die Soul- und Hip-Hop-Band auf Nachwuchssuche gegangen ist. "Wow, die sind erschreckend gut", sagte Xavier Naidoo. Tagelang haben er und die "Söhne" aussortiert, zugeschaut, angehört und geprobt mit den Bewerbern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Am Donnerstag fiel nun die Entscheidung im "Trafowerk" im Industriegebiet Mannheims: Die 14 Sieger werden im Videoclip zur neuen "Söhne"-Single "IZ ON" die Hauptrolle übernehmen. Allen voran: Der 24-jährige Tim Bendzko aus Berlin, der den Part von Xavier Naidoo übernimmt.
"Als ich von dem Casting erfuhr, war sofort klar: Das muss ich gewinnen", sagte Tim. Äußerlich hat er wenig Ähnlichkeit mit Naidoo. Aber wenn er singt, dann sind da die gleichen Gesten, Bewegungen - und die Stimme. "Ich war sofort ziemlich beeindruckt", schilderte Naidoo seinen ersten Eindruck beim Sichten des Bewerbungsvideos des blonden Sängers. "Er macht etwas Eigenes. Es gibt nur wenige, die auch den Rap so rüberbringen." Nun erwartet den Berliner ein Heimspiel: Am 10. Juli sollen die Nachwuchs-Söhne als eigene Band beim Waldbühnen-Konzert live spielen. "Da müssen wir uns warm anziehen, wenn die als unsere Vorband spielen", sagte Naidoo lachend.
Die Nachwuchstalente hatten sich vom 12. bis 31. März im Internet bewerben können. Dazu mussten sie ihren Part im Song "Babylon System" einspielen und einen Clip von maximal 90 Sekunden aufnehmen. Rund 400 Bewerbungen erhielt die Band. Mehr als 40 Nachwuchstalente durften beim Casting in Mannheim als Sänger, Musiker und Rapper vor der Band persönlich spielen. "Es war ein Casting auf Augenhöhe", meinte Naidoo. "Wir haben Musiker gesucht, echte Talente."
Am Ende standen am Donnerstag noch 26 junge Männer gemeinsam mit dem "Original" auf der Bühne und probten den Ernstfall - bis am Abend die 14 Pendants feststanden. Höhepunkte des Castings sollen demnächst auch im Internet zu sehen sein.
"Es war auch für uns ein Experiment", meinte Söhne-Mitglied Henning Wehland. Von den üblichen Castings im Fernsehen sollte sich das Projekt absetzen. "Für uns war von Anfang an klar: keine Demütigungen", betonte die Band. Das Finale erinnerte gleichwohl an Szenen aus dem Fernsehen: Zwei Konkurrenten mussten nach vorne treten ins Rampenlicht. Das "Original" nannte dann Stärken und Schwächen und schließlich - zum Teil nach zermürbenden Sekunden - die Entscheidung. "Jetzt kommt der Teil, der für uns als Musiker eigentlich unvorstellbar ist", sagte Naidoo zum Beginn der Bekanntgabe. "Jetzt wird es hart. Jetzt kommt der erschütternde Teil."
Tränen gab es - zumindest vor den anwesenden Journalisten - aber keine. Zwei, drei Bewerber schienen nahe dran. Insgesamt jedoch überwog wohl das Erlebnis und der Spaß bei der Aktion. Mehrere Tage lang hatten die Nachwuchsmusiker zusammen mit den Profis proben und spielen können. "Das war ein wunderbares Erlebnis", meinte Gitarrist Marco Hohner (28) aus Würzburg. "Ein Hammer-Erlebnis. Eine Superaktion - auch wenn man nicht das Rennen macht", so Schlagzeuger Christian Dernjac (22) aus dem niedersächsischen Vechta.
"Wir wollten jungen Leuten eine Chance geben", erklärte Naidoo. Unter professionellen Bedingungen sollte der Nachwuchs Erfahrungen sammeln können. Für die Söhne-Doubles steht nun am 22. April der Videodreh in Mannheim auf dem Plan, dann das Konzert in Berlin. Aber auch mit dem einen oder anderen Teilnehmer, der nicht gewann, wird die Band in Kontakt bleiben. Beispielsweise mit Sänger Chris aus dem pfälzischen Landau, der Tim den Vortritt lassen musste. "Du wohnst um die Ecke. Mit dir werden wir hier und da sicher etwas machen", meinte Naidoo. Und auch für die anderen Talente bestehen Chancen: "Wir kennen jetzt Ersatzleute - falls wir mal krank sind."
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